Zwickau.
Wenn bei einer Premiere der Intendant die Bühne betritt, bevor der Vorhang sich öffnet, erwartet das Publikum meistens nichts Gutes. So wie am Samstag im Gewandhaus zur deutschen Erstaufführung des Schauspiels „María Luisa“ des spanischen Autors Juan Mayorga.
Trotz Bindehautentzündung „The Show must go on“
Dirk Löschner verkündet den Zuschauern im gut gefüllten Saal, dass die Hauptdarstellerin Ute Menzel über Nacht eine schlimme Bindehautentzündung bekam, dennoch würde sie spielen, weil sie den extra zur Premiere aus Madrid angereisten Autor und das Publikum nicht enttäuschen möchte.
Donnernder Applaus
Das Publikum und auch der wohl bedeutendste zeitgenössische Dramatiker Spaniens reagieren darauf mit donnerndem Applaus.
Stehende Ovationen, Umarmungen und ein Kniefall
Dem 90-minütigen Spektakel, das Zuschauer zum Lachen und zum Atem anhalten bringt, folgen stehende Ovationen – und ein tiefer Kniefall des Autors vor der grandiosen Schauspielerin Ute Menzel. Juan Mayorga betritt die Bühne um alle Darsteller – Hanif Idris als Hausmeister Raúl, Lev Semenov als General Benito Beckenbauer, Patrick Bartsch als Dichter Emerson Azzopardi, Philipp Andiotis und Claudia Lüftenegger als Freundin Angelines herzlich zu umarmen.
Dramtiker lobt Hauptdarstellerin „maravilloso“
Vor der Hauptdarstellerin kniet er. „Mit ihr ist jeder Moment interessant“, sagt der Dramatiker. Ihre Darstellung sei „maravilloso“ – wunderbar.
Intendant: „Diese Inszenierung ist besser als meine eigene“
Auf die Frage, wie ihm die Inszenierung von Tobias Rott für das Theater Plauen-Zwickau gefallen hat, antwortet der Intendant des Teatro de La Abadía in Madrid: „Diese Inszenierung ist besser als meine eigene in Madrid“. Der Regisseur Tobias Rott gibt beim anschließenden Premierenempfang zu, vor der Premiere ziemlich aufgeregt gewesen zu sein, weil er nicht wusste, wie der Autor seine Inszenierung finden würde. Jetzt sei er vor Freude Tränen nah.
Kommentar von Luise Curtis
Die Dramaturgin Luise Curtius, die Mayorgas Stück während ihres Studiums in Spanien entdeckte, verriet, ihr sei ein Stein vom Herzen gefallen: „Seit Utes Schock-Anruf nachts um zwei konnte ich nicht mehr schlafen“.
Kommentar des Intendanten informiert über Ute Menzel
Ute Menzel verzichtete nach der Vorstellung schweren Herzens auf den Premierenempfang. „Sie hat es gut überstanden und sich wahnsinnig über den Applaus gefreut“, sagte Intendant Löschner.
Die nächste Vorstellung des Stücks
Wer die Premiere verpasst hat, die nächste „María Luisa“-Vorstellung ist am kommenden Samstag, 18. Oktober, 19.30 Uhr im Gewandhaus.