Das neue Entry/Exit System erfasst Fingerabdrücke und Gesichtsbilder von Nicht-EU-Bürgern bei der Einreise. Datenschützer warnen vor massiver Überwachung und Risiken für die Privatsphäre.
Die Europäische Union hat diese Woche ihr neues digitales Grenzüberwachungssystem eingeführt. Ab sofort müssen Reisende aus Drittstaaten beim ersten Besuch des Schengen-Raums Fingerabdrücke und Gesichtsbilder abgeben – ein Schritt, der die Sicherheit erhöhen, aber auch massive Überwachungsängste schüren soll.
Das Entry/Exit System (EES) ersetzte am 12. Oktober die traditionellen Passstempel durch digitale Aufzeichnungen. Besucher aus Großbritannien, den USA, Kanada und anderen Nicht-EU-Ländern werden bei ihrer ersten Einreise biometrisch erfasst. Diese Daten bleiben drei Jahre in einer zentralen EU-Datenbank gespeichert.
Die Europäische Kommission verspricht „reibungsloseres und sichereres“ Reisen. Doch Datenschützer warnen vor einem Überwachungsapparat gigantischen Ausmaßes mit Risiken für Datenschutzverletzungen und algorithmische Voreingenommenheit.
Digitale Revolution an den Grenzen
Das System erfasst biometrische Daten von Drittstaatsangehörigen an Selbstbedienungsterminals oder durch Grenzbeamte. Die Verwaltung übernimmt eu-LISA, die EU-Agentur für IT-Großsysteme. Bei späteren Einreisen innerhalb der dreijährigen Gültigkeitsdauer genügt ein Gesichtsscan.
Die EES soll Grenzmanagement modernisieren, Identitätsbetrug verhindern und automatisch die erlaubten 90 Tage Aufenthalt innerhalb von 180 Tagen berechnen. EU-Beamte betonen die höhere Effizienz gegenüber manuellen Passstempeln, die fehleranfällig seien.
Die Einführung erfolgt schrittweise über sechs Monate in 29 europäischen Ländern. Bis April 2026 soll das System vollständig operativ sein. Während der Übergangszeit können parallel noch manuelle Passstempel verwendet werden.
Datenschutz unter Beschuss
Trotz EU-Beteuerungen zur DSGVO-Konformität bleiben Datenschützer skeptisch. Die zentrale Speicherung von Millionen biometrischer Reisedaten – einschließlich Kindern – schaffe ein attraktives Ziel für Cyberangriffe.
Bürgerrechtsorganisationen befürchten „Massenüberwachung“ und warnen vor schleichender Ausweitung der Datennutzung auf andere Zwecke wie allgemeine Strafverfolgung. Der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDPS) soll die Einhaltung überwachen.
Kritiker warnen vor Racial Profiling: Gesichtserkennungsalgorithmen zeigten in der Vergangenheit Verzerrungen. Stuart Morris von SmartSearch betonte, dass das Vertrauen der Öffentlichkeit von robusten Schutzmaßnahmen gegen staatliche Übergriffe abhänge.
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ETIAS und mögliche Verzögerungen voraus
Das EES bildet das Fundament für das European Travel Information and Authorization System (ETIAS), das Ende 2026 starten soll. ETIAS verlangt von Reisenden aus visafreien Ländern eine Online-Vorabgenehmigung – eine weitere Digitalisierungsschicht der EU-Grenzkontrolle.
Diese vernetzten Datenbanken verstärken Sorgen über Datenaustausch und Auswirkungen auf individuelle Freiheiten. Reisende müssen während der Anfangsphase mit Verzögerungen an den Grenzen rechnen. Grenzbeamte können EES-Kontrollen bei Bedarf temporär aussetzen, um lange Warteschlangen zu vermeiden.
Die britische Regierung arbeitet bereits mit Transportanbietern zusammen, besonders an juxtaponierten Kontrollen wie dem Hafen von Dover und Eurostar-Terminals, wo die Registrierung vor der Abreise aus Großbritannien erfolgt.