In den USA ist an diesem Montag ein bundesweit anerkannter Feiertag. Aber was da genau gefeiert wird, hängt schwer davon ab, wo man wohnt. Unter anderem in Arizona, Idaho, Georgia, Illinois und New York wird der „Columbus Day“ zu Ehren von Christopher Kolumbus begangen. In einigen Staaten wie New Mexico, Vermont und Maine hingegen wurde der „Columbus Day“ vor einigen Jahren abgeschafft und durch den „Indigenous Peoples’ Day“ ersetzt. Ohio, Pennsylvania, Nebraska und Alabama feiern beide Tage auf einmal, während Tennessee den Kolumbus-Tag zwar offiziell „befolgt“, aber den freien Arbeitstag lieber im November an Thanksgiving dranhängt. Es ist ein veritabler Feiertagsflickenteppich.

Selbstverständlich ist die Frage, wer am Montag wegen des sogenannten Entdeckers Amerikas oder wegen der von ihm Entdeckten zu Hause bleibt, nicht allein eine Frage der Geografie, sondern inzwischen auch eine der Ideologie. Der Kulturkampf um Kolumbus ist in vollem Gange. Und der US-Präsident will da jetzt mal für klare Verhältnisse sorgen. Er verfügt: Es wird am Montag der „ultimative Triumph der westlichen Zivilisation“ gefeiert!

Der „Indigenous Peoples Day“ ist für Trump ein Versuch von „linken Brandstiftern“, den Namen von Kolumbus zu zerstören

In dem Dekret, das Trump gerade diesbezüglich unterzeichnet hat, wird der in Genua geborene und unter spanischer Flagge segelnde Kolumbus als „true American hero“ bezeichnet, der geleitet von seinem „frommen Gebet und seiner unerschütterlichen Stärke und Entschlossenheit“, Tausende von Jahren an Weisheit, Philosophie, Vernunft und Kultur über den Atlantik nach Amerika gebracht habe. „Bei seiner Ankunft errichtete er in einem Akt der Hingabe ein majestätisches Kreuz und weihte das Land im Namen Gottes“, heißt es auf dem Papier des Weißen Hause.

Natürlich ist das, gelinde gesagt, ein etwas eurozentrischer Ausschnitt der Geschehnisse vom 12. Oktober 1492, dem Tag, als Kolumbus die Küste der heutigen Bahamas erreichte, in der Annahme, es handle sich um die Rückseite von Indien. Dass der amerikanische Kontinent zu diesem Zeitpunkt bereits seit Jahrtausenden bewohnt war, unter anderen von Hochkulturen wie den Maya, den Inka, den Azteken, dass auch auf dem heutigen Staatsgebiet der USA indigene Völker lebten, die keineswegs auf das majestätische Kreuz und alles, was es mit sich brachte, gewartet hatten: etwa den Landraub, die Zwangschristianisierung, die eingeschleppten Seuchen – all das erwähnt der US-Präsident mit keinem Wort.

Es ist, als ob es all das nicht gegeben hätte, was Kerri Malloy, ein Professor der „Native American and Indigenous Studies“ von San José State University gegenüber „NPR Radio“ so beschreibt: Die Ankunft von Kolumbus „löste einen Massengenozid an den Ureinwohnern in der gesamten westlichen Hemisphäre aus“. Um auch dieses Teils der Geschichte zu gedenken, wurde der „Indigenous Peoples’ Day“ eingeführt – und in den zurückliegenden Jahren auch immer weiter popularisiert. Aus Sicht des aktuellen US-Präsidenten ist das aber lediglich ein Versuch von „linken Brandstiftern“, den Namen von Kolumbus zu zerstören.

Tatsächlich war es der ehemalige demokratische Präsident Joe Biden, der den „Indigenous Peoples’ Day“ offiziell dem „Columbus Day“ gleichstellte, an jedem zweiten Montag im Oktober. Die Behauptung Trumps allerdings, es seien vor allem seine politischen Gegner, also das von ihm als linksradikal bezeichnete Amerika, das mit Kolumbus ein Problem habe und dessen Erbe „entehren“ wolle, geht so nicht ganz auf. Oklahoma beispielsweise ist einer der konservativsten Staaten der USA, in dem verlässlich republikanisch gewählt wird. Es ist aber gleichzeitig auch die Heimat von 39 indigenen Stammesnationen. Und am Columbus Day wird dort selbstverständlich auch der „Oklahoma Native American Day“ gefeiert.

Die Bundesangestellten der USA haben es in dieser hoch komplizierten Gemengelage noch am einfachsten. Sie bleiben am Montag weder wegen der amerikanischen Ureinwohner noch wegen Christopher Kolumbus daheim. Sondern schon allein wegen des weiterhin andauernden Regierungs-Shutdowns.