Da hocken die Fünf in ihren königsblau schimmernden Morgenröcken vor dem (nicht sichtbaren) Fernseher, gelangweilt-herablassend an Bierflaschen nuckelnd – kein Fußballspiel anschauend, sondern irgendeinen Live-Bericht über ein royales Ereignis im Buckingham Palace. Die Fünf vor dem TV sind eine fiktive königliche Familie, bestehend aus Mutter, Tochter, Sohn und den jeweiligen Angetrauten. Der König ist tot, als Erstgeborene wird die Tochter bald zum neuen Staatsoberhaupt gekrönt. Als die Königswitwe ihren Platz rechts verlässt um sich einen Tee zu holen, kippt die Spielfläche plötzlich nach links – denn auf der Bühne steht ein länglicher, mit Wippfunktion ausgestatteter Podest (Bühne und Kostüme: Marion Eisele). Daraus entwickeln sich lustige Slapsticks, in denen schon das Aufsetzen einer barocken Perücke schwer wiegt. Die Waagefunktion dient dem spielerischen Ausloten der Kräfteverhältnisse innerhalb der Familie und überhaupt.

Ein exzellent inszenierter Einstieg in „Royals“, das jetzt im Stuttgarter Theater der Altstadt in der Regie seines Intendanten Christof Küster Premiere hatte. Ein noch recht frisches Stück des deutschen Theaterautors Felix Krakau, das 2023 am Bremer Theater uraufgeführt wurde. Es verspricht im Titel nicht mehr, als es ist: eine Satire über ein absurdes Phänomen, nämlich die Omnipräsenz vor allem des britischen Königshauses in den Medien und die öffentliche Faszination an dessen Familienleben. Da wird protzender Prunk bestaunt, da stürzt man sich auf vermeintliche Skandale, da wird mitgefiebert in all den Liebes-und-Leid-Geschichten, da giert man auf die öffentlichen Inszenierungen royaler Heiraten und Begräbnisse. Die Königsfamilie als sinnentleertes Relikt aus alten Zeiten, ohne gesellschaftspolitischen Einfluss, als Museumsstück, das der Unterhaltung dient. Aber: Garantin für Beständigkeit innerhalb einer rasant sich verändernden Welt. Realmärchen halt – Hauptsache, die Fallhöhe stimmt. Der königliche Adel lässt sich ja auch gerne durchs Schlüsselloch gucken. Wie in „Royals“ demonstriert wird.

Falsche Anreden führen zum Trauma

Die fünf sich zur Schau stellenden Blaublütigen sind typenhaft gezeichnet: Die zukünftige junge Königin (Mailin Klinger) hat eigentlich anderes im Kopf, will das Amt gar nicht übernehmen. Sie wolle die Krone vergraben, und der Mensch, der sie finde, solle König:in werden.