Dorothee Elmiger ist für ihren Roman „Die Holländerinnen“ mit dem Deutschen Buchpreis 2025 ausgezeichnet worden. Das gab die Jury im Rahmen der Preisverleihung im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse bekannt. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert und gilt als eine der wichtigsten literarischen Auszeichnungen im deutschsprachigen Raum.
Elminger Stil sei „gleichzeitig distanziert und doch fesselnd“ begründete die Jury ihre Entscheidung. Ihr Roman „Die Holländerinnen“ sei „ein faszinierender Tripp ins Herz der Finsternis.“
‚Die Holländerinnen‘ – ein faszinierender Tripp ins Herz der Finsternis.
Aus der Jury-Begründung
Beim Buchpreis-Einspielfilm zu ihrem Roman sagte die Autorin „Ich bin beim Schreiben des Buches immer wieder erschrocken, wie dunkel und düster es ist.“ In ihrer Dankesrede zitierte Elmiger die Dichterin Marie Luise Kaschnitz mit den Worten „Der Dichter ist das Sprachrohr der Ratlosigkeit seiner Zeit“. Zudem schloss sie sich dem Gedanken der Band Tocotronic an: das Unglück müsse überall zurückgeschlagen werden. Auch ihr Schreiben und ihr Text seien so zu verstehen.
Elmiger: Studium auch am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig
Die Schweizer Schriftstellerin Elmiger hat Literatur am Literaturinstitut im schweizerischen Biel sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert, außerdem Philosophie, Geschichte und Politikwissenschaft in Luzern und Berlin. Sie lebt heute in New York.
Bereits 2020 landete sie mit ihrem Roman „Aus der Zuckerfabrik“ auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Sie erhielt schon mehrfach Auszeichnungen, darunter den Aspekte-Literaturpreis (2010), den Erich-Fried-Preis (2015) und den Nicolas-Born-Preis (2022).
„Die Holländerinnen“: Unheimlicher Roman über männliche Gewalt
Literaturkritiker Kais Harrabi hat das Buch für MDR KULTUR rezensiert. In dem Roman will eine Theatergruppe den letzten Spuren von zwei holländischen Touristinnen nachspüren, die spurlos im Regenwald verschwunden sind. Sie wollen daraus ein Theaterstück kreieren. Eine angesehene Schriftstellerin ist damit beauftragt, die Recherche zu protokollieren und den Stücktext daraus zu entwickeln. Sie erzählt das ganze Geschehen.
Zunehmend geht es dabei um männliche Gewalt, die Erzählungen der einzelnen Expeditionsmitglieder sind voll von Hinweisen auf geschlagene Frauen, gewalttätige männliche Genies und Machtmissbrauch.
Referenzen zu David Lynch, Werner Herzog bis Klaus Kinski
Je tiefer die Expedition in den Regenwald vordringt, desto mehr erscheinen die Männer wie eine dunkle Präsenz, mit der die Möglichkeit von Gewalt in die Geschichte kommt, so unser Kritiker. In „Die Holländerinnen“ entpuppe sich Dorothee Elmiger als eine „Meisterin des Unheimlichen“.
In „Die Holländerinnen“ entpuppt sich Dorothee Elmiger als eine Meisterin des Unheimlichen.
Kai Harrabi, Literaturkritiker
Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ sei nur die offensichtlichste Referenz, die Elmiger in ihrem schmalen, aber unfassbar reichhaltigen Roman bemüht, so Harrabi. Von Alice Munro über Marie-Louise Kaschnitz bis hin zu David Lynch, Werner Herzog und Klaus Kinski reichen die vielen Anleihen, Zitate und Querverweise, so unser Kritiker, daraus sei ein hypnotischer, dichter Roman entstanden, der seine Geheimnisse erst nach und nach preisgibt.