Der Klimawandel bedroht das Leben vieler Tiere in der Arktis. Doch zumindest für Robben sollen Erfinder aus Norwegen eine Lösung gefunden haben: Wenn das arktische Meereis verschwinde, verlören die Tiere die Eisschollen, die sie brauchen, um sich auszuruhen oder ihre Jungen aufzuziehen, steht in einem Facebook-Beitrag. Doch angeblich hätten Ingenieure „schwimmende Eiskapseln entwickelt, die den verschwindenden Lebensraum ersetzen werden“, heißt es auf einem Sharepic dazu, das Robben auf solchen künstlichen Eisschollen im arktischen Meer zeigt. Ist das Bild echt?

Bewertung

Falsch. Es finden sich keine Belege, dass ein solches Projekt norwegischer Ingenieure existiert. Das Bild ist wahrscheinlich KI-generiert, es weist entsprechende Fehler auf.

Fakten

Sucht man auf Englisch oder auf Norwegisch nach Berichten über das Projekt norwegischer Ingenieure zur Entwicklung künstlicher Eis-Plattformen für Robben, so findet sich: nichts. Das angebliche Projekt wird allein in Social-Media-Beiträgen erwähnt, die auch auf Englisch kursieren, aber keinerlei Quelle angeben.

Wenn man sich das online kursierende Bild mit den Robben genauer ansieht, sind zudem typische KI-Bildfehler erkennbar. So ragt ein Mast mit einer Flagge, der einem Schiffsmast ähnelt, im oberen Drittel des Bildes aus dem Eis. Doch stünde er auf einem Schiff, wäre dies halb versunken – auch eine stabile Eisscholle, die den Mast tragen könnte, ist nicht zu erkennen.

Das zweite Schiff oder Bauwerk rechts vom Mast wirkt ebenfalls deplatziert und unnatürlich. Für ein Schiff ist es zu sehr versunken im Wasser, für ein Gebäude fehlt der feste Boden. Ebenso wirken die Robben auf der Eisscholle links unförmig. Köpfe oder Flossen sind nicht zu erkennen.

Weitere Faktenchecks über angebliche künstliche Eisschollen

Ein Faktencheck der US-Medienplattform Snopes kommt ebenfalls zum dem Ergebnis: Es deutet nichts darauf hin, dass ein solches Projekt für Robben existiert.

Das schwindende Eis in der Arktis ist aber tatsächlich ein Problem für viele Tiere. Robben nutzen das Eis tatsächlich als Ort, an dem sie ihre Jungen aufziehen. Schwindet das Eis, fehlen ihnen diese Plätz und die Überlebenschancen für Jungtiere sinken.

Es findet sich auch ein Projekt, das zumindest entfernt an die Falschbehauptung zu künstlichen Eisschollen in der Arktis erinnert: In der nördlichen Ostsee wurden im Rahmen eines Projekts unter Beteiligung der Fachhochschule Turku (Finnland) ab 2022 versuchsweise 13 Höhlen aus Plastik oder Sperrholz aufgestellt. Sie sollen Robbenjungtieren im Schärenmeer kleine Schutzhöhlen bieten, die im schwindenden Eis rar werden.

Zwar erwarten Wildtier-Forschende, dass die Zahl der arktischen Robben angesichts schmelzender Eisflächen sinken wird. Dennoch gelten die Populationen noch immer als weitgehend gesund. Dies ist etwa Berichten des norwegischen Polarinstituts und der US-Behörde für Ozeanografie und Atomsphäre zu entnehmen.

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Haben auch Sie einen Sachverhalt, den man einmal unter die Lupe nehmen sollte? Ein Foto, Video oder eine Aussage, die geprüft werden sollte? Dann freuen wir uns über Ihre Nachricht an die dpa-Faktenchecker unter 0160 3476409 via WhatsApp. (Keine Gewähr für eine Veröffentlichung)

Transparenzhinweis

Das Projekt „Augsburg checkt‘s“ erfolgt in Zusammenarbeit der Stadt Augsburg, der Stadtwerke Augsburg, der Augsburger Allgemeinen, der Günter Holland Journalistenschule und der Deutschen Presseagentur. Stadt Augsburg und Stadtwerke Augsburg stellen Gebäude, Liegenschaften sowie Fahrzeuge für die Initiative zur Verfügung. Dort sind Plakate zu sehen, in den Trams und Bussen werden Inhalte von „Augsburg checkt‘s veröffentlicht“. Auf Inhalte haben weder Stadt noch Stadtwerke Einfluss. Die Faktenchecks wurden von der Deutschen Presseagentur recherchiert und werden unter anderem über die Augsburger Allgemeine publiziert.

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