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Gegen Wladimir Putin fehlt es an viel: Ein Bericht beleuchtet die missliche Lage der Ukrainer an der Front. Die russische Armee soll ganze Lücken vorfinden.
Donbass – Es ist militärisch nicht selten ein Hin und Her im Ukraine-Krieg. Während die kriegswichtige russische Öl-Industrie durch Drohnenangriffe schwer unter Druck gerät, gilt dasselbe für die ukrainischen Streitkräfte an vielen Frontabschnitten zwischen Charkiw, Donbass und Saporischschja. Ein Bericht aus der Ukraine schildert nun regelrecht alarmierende Erkenntnisse, wie schlecht es um die Verteidiger gegen Moskau-Autokrat Wladimir Putin und dessen Invasionsarmee mancherorts bestellt ist.
Ein russischer Artillerie-Soldat steht an der Donbass-Front unweit von Pokrowsk. © IMAGO / ITAR-TASS
Konkret: Die Ukrainska Prawda berichtet von angeblich eklatanten Missständen. Grundsätzlich fehle es überall entlang der rund 1250 Kilometer langen Front an ausreichend Soldatinnen und Soldaten. Besagte Front würde an einzelnen Stellen erhebliche Lücken aufweisen, durch die kleinere Verbände aus Russland punktuell immer wieder durchstoßen und ukrainische Stellungen einfach umgehen könnten, heißt es in dem Bericht weiter.
Nach Verlusten gegen Wladimir Putin: Ukrainer halten ihre Leopard-2-Panzer zurück
Während die Ukrainer jetzt auf neue US-Raketen wie die Barracuda hoffen, fehlt es vielerorts ferner an schwerem Gerät. Heißt: Es gibt nicht genügend Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, trotz der Waffen-Lieferungen aus den Reihen der NATO. Auffällig ist seit Längerem, dass die Ukrainer etwa ihre Leopard-2-Panzer zurückhalten und nur noch vereinzelt in Gefechte an die Front werfen. Wohl um die Bestände zu schonen, da schon länger keine neuen Leopard-2-Lieferungen mehr angekündigt wurden.
Die ukrainischen Verluste an Panzern haben es in sich, wenn sich auch der Vormarsch der russischen Truppen laut Analysten von DeepState im September im Vergleich zum Vormonat nach Kilometern fast halbiert haben soll. Wie die viel zitierte Open-Source-Website Oryx am 8. Oktober auflistete, hatte die ukrainische Armee bis zu diesem Zeitpunkt im Ringen mit Putins Besatzungstruppen dokumentiert 9974 militärische Fahrzeuge verloren. Darunter waren demnach 1289 Kampfpanzer und 1452 Schützenpanzer.
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Im Bericht der Ukrainska Prawda ist nun die Rede davon, dass sich zwischen manchen ukrainischen Stellungen an der sogenannten Kontaktlinie Lücken zwischen 200 und 700 Metern auftäten. Vereinzelt sei die Front demnach sogar auf einer Länge von einem Kilometer nicht befestigt und nicht mit Soldaten besetzt. Immer wieder war in den vergangenen Monaten von akutem Personalmangel und Rekrutierungsproblemen für die Front zu lesen.
Nach immensen Verlusten im Ukraine-Krieg: Wladimir Putin rekrutiert viele neue Soldaten
„Manche Stellungen existieren nur zum Schein. Sie werden von Soldaten mit Gehirnerschütterungen und von verwundeten Soldaten gehalten. Sie sind dort, damit die Vorgesetzten sagen können, wir haben Stellungen in diesem Gebiet“, zitiert das Online-Portal nun einen namentlich nicht genannten Soldaten. Drohnen-Einheiten und Mörsertrupps seien zunehmend gezwungen, dünn besetzte Verteidigungsstellungen zu verstärken, indem statt Soldaten etwa Drohnen-Piloten aus der Ferne mit Kamikaze-Drohnen die Linien kontrollieren.
Ebenfalls brisant: Russland kann Verluste wohl schlicht ausgleichen. Laut dpa hat Putin jüngst per präsidialem Dekret die Einberufung von 135.000 Männern zum Wehrdienst angeordnet. Dabei hatte der britische Geheimdienst die russischen Verluste im Ukraine-Krieg Mitte Juni auf eine Million getöteter oder verwundeter Soldaten geschätzt. 250.000 russische Soldaten gelten laut dieser Einschätzung aus Großbritannien als tot oder vermisst, 400.000 bis 500.000 seien unwiderruflich schwer verwundet.
Verluste der Ukraine: Wohl hunderttausende verwundete und getötete Soldaten
Die US-Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) hatte indes ebenfalls in einer Analyse aus dem Juni die Zahl getöteter und verwundeter ukrainischer Soldaten auf 400.000 geschätzt. 60.000 Soldaten der Ukraine seien wohl gefallen oder gelten als vermisst, hieß es damals. Es sind bittere Zahlen, die sich in die alarmierenden Berichte von der Front einreihen. (Quellen: Ukrainska Prawda, Meduza, Oryx, dpa, CSIS) (pm)