Als besonders kirchennah gilt der Norden Deutschlands nicht – die Katholiken leben hier in der Diaspora. Aber dennoch gab es am Ostermontag zahlreiche Reaktionen der Trauer, auch von der Islamischen Gemeinschaft und aus der Politik.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße würdigte den gestorbenen Papst Franziskus als einen großen Brückenbauer. „Eine „verbeulte Kirche“, eine „Kirche an den Rändern“ war ihm wichtiger als eine Kirche, die ihre Heiligkeit vor sich herträgt“, sagte Heße. Es sei eine besondere Zeit, die nun zu Ende gegangen sei. Heße rief die Gemeinden im Erzbistum Hamburg auf, um 12.00 Uhr ein Trauergeläut zu läuten. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist nach Angaben des Vatikans am Ostermontag im Alter von 88 Jahren gestorben.
„Ich bin fest davon überzeugt, dass wir erst in ein paar Jahren wirklich sagen können, was von seinem Pontifikat, von seiner Art Christ zu sein, nachhaltig in Erinnerung und innerhalb der katholischen Weltkirche erhalten bleiben wird“, sagte Hamburgs Erzbischof. Sein argentinisches Temperament sei öfters durchgekommen. „Er hat uns aber gutgetan, wir dürfen dankbar sein, ihn als Papst erlebt zu haben.“
Heße sei Papst Franziskus sehr dankbar. „Er hat mich zum Erzbischof von Hamburg ernannt und meine bisherige Zeit als Bischof begleitet.“ Gerne erinnere er sich an die vielen Begegnungen mit Papst Franziskus. „Immer wenn ich mit ihm sprach, freute er sich und sagte: „Hamburg, da war ich!““. Papst Franziskus hatte Hamburg im Oktober 1986 besucht. Aber auch später verband Erzbischof Heße noch eine sehr persönliche Geschichte mit dem Papst – im Rahmen von Vorwürfen, die gegen Heße im Umgang mit der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche gemacht wurden und die noch aus dessen Kölner Zeit herrührten, hatte Papst Franziskus einen Rücktrittsersuchen Heßes im Jahr 2021 abgelehnt und ihn gebeten, „seine Sendung als Erzbischof von Hamburg im Geist der Versöhnung und des Dienstes an Gott“ fortzuführen.
Die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), Kristina Kühnbaum-Schmidt, reagierte ebenfalls mit großer Trauer auf die Todesnachricht. „Papst Franziskus war ein Prophet im Hirtenamt, dessen spirituelle Kraft und klare Stimme gerade in diesen Zeiten sehr fehlen werden“, schrieb die Leitende Geistliche der Nordkirche in einem Kondolenzschreiben an die Erzbistümer Hamburg und Berlin.
Sie habe den Papst stets zugewandt, aufmerksam und warmherzig erlebt, erklärte Kühnbaum-Schmidt. „Mit ihm ist eine neue Atmosphäre für die ökumenischen Gespräche in die römisch-katholische Kirche eingezogen.“ Noch bei ihrem letzten persönlichen Zusammentreffen im April 2024 habe Franziskus dazu ermutigt, den Weg der Ökumene unbeirrt weiterzugehen. „Persönlich hat mich immer wieder sein klarer Einsatz für Gottes bedrohte Schöpfung bewegt und inspiriert.“
Die Nordkirche umfasst die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern. Einige Gemeinden liegen den Angaben zufolge auch in Brandenburg.
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat den Einsatz des verstorbenen Papstes Franziskus für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit hervorgehoben. Die Hamburger Bischöfin würdigte Franziskus am Ostermontag als einen „geistlich von Hoffnung tief durchdrungenen Papst, der sich zugleich auf berührende Gesten verstand, um auf das Elend in der Welt aufmerksam zu machen“.
Markant und früher als viele andere habe er die Welt über die Not der Geflüchteten auf Lampedusa alarmiert, erklärte Fehrs. Mit seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ habe er internationale Maßstäbe gesetzt. „Tief beeindruckend war seine menschliche Nahbarkeit und aufrichtige Bescheidenheit. Er ging stets auf alle Menschen zu. Das ließ ihn zum Segen werden“, stellte die evangelische Theologin heraus.
„Als evangelische Christinnen und Christen sind wir dankbar dafür, wie er für den internationalen Zusammenhalt in Wort und Tat eingetreten ist“, fügte die Bischöfin hinzu. Papst Franziskus habe die Staatengemeinschaft aus seiner christlichen Grundüberzeugung heraus immer wieder dazu aufgefordert, ihrer Verantwortung für die Welt gerecht zu werden. Angesichts der aktuellen Herausforderungen habe Papst Franziskus bis zuletzt die geistigen und kulturellen Wurzeln Europas betont und an die Friedenspflicht des Kontinents appelliert.
Aus Islamische Gemeinschaft äußert sich
Auch der Rat der Islamischen Gemeinschaften in Hamburg hat den gestorbenen Papst Franziskus gewürdigt. Er habe nicht nur seine katholische Kirche, sondern die gesamte Menschheit im Blick gehabt, teilte die Schura mit. „Sein unermüdlicher Einsatz für Gerechtigkeit, Frieden und die Würde jedes einzelnen Menschen – ungeachtet von Religion, Herkunft oder sozialem Status – bleibt unvergessen“, heißt es in einem Kondolenzschreiben der islamischen Gemeinschaften.
Besonders hervorzuheben seien seine Offenheit im interreligiösen Dialog sowie seine klaren Worte gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt. Papst Franziskus habe Brücken gebaut – zwischen Konfessionen, Religionen und Kulturen. „Auch wir in Hamburg haben seine Haltung als Zeichen der Hoffnung und des Miteinanders erlebt und geschätzt.“
Tschentscher: „Leben der christlichen Nächstenliebe gewidmet“
Die Regierungschefs von Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben sich bestürzt über den Tod von Papst Franziskus gezeigt. „Gemeinsam mit Millionen Menschen auf der ganzen Welt trauere ich um Papst Franziskus“, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) betonte: Der Papst „hat sein Leben der christlichen Nächstenliebe gewidmet, sich weltweit für soziale Gerechtigkeit eingesetzt und in seiner Amtszeit die Erneuerung der katholischen Kirche vorangetrieben“.
jlau