Die Stadt Hamburg plant, den halben Elbtower für das Naturkundemuseum zu kaufen – zum Festpreis von 595 Millionen Euro. Das teilten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) in Begleitung weiterer Senatoren mit. Was das für die Zukunft des Rumpfbaus und die Verhandlungen mit dem Konsortium bedeutet.
Für den seit rund zwei Jahren als Rumpf-Rohbau dastehenden Hamburger Elbtower zeichnet sich eine Lösung ab. Die Stadt will knapp die Hälfte der Geschossfläche des Gebäudes für das geplante Naturkundemuseum kaufen, teilte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) mit – zum Festpreis von exakt 595 Millionen Euro. Dabei sind die Umzugs-, Einrichtungs- und Betriebskosten für das Museum nicht berücksichtigt. Die Realisierung im Elbtower sei möglich und gehe auch deutlich schneller als ein eigener Neubau, der zudem nach aktuellen Schätzungen rund 230 Millionen Euro teurer würde, als die jetzt favorisierte Lösung, wie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte. Tschentscher freute sich über eine „Win-win-Situation“.
Architekt stimmt kürzerer Variante zu
Dressel geht davon aus, dass die Bauarbeiten – nach einer erfolgreichen Einigung der Stadt mit dem Investoren-Konsortium und der Zustimmung der Bürgerschaft – bereits im kommenden Jahr wieder aufgenommen werden könnten. Dabei soll das Gebäude nun 46 Meter kürzer werden und nur noch eine Höhe von 199 Metern erreichen. Der Londoner Stararchitekt David Chipperfield hat diesen Plänen laut Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) zugestimmt.
Die Stadt will nach Fertigstellung die unteren zwölf Geschosse mit einer Fläche von 46.000 Quadratmetern für das geplante Naturkundemuseum mit seinen 10 Millionen Sammlungsstücken, Forschungslaboren und Büros des Leibniz-Instituts zur Verfügung stellen. Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal (Grüne) rechnet mit einer halben Million Museumsbesucher pro Jahr – angelockt unter anderem durch einen in Alkohol konservierten, vier Meter langen Hai.
Finanzsenator: „Dieser Schuss muss sitzen“
Das Konsortium rund um den Immobilienunternehmer Dieter Becken verhandelt seit Mitte Dezember exklusiv mit dem Insolvenzverwalter Torsten Martini über den Kauf der Bauruine. Nach der Chipperfield-Zustimmung wird das Gebäude nun kleiner, aber es werden von den Investoren weiterhin die bisher geplanten Nutzungen angestrebt. Das Gebäude soll unter anderem ein Hotel, Büros, Geschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants und eine öffentlich zugängliche Aussichtsplattform in einer der oberen Etagen beherbergen. Die Gesamtkosten für die Fertigstellung werden auf eine knappe Milliarde Euro geschätzt.
In der Vergangenheit hatte Tschentscher mehrfach ausgeschlossen, dass sich die Stadt finanziell am Elbtower beteiligt. Jetzt konkretisierte der Bürgermeister, dass die Stadt sich weiterhin nicht am Bau beteiligen werde und kein unternehmerisches Risiko eingeht. Gezahlt werde erst, wenn das Gebäude soweit fertig sei, dass das Museum einziehen kann, bekräftigte auch Dressel. Wörtlich sagte der Finanzsenator: „Dieser Schuss muss sitzen.“ Die Stadt hatte sich seit dem Sommer offen gezeigt, den Einzug des Naturkundemuseums zu prüfen. Sollte auch die Bürgerschaft den Plänen zustimmen – wovon auszugehen ist – will Becken bei einem Zuschlag im kommenden Frühling an dem Gebäude weiterbauen.
Elbtower als krönender Abschluss der Hafencity
Der Elbtower war ein Prestigeprojekt des österreichischen Immobilieninvestors René Benko. Weil dessen kriselnde Signa-Gruppe Rechnungen nicht gezahlt hatte, wurden die Arbeiten an dem Turm in rund 100 Metern Höhe im Oktober 2023 eingestellt. Benko sitzt seit Januar in Untersuchungshaft und steht derzeit in Österreich vor Gericht.
Der Elbtower soll den Plänen zufolge immer noch der krönende Abschluss der Hamburger Hafencity werden, ganz im Osten bei den Elbbrücken, quasi als Gegenstück zur Elbphilharmonie ganz im Westen: Nun soll er statt der ursprünglich geplanten 64 nur noch 52 Etagen umfassen.
jlau