Kritik an Stuttgart Netze: Probleme bei Zählern – Stuttgarter mit Solaranlage müssen Strom verschenken Seit April 2025 am Netz – aber beim Zählertausch nach wie vor in der Warteschleife: die Solaranlage von Harald Rauber in Stuttgart-Plieningen Foto: privat

Unabhängig voneinander bemängeln zwei Stuttgarter, dass sie seit Längerem eine PV-Anlage haben, aber keinen neuen Zähler. Einzelfälle oder Hinweis auf die Rückkehr alter Probleme?

Wenn Harald Rauber von seiner bisherigen Zeit mit der Solaranlage erzählt, wird deutlich, dass bei dem Plieninger einiges schiefgelaufen zu sein scheint. Bereits im April gingen die Photovoltaik-Zellen ans Netz – aber selbst ein knappes halbes Jahr später kann er nicht behaupten, dass jetzt alles läuft. Stattdessen sagt er, der schöne Sommer sei teils verloren. Finanziell.

Was sagen Betreiber von PV-Anlagen in Stuttgart?

Zwar produziert Harald Rauber auf seinem Dach seit Frühling Strom aus Sonnenenergie. Die Spitzenleistung: 16,6 Kilowattpeak. Das Meiste verbrauche die Familie selbst; was dann trotzdem als Überschuss ins allgemein Netz geht, für das bekam Rauber im Sommerhalbjahr keinen Cent. Der Grund: Obschon Anfang Mai beantragt, dauerte der Zählerwechsel Monate. Im September sei dann eine moderne Messeinheit eingebaut worden, obwohl Rauber einen Smart Meter bestellt habe.

Immer mehr Menschen – auch in Stuttgart – installieren auf dem Dach eine Solaranlage. Foto: picture alliance/dpa

Nach vielen Minuten in der Warteschleife des Netzbetreibers Stuttgart Netze wirkt der Plieninger gereizt: „Da weiß die linke Hand nicht, was die rechte tut.“ Weiteres Beispiel, das er anführt: Sein alter Stromvertrag für die mittlerweile 14 Jahre alt Wärmepumpe laufe weiter, obschon sie inzwischen über die hauseigene Solaranlage gespeist werde. Heißt, die Abschläge zahlt er weiter, weil Stuttgart Netze den Zählerwechsel bisher nicht bestätigt habe.

Der Fall von Harald Rauber ist kein Einzelfall. Auch ein Eigentümer aus dem Stuttgarter Osten berichtet aktuell von einem holperigen Start. Seinen Namen möchte er nicht öffentlich machen, er ist der Redaktion bekannt. Seine Anlage sei seit Juni am Netz, berichtet er. Er warte aber nach wie vor auf den Zähler. An der Hotline habe man ihm gesagt, dass dauere mindestens zwölf Wochen. Tausende seien betroffen. Ums Geld geht es ihm dabei nicht, sondern ums Prinzip.

Sind das Probleme wie vor zwei Jahren in Stuttgart?

Vor rund zwei Jahren häuften sich die Schwierigkeiten für neue Photovoltaik-Besitzer in Stuttgart auffällig. Der Netzbetreiber räumte im Februar 2024 ein, dass der wachsende Andrang eine Herausforderung sei. Die Zahl der anschlusswilligen Stuttgarter habe sich im Vergleich zu 2021 vervierfacht. In der Folge habe man das Personal an der Stelle allerdings inzwischen nahezu verdoppelt, sagt jetzt der Sprecher von Stuttgart Netze, Maximilian Hugger.

Nicht zutreffend sei, dass Tausende in Stuttgart solche Probleme wie die beschriebenen hätten. „Zwar erleben wir aktuell eine konstant hohe Nachfrage, die Zahl der Kunden, die den Prozess aktuell durchlaufen, ist aber deutlich geringer“, sagt er. „Eine überproportionale Häufung von Problemen im Bearbeitungsprozess können wir nicht bestätigen.“ Ab dem Jahreswechsel 2025/2026 soll ein externer Dienstleister beim Zählerwechsel unterstützen.

Bekommt man Geld für Einspeisung der Solaranlage nachträglich?

Harald Rauber aus Stuttgart-Plieningen hat hochgerechnet, dass ihm diesen Sommer 500 bis 600 Euro entgangen sein dürften. Weil kein Zähler festgehalten hat, wie viel die Anlage ins Netz eingespeist hat. Welche Möglichkeiten hat der Verbraucher? Kann er dies im Nachhinein geltend machen?

Laut Stuttgart Netze ist Folgendes zu beachten:

  • Wurde der Zählereinbau nicht rechtzeitig erledigt, könne die eingespeiste Energie unter Umständen nachträglich vergütet werden.
  • Voraussetzung: Die Energiemenge kann „plausibel nachgebildet werden“, so Maximilian Hugger.
  • Betroffene Kunden sollten sich am besten zeitnah melden.Wie entwickelt sich die Zahl der Solaranlagen in Stuttgart?

Die Zahl der Solaranlagen in Stuttgart wächst stark – wie bundesweit auch. Im Februar 2024 waren es laut Stuttgart Netze rund 6500, inzwischen seien es circa 9300 mit einer Gesamtleistung von etwa 115 Megawatt (MW). „Ein modernes Windrad erreicht rund sieben Megawatt“, so Hugger.

Grundsätzlich gelte, so der Stuttgart-Netze-Sprecher: „Die Einspeisung aus Photovoltaikanlagen stellt für das Stuttgarter Stromnetz keine strukturelle Herausforderung dar – unser Netz ist für hohe Lasten ausgelegt und kann die wachsende Zahl an PV-Anlagen gut aufnehmen.“