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Diana Krall. © IMAGO/Patrik Uhlir
Ein sehr langsamer Abend mit Diana Krall in der Alten Oper.
Es waren einmal eine Akustikgitarre und ein E-Bass. Sie wurden liebevoll gestimmt und behutsam auf die Bühne des Großen Saals der Alten Oper zu Frankfurt getragen, kurz vor Konzertbeginn. Dort standen bereits ein Kontrabass, ein Drumset, ein Flügel. Dann traten drei Menschen auf.
Am Flügel: die kanadische Jazzpianistin und -sängerin Diana Krall. Wobei es da schon losgeht: Wie passt es zu dem Stempel „Jazz“, dass sich bei den fünf von Krall bei ihren Konzerten am häufigsten gecoverten Komponisten Tom Waits und Bob Dylan zwischen Irving Berlin, Cole Porter und George Gershwin drängen? Und ist sie jetzt mehr Sängerin oder mehr Pianistin?
Arrangements, die nicht massenkompatibel sind
Würde man die Zeiten stoppen, käme man wohl auf mehr instrumentale als vokale Minuten. Daran haben Sebastian Steinberg am Kontrabass und Matt Chamberlain am Schlagzeug mit solistischen Passagen beträchtlichen Anteil. „Die Pianistin begleitet nicht immer die Sängerin, und die Sängerin hört der Pianistin manchmal nicht zu – aber es klappt irgendwie“, sagt Krall selbst über das Verhältnis ihrer beiden Seiten in einer ihrer seltsam fahrigen Ansagen.
Steinberg und Chamberlain grooven und shufflen jazzkellerkompatibel, bekommen viel Raum für Soli. Auch Diana Kralls Akkordcluster und Tastenläufe biedern sich nicht an die große Bühne an. Überhaupt sind die Arrangements alles andere als massenkompatibel-glatt.
Viele sind so extrem entschleunigt, dass man den Musizierenden gern drei Tassen starken Kaffees auf die Bühne bringen lassen würde. Selbst das sonst im Midtempo swingende Nat-King-Cole-Cover „L-O-V-E“ oder der von Frank Sinatra bekannte Cole-Porter-Song „I’ve Got You Under My Skin“ bietet das Trio bis zur Dekonstruktion verlangsamt dar.
Das hat den Vorteil, dass die singenden Saiten und das kleinteilige Schlagzeug, vor allem aber jede Nuance in der oft hauchigen, gelegentlich brüchigen Stimme von Diana Krall gut zu hören sind. Ein Hoch auf die Tontechnik: Fiele eine Stecknadel, auch sie käme zur Geltung.
2004, kurz nach der Hochzeit mit dem britischen Songwriter Elvis Costello, veröffentlichte Krall ein Album mit selbst komponierten, teils gemeinsam mit Costello verfassten Songs. In der Alten Oper hat sie davon nur den Titelsong „The Girl in the Other Room“ dabei. Sonst bleibt sie beim Great American Songbook, bei Dusty Springfield, Fats Waller, Henry James and his Orchestra.
Diana Krall singt sich im Verlauf des Abends frei, sie beginnt in Frankfurt mit einer fast gesprochener Phrasierung wie bei „All Or Nothing At All“, lässt erst später ihr Timbre schimmern, beim Billie-Holiday-Cover „All Of Me“ etwa oder bei einem Medley aus „They Can‘t Take That Away From Me“, „‘S Wonderful“ und Burt Bacharachs „The Look of Love“, das mit einem flehenden „Don’t ever go“ ausklingt.
Das viele langsame Tempo macht allerdings ganz schön müde. Wohl tun darum das Minidrama „Boulevard Of Broken Dreams“ im wiegenden Rumpelrhythmus, das atemlos getriebene „Just You, Just Me“ oder gegen Ende die gute alte „Route 66“. Auch für die Zugabe „Ophelia“ von The Band legt das Trio nochmal ein wenig Tempo nach.
Und am Ende stehen da freilich immer noch eine Akustikgitarre und ein Bass auf der Bühne der Alten Oper. Sie blieben runde zwei Stunden lang ungespielt.