E-Mobilität in Stuttgart: Schnelllader  in Zuffenhausen trotzen Netz-Hürden Saliou Gueye, Bezirksvorsteher von Zuffenhausen, Verkehrsminister Winfried Hermann und der Technische Geschäftsführer der Stadtwerke Peter Drausnigg (von links) bei der Einweihung der Schnellladestation. Foto: Stadtwerke Stuttgart

Eine neue Station der Stadtwerke Stuttgart versorgt acht E-Autos mit 300 Kilowatt Ökostrom. Gleichzeitig soll das Netz durch das Pilotprojekt nicht belastet werden – im Gegenteil.

Gemeinsam mit regionalen Partnern haben die Stadtwerke Stuttgart (SWS) am Montagnachmittag am Bahnhof in Zuffenhausen eine neue Schnellladestation in Betrieb genommen. Auf dem Areal der Deutschen Bahn können nach Angaben des Energieversorgers acht Elektroautos mit einer Leistung von bis zu 300 Kilowatt gleichzeitig geladen werden. Der Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Ein großer Batteriespeicher, der zwischen Ladesäulen und Stromnetz geschaltet ist, entlastet Letzteres und sichert gleichzeitig sehr hohe Ladegeschwindigkeiten, die je nach Fahrzeugmodell variieren.

Land fördert Pilotprojekt mit 140 000 Euro

Die Technik am Standort in Zuffenhausen unterscheide sich laut SWS von anderen. Sie erlaube es, Schnelllader mit Gleichstrom auch im Niederspannungsnetz zu betreiben. Ein Anschluss an das Mittelspannungsnetz sei nicht mehr erforderlich. Das Land hat das Pilotprojekt mit rund 140 000 Euro gefördert. Bei der Einweihung der Station in Zuffenhausen hat Verkehrsminister Winfried Hermann die Ladeinfrastruktur als innovativ und deren Technik als schlau bezeichnet. „Manchmal muss es beim Laden schnell gehen. Das ging bisher oft nur an wenigen Stellen in der Stadt, weil die Hürden am Stromnetz sehr hoch waren.“

Die Stadtwerke Stuttgart wollen mit Blick auf das Klimaneutralitätsziel der Landeshauptstadt bis zum Jahr 2035 die Voraussetzungen für insgesamt 14 000 Ladepunkte in Stuttgart schaffen, darunter 2000 mit Gleichstrom. Noch ist man weit von diesem Ziel entfernt: Aktuell gibt es 1678 Ladepunkte mit Wechselstrom, aber nur 46 Schnelllader.

„Schnellladen im urbanen Raum ist die Voraussetzung für die Akzeptanz der Elektromobilität“, sagt Thomas Speidel, Geschäftsführer von ADS-TEC Energy, dessen Nürtinger Unternehmen für die Batterietechnik verantwortlich ist. „Wie hier am Bahnhof in Zuffenhausen, stellen begrenzter Platz und der fehlende Netzanschluss eine Herausforderung dar. Mit unseren Systemen braucht es keinen vorherigen Netzausbau. Als Hersteller aus Baden-Württemberg freuen wir uns besonders über dieses Projekt im Schulterschluss mit der Region.“

Peter Guse von der Stuttgarter Firma Vector Informatik betont, dass Elektrofahrzeuge die lokale Emissionen reduzieren, aber die Stromnetze beim Ladevorgang zusätzlich belasten. „Dafür wurden sie nicht ausgelegt. Mit unserem intelligenten Lademanagement lösen wir nicht nur dieses Problem im Projekt durch zeitliche Entkopplung von Ladeverbrauch und Stromerzeugung, sondern unterstützen die Dekarbonisierung durch gezielte Abnahme überschüssigen regenerativen Stroms.“

Perspektivisch wollen die Stadtwerke Stuttgart den urbanen Schnellladepark in Zuffenhausen weiterentwickeln. Geplant ist im Jahr 2026 unter anderem die Einführung dynamischer Ladeoptionen. Ziel sei es laut des Energieversorgers, die Batterie der Ladestation dann zu laden, wenn der Ökostrompreis verhältnismäßig niedrig ist. Eine Photovoltaikanlage könnte am Hub ebenfalls Strom erzeugen. Außerdem ist geplant, dass die Batterie bei Bedarf und zur Stabilisierung Strom ins Netz zurückspeisen kann.