Beim historischen Gaza-Gipfel in Ägypten ging es um nichts Geringeres als eine Friedenslösung im Nahen Osten. Vertreter aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und mehreren arabischen Staaten vermittelten zwischen Israel und der Hamas. Einer fehlte jedoch in Scharm El-Scheich: Russlands Präsident Wladimir Putin. Geradezu bemerkenswert, da der Kreml in der Region traditionell eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
Während westliche und arabische Regierungschefs, Minister und Diplomaten im ägyptischen Urlaubsparadies (die meisten Touristen sind dort übrigens Russen) über eine Waffenruhe und Hilfslieferungen nach Gaza gesprochen haben, blieb der Kremlchef außen vor. Doch warum war Putin nicht bei einem der wichtigsten geopolitischen Gipfeltreffen zugegen?
Gaza-Gipfel: Wollte Trump keine Russen dabeihaben?
Außenminister Sergej Lawrow erklärte in Moskau im Nachgang des Gaza-Treffens, Russland habe sich nicht „aufdrängen“ wollen. „Wir sind bereit, in jedem Format mitzuwirken – wenn die Teilnehmer dies wünschen“, sagte er auf einer Pressekonferenz mit arabischen Journalisten.
Hinter Lawrows diplomatisch formulierter Antwort steckt jedoch mehr. Wie der russische Chefdiplomat durchblicken ließ, war Russland schlicht nicht eingeladen worden. „Die Einladungen wurden von der ägyptischen Führung verschickt, die ihre Schritte mit anderen arabischen Initiatoren, aber vor allem mit den Vereinigten Staaten abgestimmt hat“, betonte Lawrow. Eine Kritik an Washington? Die USA unter Donald Trump hätten offenkundig keinen russischen Einfluss beim Gaza-Gipfel am Roten Meer gewollt.
Dabei ist der Einfluss Moskaus auf die Konfliktparteien im Nahen Osten keineswegs zu unterschätzen. Russland pflegt seit Jahrzehnten enge Beziehungen zu arabischen Staaten. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas reiste in den vergangenen Jahren unzählige Male nach Russland. Das russische Außenministerium äußerte sich seit Beginn des Krieges vor zwei Jahren immer wieder solidarisch mit Palästina.
Der Kreml unterhält diplomatische Kanäle sowohl zu Israel als auch zur Hamas. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und Putin sollen – trotz großer Meinungsverschiedenheiten in manchen geopolitischen Ansichten – sich persönlich nah sein, wird kolportiert. Im Syrienkrieg war der Kreml zudem ein zentraler Akteur, und auch bei den indirekten Gesprächen zwischen Israel und palästinensischen Vertretern spielte Moskau mehrfach eine direkte Vermittlerrolle.
Gerade diese Vielschichtigkeit hätte Russland theoretisch zu einem nützlichen Akteur beim Gaza-Gipfel gemacht – als möglichen Brückenbauer zwischen den verfeindeten Lagern. Doch in der aktuellen geopolitischen Lage scheinen besonders Nato-Vertreter den Russen nicht zu vertrauen. Seit Beginn des Ukrainekriegs versucht der Westen, Russland international zu isolieren. Allen voran innerhalb der EU betrachtet das Gros der Regierungen den Kreml als Stör- und Unsicherheitsfaktor und nicht als möglichen Friedenspartner.