Mehrere Millionen Menschen in Deutschland schniefen und husten gerade. Dabei ist oft nicht klar, womit man sich angesteckt hat. In einigen Fällen kann das aber wichtig sein.
Von Joanna Thurow, tagesschau.de
Viele Menschen in Deutschland leiden gerade an akuten Atemwegserkrankungen. Laut einem aktuellen Bericht des Robert Koch-Instituts ist die Zahl der Infektionen im Vergleich zur Vorwoche weiter angestiegen und befindet sich auf einem hohen Niveau. 7,5 Millionen Menschen werden pro Woche mit einer neu aufgetretenen Atemwegserkrankung registriert.
Das macht sich auch in der Praxis von Hausarzt Oliver Abbushi in Deisenhofen bei München bemerkbar. „Bei uns ist wahnsinnig viel los seit Mitte der zweiten Oktoberfestwoche. Wir arbeiten teilweise bis 20.30 Uhr, weil wir sonst die Erkältungserkrankten gar nicht unterbekommen würden.“
Ein Phänomen, das der Hausarzt jedes Jahr zur Oktoberfestzeit beobachtet. Mehr als sechs Millionen Menschen kommen in dieser Zeit aus der ganzen Welt nach München und feiern dicht an dicht in meist schlecht belüfteten Zelten – ein idealer Virenherd.
Symptome ähneln sich
In die Praxis von Oliver Abbushi kommen mittlerweile auch immer mehr Patientinnen und Patienten, die sich mit dem Coronavirus angesteckt haben. Grippefälle seien dort aktuell noch eher die Ausnahme.
Häufige Symptome bei Corona, Grippe und einer Erkältung sind Halsschmerzen, Husten und Schnupfen. Fieber tritt bei einer Grippe und bei Corona häufiger auf als bei einer Erkältung. Bei einer Grippe setzen die Symptome häufig sehr plötzlich ein.
Sowohl bei Corona als auch bei einer Grippe kann es zu schweren Verläufen und Komplikationen kommen. Das Portal gesund.bund weist darauf hin, dass das vor allem Risikopatienten betrifft. Beispielsweise Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, Schwangere oder Ältere. Es kann zum Beispiel passieren, dass der Erreger eine Lungenentzündung verursacht. Gerade für Ältere oder Menschen mit Vorerkrankungen kann das schnell gefährlich werden.
Corona und Grippe können Herz belasten
Ein Symptom von Corona und Grippe sei hohes Fieber, so der Kardiologe Heribert Schunkert. Die damit einhergehende Entzündung im Körper könne Organe in Mitleidenschaft ziehen und insbesondere das Herz enorm strapazieren. „Das Herz muss mehr arbeiten. Der Blutdruck fällt ab und entsprechend muss das Herz mehr pumpen“, so der Kardiologe von der Technischen Universität München.
Eine Grippe- oder Coronainfektion könne außerdem in seltenen Fällen zu einer Herzmuskelentzündung führen, erklärt der Kardiologe. Viel häufiger sei aber, dass eine infizierte Person bereits an einer Herzerkrankung leide und durch die zusätzliche Belastung durch das Virus Herzprobleme bekomme. Das gelte sowohl für Corona-, als auch für Grippe-Infektionen. „Das Spektrum von einem eher milden Verlauf bis hin zu einem schweren Verlauf mit Organbeeinträchtigungen sind bei der Grippe- und bei einer Coronainfektion inzwischen ähnlich zu beobachten“, so Schunkert.
Selbsttests bei Kontakt mit Risikopatienten empfohlen
Nicht vorbelastete Menschen haben in der Regel leichte oder mittelschwere Beschwerden und können sich zu Hause auskurieren. Gerade weil eine Grippe- oder Corona-Infektion auch einen milden Verlauf haben kann, sind die Erkrankungen nicht immer von einer Erkältung zu unterscheiden.
Um herauszufinden, welches Virus man sich eingefangen hat, werden seit einiger Zeit Kombitests angeboten. Sie funktionieren ähnlich wie die Corona- Selbsttests. Hausarzt Oliver Abbushi empfiehlt ihn Menschen, die ein größeres Risiko für einen schweren Verlauf haben. Denn bei ihnen könne man das durch Medikamente verhindern.
Das gelte auch für Menschen, die mit Risikogruppen Kontakt haben. Der Hausarzt betont: „Es macht schon nochmal einen Unterschied, ob ich jemanden mit Corona, Influenza oder mit einem trivialen Erkältungsvirus anstecke.“
Bei leichten Symptomen in die Arbeit?
Bei schweren Erkältungssymptomen bleibt oft nichts anders übrig, als sich krank zu melden. Aber was sollte man tun, wenn man sich fit genug zum Arbeiten fühlt, aber Angst hat, die Kolleginnen und Kollegen anzustecken?
Für den Hausarzt ist das eine schwierige Frage, auf die er keine allgemeingültige Antwort hat. Am besten sei es, nach Möglichkeit aus dem Homeoffice zu arbeiten. Wenn das nicht geht, sollte man zumindest allgemeine Hygienemaßnahmen beachten: Hände waschen, Lüften und FFP2-Maske tragen.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt Älteren über 60 und Menschen mit Vorerkrankungen außerdem eine jährliche Impfung, sowohl gegen das Corona- als auch gegen das Grippevirus. Damit minimiert man auch das Risiko, sich überhaupt anzustecken – und kommt im Idealfall gesund durch den Winter.