„Der Tod von Friedrich Magirius reißt eine große Lücke. Unser Ehrenbürger hinterlässt uns ein großes Vermächtnis: Hilfe dort zu leisten, wo sie am meisten gebraucht wird. Und dabei immer die Gerechtigkeit und das friedvolle, demokratische Miteinander im Blick zu behalten. Es war ihm vor allem wichtig, dass die junge Generation in allen Ländern Krieg und Gewalt abschwören. Dieses Erbe werden wir lebendig halten“, so Oberbürgermeister Burkhard Jung.
Wirken für Aussöhnung und Verständigung
Großes Ansehen erwarb Magirius sich in Polen als Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR von 1974 bis 1982. Die Organisation setzt sich bis heute mit Freiwilligendiensten in den ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Ländern für die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Dafür wurde er 2005 mit der Ehrenbürgerwürde der polnischen Stadt Kraków (Krakau) ausgezeichnet, die zugleich Partnerstadt von Leipzig ist. Bis zu seinem Tod wirkte er in mehreren Ehrenämtern für die Verständigung mit Polen und Tschechien sowie den christlich-jüdischen Dialog.
Von 1982 bis zur Pensionierung 1995 war Magirius Superintendent für den Kirchenbezirk Leipzig-Ost und gestaltete gemeinsam mit Nikolai-Pfarrer Christian Führer die Friedensgebete. Seine Position zwischen den Bürgerrechtlern und der DDR-Führung blieb dabei nicht unumstritten. Er selbst sah sich als Vermittler zwischen den Fronten.
Im Verlauf der Friedlichen Revolution moderierte er vom 17. Januar bis 23. Mai 1990 den Runden Tisch in Leipzig. Im selben Jahr übernahm er das übergangsweise eingerichtete Amt des Stadtpräsidenten und half bis 1994 entscheidend mit, die Stadtverwaltung nach den neuen Gegebenheiten zu strukturieren. Von der Partei Bündnis90/Die Grünen wurde er 1994 als Kandidat zur Leipziger Oberbürgermeisterwahl aufgestellt.
Auszeichnungen
Für seine Leistungen erhielt Friedrich Magirius mehrere hochkarätige Auszeichnungen, darunter 1990 die Goldene Kamera stellvertretend für das Volk der DDR und den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis. Seit 1995 war er Offizier der Ehrenlegion Frankreichs. Als Mitbegründer des Stadtschülerrats Leipzig war er dessen Ehrenmitglied. 2005 verlieh ihm die Stadt Leipzig die Ehrenmedaille – ihre zweithöchste Auszeichnung. 2022 folgte die Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig. Zuvor hatte Friedrich Magirius seinen schriftlichen Nachlass an das Stadtarchiv Leipzig übergeben.
Friedrich Magirius hinterlässt seine Frau, drei Kinder, acht Enkel und einen Urenkel.