Kiel/Molfsee. Ulf Daude, Schulleiter in Kiel-Gaarden, tritt für die SPD zur Oberbürgermeister-Wahl in Kiel am 16. November an. Im Interview spricht der 52-Jährige darüber, was die Stadt von Skandinavien lernen kann, wo er im Kieler Haushalt kürzen würde – und welcher Bundesminister sein Freund ist.
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Herr Daude, Kiels Haushalt weist hohe Defizite auf, das Rathaus erlebt einen großen Umbruch auf der Führungsebene. Haben Sie sich Ihre Kandidatur gut überlegt?
Ulf Daude: Vor großen Herausforderungen habe ich noch nie zurückgeschreckt. Als ich die Leitung der Gemeinschaftsschule am Brook in Gaarden 2022 übernahm, war die Schule in einer schwierigen Lage. Es war zwar alles da: eine engagierte Lehrerschaft sowie Kinder und Jugendliche, die zeigen wollten, was sie können. Auch das Ministerium hat unterstützt. Aber was fehlte, war die gemeinsame Leitidee, einen Lieblingsort für alle daraus zu machen. Das habe ich geschafft und möchte das nun auch für die ganze Stadt Kiel machen.
Dafür ist Geld nötig, das die Stadt Kiel zurzeit nicht hat.
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Stimmt, wir müssen im Haushalt die richtigen Prioritäten setzen. Nicht in Einzelstrategien denken, sondern in einem Leitbild – Kiel soll das Tor nach Skandinavien werden. Alles, was den Zusammenhalt fördert, muss an erster Stelle stehen. Dazu möchte ich die Stabsstelle „Liebenswertes Kiel“ einrichten.
Mit zusätzlichem Personal?
Nein, in der Verwaltung lässt sich noch viel digitalisieren, sodass Ressourcen und Arbeitskraft frei werden.
Ulf Daude (SPD): Mehr Skandinavien für Kiel
Wie können wir uns Ihr liebenswertes Kiel vorstellen?
Was das konkret bedeutet, möchte ich mit den Menschen vor Ort besprechen. Ein Beispiel: Wir schleppen einen Badeponton in die Hörn. Kopenhagen hat mit so einem schwimmenden Schwimmbecken erreicht, einen unbelebten Ort interessant zu machen. Das ist ja auch das Problem an der Kieler Hörn, wo es zwar Wohnungen gibt, aber wenig Leben. Auch dort brauchen wir Angebote, vielleicht eine Padeltennis-Anlage. So etwas kostet nicht viel Geld, bringt aber die Menschen zusammen. Die Kernfrage an die Kielerinnen und Kieler ist: Was brauchst du, damit du dich hier wohlfühlst?
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Was ist Ihre Antwort?
Ich trete mit drei Säulen an: Die erste ist, Menschen zusammenzubringen. Unsere Gesellschaft driftet auseinander. In Skandinavien ist das nicht so stark der Fall. Deshalb brauchen wir nach dem Vorbild ein neues Wir-sind-Kiel-Gefühl – ähnlich wie zur Kieler Woche.
Was ist die zweite Säule?
Chancen schaffen. Es ist Unsinn, dass Bildung allein Ländersache ist. Das Gebäude, der Schulhof, die Digitalisierung – dafür sorgt die Kommune als Schulträger. Die Schüler sollen einbezogen werden, damit sie sich wohlfühlen. Nur so können sie erfolgreich lernen. Zur zweiten Säule zählt auch die Wirtschaft. Gute Arbeit gibt es nur mit einer starken Wirtschaft. Ich möchte meinen Einfluss geltend machen, um mehr Industriearbeitsplätze nach Kiel zu holen.
Welche Rolle spielt bezahlbares Wohnen?
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Das ist die dritte Säule. Ich möchte die Kieler Wohnungsgesellschaft Kiwog weiter ausbauen, damit sie eine Marktmacht entwickeln kann. Außerdem soll die Kieler Wohnungsbaupolitik auch die Wirtschaft fördern, zum Beispiel Genossenschaften. Sie bauen für ihre Mitglieder und betreiben aktive Quartiersentwicklung. Da steht nicht Gewinnoptimierung im Mittelpunkt, sondern die Gemeinschaft. Das Rathaus soll den Unternehmen und privaten Bauherren nicht im Weg stehen, sondern mit einer modernen Verwaltung unterstützen.
Bundesfinanzminister Lars Klingbeil ist ein guter Freund von mir.
Ulf Daude (SPD)
Oberbürgermeister-Kandidat in Kiel
Dazu müssen Sie mehr als 6000 Verwaltungsbeschäftigte überzeugen.
Auch hier gilt das skandinavische Führungsprinzip: Finde heraus, was deine Leute gut können und setze sie richtig ein. Wertschätzend und fördernd sein, sowohl der Belegschaft als auch den Bürgern gegenüber. In der Verwaltung muss klar sein, dass es nicht um einen Wettbewerb geht, wer die ausführlichste Prüfung macht, sondern wie wir schnell und rechtssicher Anträge genehmigen. Für kurze Wege soll es in jedem Stadtteil eine Außenstelle geben.
„Die Stadtbahn ist der Gamechanger“
Im Rat sind die Grünen die stärkste Kraft. Wie wollen Sie dort die Mehrheiten mobilisieren?
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Die Fraktionen sollen sich ebenfalls an dem Prozess beteiligen, Kiel zum Tor nach Skandinavien zu machen. Sie werden unterschiedliche Vorstellungen haben, aber es ist dann meine Aufgabe, das zusammenzuführen. Schließlich ist der Oberbürgermeister bei Grundsatzentscheidungen an die Ratsversammlung gebunden. Deshalb ist es auch vermessen zu behaupten, dass ein OB allein zum Beispiel die Stadtbahn verhindern oder durchsetzen kann.
Wie wollen Sie an die Debatte um die Stadtbahn herangehen?
Mein Schwerpunkt ist, die Stadtteile zu verbinden – das stärkt den Zusammenhalt. Die Stadtbahn ist der Gamechanger, um schnell viele Menschen durch Kiel zu befördern. Dafür brauchen wir auch Parkhäuser, wo Autofahrer umsteigen können. Der Parkschein wäre dann gleich das Ticket für die Stadtbahn.
Welche Vorschläge haben Sie an die Politik, den Haushalt zu sanieren?
Erstmal müssen wir uns massiv dafür einsetzen, dass Bund und Land ihre Rechnungen bezahlen. Dafür habe ich schon die richtigen Kontakte. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil ist ein guter Freund von mir. Was die Ausgaben betrifft, müssen wir Abstriche machen. Zum Beispiel beim Meeresvisualisierungszentrum, das können wir zurückstellen. So etwas müssen wir nicht unbedingt selbst bauen, das könnten auch Partner machen.
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In einem Satz: Weshalb sollen die Kielerinnen und Kieler Sie wählen?
Weil Kiel vor großen Herausforderungen steht und ich diese Stadt liebe. Denn gerade jetzt braucht Kiel einen erfahrenen Manager, mit langjähriger Erfahrung im öffentlichen Dienst und in der Politik, der gemeinsam für und mit den Menschen hier unsere Zukunft gestaltet.
KN