Bei den Freien Wählern in Augsburg rumort es fünf Monate vor der Kommunalwahl: Vereins-Vorsitzender Dieter Kleber und seine Frau Petra Kleber, Schatzmeisterin in der FW-Kreisvereinigung, haben am Wochenende mit sofortiger Wirkung ihre Ämter niedergelegt. Hintergrund sind dem Vernehmen nach erhebliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Vorstands. Diese Unstimmigkeiten hatten sich bereits vergangene Woche bei der offiziellen Nominierung des FW-OB-Kandidaten Hannes Aigner abgezeichnet, der mehr Gegenstimmen einstecken musste als erwartet.
Streit bei den Freien Wählern Augsburg: „Es gab zu viele Meinungsverschiedenheiten“
Bei den Freien Wählern ist seit einiger Zeit eine Neuaufstellung in Gang. Erst Ende September hatte es einen Führungswechsel in der Partei gegeben: Raluca Sandner, 41, löste die langjährige Vorsitzende Angelika Lippert ab. An der Spitze des Vereins Freie Wähler (die FW haben aus ihrer Historie heraus eine Doppelstruktur aus Verein und Partei) dagegen stand bisher Dieter Kleber. Doch der hat nun, gemeinsam mit seiner Frau Petra Kleber, hingeschmissen. „Es gab einfach zu viele Meinungsverschiedenheiten mit einigen Mitgliedern“, so Kleber am Sonntag auf Anfrage. Mehr möchten er und seine Frau nicht sagen: „Wir wollen nicht nachtreten.“ Die Klebers betonten, dass ihnen Selbstdarstellung und Machtstreben fern liegen. Teamarbeit, Wertschätzung und ehrenamtlicher Einsatz seien prägend für politische Arbeit.
Freie-Wähler-Parteichefin Raluca Sandner äußert ihr Bedauern
Parteichefin Sandner äußerte am Sonntag ihr Bedauern. Die Klebers hätten über lange Zeit wertvolle Arbeit geleistet. Offenbar seien die Vorstellungen zu den Freien Wählern aber auseinander gegangen. Insofern sei die Trennung schade, aber konsequent. Für den Erneuerungskurs gebe es insgesamt breite Zustimmung, nachdem dieser Kurs auch die Erfahrung von langjährigen Mitgliedern miteinbeziehe, betonte Sandner.
Icon vergrößern
Dieter Kleber (zweiter von rechts) hat am Wochenende seinen Rücktritt als Vorsitzender des Vereins Freie Wähler erklärt.
Foto: Peter Fastl
Schließen
Icon Schließen
Icon vergrößern
Icon verkleinern
Icon Pfeil bewegen
Dieter Kleber (zweiter von rechts) hat am Wochenende seinen Rücktritt als Vorsitzender des Vereins Freie Wähler erklärt.
Foto: Peter Fastl
Die FW befinden sich seit Monaten in unruhigem Fahrwasser. Wie berichtet hatte die Partei geplant, zur Kommunalwahl im März 2026 mit FDP und Pro Augsburg in einem gemeinsamen, bürgerlichen Bündnis anzutreten. Doch noch bevor der Zusammenschluss richtig gestartet war, hatte er sich aufgrund parteipolitischer Differenzen schon wieder erledigt. Seitdem bieten sich die FW der CSU offensiv als möglicher Regierungspartner ab 2026 an.
Den größten Ehrgeiz dabei entwickelt Digitalminister Fabian Mehring, der zugleich FW-Bezirkschef ist. Er hofft, in Bayerns drittgrößter Stadt einen Erfolg für seine Partei zu verbuchen, die ihre Wähler bislang eher im ländlichen Raum hat. Nach der Absage seines favorisierten OB-Kandidaten Jürgen Marks, Pressesprecher von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), zauberte Mehring mit dem Kanuten Hannes Aigner einen neuen OB-Kandidaten aus dem Hut.
Geringe Teilnahme bei OB-Nominierung in Augsburg
Bei der Nominierungsversammlung am vergangenen Mittwoch wurde Aigner dann zwar gewählt, das Ergebnis fiel aber mäßig aus. Zum Ergebnis der öffentlichen Nominierung schweigt Partei-Chef Sandner, doch Anlass zum Jubel gab es nach Aussage mehrerer Teilnehmer nicht, genauso wie die grundsätzliche Beteiligung. Ob das Ergebnis an der Persona Aigner lag oder daran, dass die Abstimmung als Vehikel genutzt wurde, um grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten auszutragen, ist offen. Einiges spricht für letztere Annahme, ist zu hören. Kritiker befürchten dennoch, dass es Aigner nicht gelingen werde, sich aus dem Schatten von Mehring und Marks zu lösen und als OB-Kandidat ein eigenes Profil zu entwickeln. Für Unmut sorgt auch das Auftreten von einigen der neuen Akteure. Der Wahlkampf solle vor allem über soziale Netzwerke laufen, so die Kritik. Wer sich stattdessen bei Veranstaltungen präsentiere, werde belächelt.
Kommenden Donnerstag wollten die Freien Wähler ihre Liste für die Stadtratswahl 2026 aufstellen. Der Termin wird verschoben. Sandner sagt, man wolle Anfang/Mitte November die Kandidatenliste aufstellen. Die Versammlung am Donnerstag wäre zu kurzfristig gewesen. Zur Reihung sagt Sandner aktuell noch nichts. OB-Kandidat Aigner dürfte auf Platz 1 kommen, im vorderen Feld werden wohl Sandner, die Stadträte Hans Wengenmeir und Regina Stuber-Schneider sowie Jürgen Marks kandidieren. Wer auf welchem Platz stehen wird, dürfte Auskunft darüber geben, wie Alt und Neu bei den Freien Wählern austariert werden. „Wir werden ein richtig gutes Team haben“, kündigte Sandner an. Beide Spektren sollten sich wiederfinden.
Auch wenn sie ihre Ämter im Kreisverband der Freien Wähler niedergelegt hat: Ihre Aufgabe als Geschäftsführerin der Fraktion Bürgerliche Mitte im Stadtrat will Petra Kleber bis zum Ende der Amtszeit beibehalten. „Die Fraktion hat in den vergangenen knapp sechs Jahren gut zusammengearbeitet.“ Mit der Entwicklung bei den Freien Wählern habe das nichts zu tun. Die Klebers kündigten an, sich künftig auf die ehrenamtlichen Aktivitäten in Göggingen und im Sport zu konzentrieren.
-
Stefan Krog
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
FW
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis
-
Hannes Aigner
Icon Haken im Kreis gesetzt
Icon Plus im Kreis