Klein Barkau. Wulf Riethaus lehnt an seinem Fahrrad und blickt über die Schulter auf die Landstraße 307 hinter sich. Hinter ihm: die Dorfstraße in Klein Barkau in Sichtweite der Abfahrt auf die neue Autobahn 21 (A21). „Hier soll, Stand jetzt, eine Bedarfsampel für Fahrradfahrer und Fußgänger entstehen“, sagt der ehemalige Stadtplaner, der sich beim Bürgerverein Barkauer Land engagiert. Lieber wäre ihm eine ergänzende Tunnel-Lösung.
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Denn: Hier soll eine „Park-and-Ride-Anlage“ entstehen. Eine Ampel sei vorgesehen, aber die alleine ist den Anwohnern nicht sicher genug, erklärt Riethausen. Denn: „Auf der östlichen Seite der A21 soll das interkommunale Gewerbegebiet einiger Gemeinden aus dem Barkauer Land und der Landeshauptstadt Kiel entstehen.“
Mit dem Gewerbegebiet, so argumentieren Riethausen und eine Reihe von Bürgermeistern aus der Umgebung, werde sich der Verkehr hier deutlich verdichten – nicht nur der Lieferverkehr, auch Pendelverkehre zu den rund 70 Hektar Gewerbeflächen werden erwartet. „Nicht nur der Autoverkehr wird zunehmen, sondern auch der Fahrradverkehr“, sagt Riethausen.
Fahrradtunnel soll auch gut für den Autoverkehr sein
Im Barkauer Land befürchtet man, dass es hier gefährlich werden könnte. Der Tunnel wäre demnach nicht nur eine ergänzende Sicherheitsmaßnahme neben der Ampel, sagt Riethausen: Er würde auch den Autoverkehr weniger aus dem Fluss bringen – und wäre daher auch aus dieser Perspektive wünschenswert.
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Ulf Kämpfer (SPD), scheidender Oberbürgermeister von Kiel, war kürzlich vor Ort. Die A21 soll eines Tages in die Landeshauptstadt münden. „Heute muss man kein Freak mehr sein, um 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit zu fahren“, sagt er mit Blick auf die technische Entwicklung und Verbreitung von E-Bikes.
Heute muss man kein Freak mehr sein, um 20 Kilometer mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.
Ulf Kämpfer (SPD)
Oberbürgermeister der Stadt Kiel
Wegen dieser Reichweiten sei es wichtig, die Infrastruktur für das Fahrrad auszubauen – und zwar durchgehend von den Quellen bis zu ihren Zielen. Die Annahme, dass mit dem Gewerbegebiet der Verkehr, auch der Radverkehr, von Kiel ins Barkauer Land und zurück dichter wird, teilt auch der Kieler Verwaltungschef.
Nur: Für die Einrichtung der Fahrradinfrastruktur braucht es belastbare Zahlen. „Wir können nicht einfach auf angenommene Bedarfe hin bauen“, sagt Michael Pirschel. Er leitet die Abteilung Verkehr und Straßenbau im Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein.
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Es gebe Zahlen aus der Vergangenheit, die zeigen, dass die Verkehrsbelastung vor Ort langsam ansteige. Weiter gebe es globale Prognosedaten des Bundes, die einen Anstieg des Autoverkehrs ausweisen. Nur: Eine konkrete Prognose für das Gewerbegebiet Barkauer Land gibt es noch nicht.
„An den Bushaltestellen hier sind bereits jetzt Fahrräder angekettet“, sagt Riethausen. Heißt: Der Radverkehr lebt im Barkauer Land – die Menschen nutzen das Rad für die sogenannte „letzte Meile“. Der Begriff meint den Abschnitt eines Weges von Startpunkt bis zu dem Verkehrsmittel, mit dem das Gros der Strecke zurückgelegt wird – beziehungsweise vom Hauptverkehrsmittel zum Ziel.
Barkauer Land braucht Verkehrsgutachten
Die Deges möchte 2026 das Planfeststellungsverfahren für den nächsten Bauabschnitt der A21 nach Wellsee einleiten. Bisher sei geplant, dass westlich der B404/A21 ein Radweg liegt. „Der Radweg ist mit einer Breite von 2,5 Metern ausreichend dimensioniert.“
Berücksichtigt werde die „verfestigte“ Planung der Länder und Gemeinden. Dann haben aber auch die sogenannten Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, ihre Eingaben zu machen. Hier kann der Fahrradtunnel zur Sprache kommen.
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Und das heißt mit Blick auf das Gewerbegebiet: Es braucht das von Pirschel angesprochene Gutachten. Kommt es rechtzeitig und die angenommenen Verkehrszahlen sind ausreichend, schauen die Fahrradfahrer im Barkauer Land nicht in die Röhre – sondern in den Tunnel.
KN