Acht Häuser an den Hausnummern 330 bis 362 verleihen der Vitalisstraße heute ein nahezu dörflich-romantisches Ambiente. Die schmucken Bauten aus Fachwerk, verputzten Wandstücken, Backsteinmauerwerk und roten sowie gelben Klinkern, stehen unter Denkmalschutz und sind Zeugnis der städtischen Industriegeschichte. Es handelt sich um die ehemalige „Gaswerksiedlung“, errichtet für die Arbeiter und Arbeiterinnen des städtischen Gaswerks, das sich damals in Ehrenfeld befand.
Heute sind die „Gaswerkhäuschen“ ein attraktiver Wohnort – und doch sind mittlerweile insgesamt acht der insgesamt 32 Wohnungen darin unbewohnt, manche schon seit längerer Zeit, wie die Anwohner und Anwohnerinnen bei einem Ortstermin berichten.
Anwohner und Anwohnerinnen haben sich vor einem Gaswerkhäuschen versammelt, um mit einem Plakat auf den Leerstand aufmerksam zu machen und darüber zu beraten.
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Die Wohnungen gehören der Stadt
„Eine ältere Bewohnerin in einem der Häuser ist verstorben“, erzählt der Lindenthaler Bezirksvertreter Roland Schüler (Grüne), „seitdem steht ihre Wohnung leer, und zwar seit anderthalb Jahren.“ Schüler, der gegenüber wohnt, wundert sich über den langen Leerstand, denn immerhin handelt es sich um städtischen Wohnraum. Die Wohnungen werden heute von der Wohnungs GmbH der Stadtwerke Köln (WSK) verwaltet.
Nachdem das Gaswerk in Ehrenfeld 1933 geschlossen wurde, standen die Wohngebäude weiterhin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kölner Gas und Wasser-Werke und ihren Nachfolgegesellschaften zur Verfügung. Das war ab 1960 die GEW Köln AG und ist seit 2022 der Rhein-Energie AG. Aber auch Angestellte der anderen Unternehmen des SWK-Konzerns dürfen dort Wohnungen beziehen. So rätseln die verbliebenen Bewohner und Bewohnerinnen, warum denn nun keine neuen Nachbarn und Nachbarinnen einziehen.
Die Häuser sollen saniert werden und die Mieten gering bleiben
Der lange Leerstand hat laut Auskunft der WSK aber einen ganz einfachen Grund: „Die Wohnungen sollen saniert werden“, sagt Pressesprecherin Doris Lindemann. Die Sanierung sei derzeit aber noch in der internen Abstimmung. „Neben den bautechnischen Herausforderungen aufgrund der denkmalschutzrechtlichen Maßgaben, achtet die WSK bei der Planung der Sanierung auch auf die Bezahlbarkeit der Wohnungsmieten für die Mitarbeitenden“, betont Lindemann.
„Die aktuelle durchschnittliche Wohnungsmiete beträgt acht Euro pro Quadratmeter. Das Ziel der WSK ist es, dieses Mietniveau bestmöglich im Interesse ihrer Mieter halten zu können.“ Deshalb seien die einzelnen Arbeiten sorgfältig zu planen und kostenbewusst auszuwählen, damit am Ende nicht die Mieter und Mieterinnen mit starken Mieterhöhungen belastet werden müssten. Dafür sei Zeit nötig. Die Wohnungsgesellschaft gehe aber davon aus, dass sie in den nächsten Monaten das Sanierungskonzept fertigstellen und anschließend den Mietern und Mieterinnen vorstellen könne.
Schmuckstücke und Teil der Unternehmensgeschichte
Dem Unternehmen sei sehr daran gelegen, die Schmuckstücke an der Vitalisstraße zu sanieren und zu erhalten. Sie hätten auch für die WSK eine besondere Bedeutung.
Immerhin handelt es sich auch um ein Stück Unternehmensgeschichte, ein typisches Beispiel für Industrie- und Arbeitersiedlungsbau des frühen 20. Jahrhunderts. Die Häuser an der Vitalisstraße wurden 1902 und 1903 für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen der Gaswerke errichtet, während an der Widdersdorfer Straße 206 und 208 Wohnhäuser für die Führungsetagen gebaut wurden. Letztere befinden sich ebenfalls nach wie vor im Eigentum der WSK.
Diese denkmalgeschützten Wohngebäude sollen auch künftig, möglichst im sanierten Zustand, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der städtischen Unternehmen zur Verfügung stehen.