In der Reihe „Literatur Live“ im Theater am Pfefferberg diskutieren am 27. Oktober die Publizistin Daniela Dahn und Holger Friedrich, Verleger der Berliner Zeitung, mit dem Autor Fabian Scheidler über dessen neues Buch „Friedenstüchtig. Wie wir aufhören können, unsere Feinde selbst zu schaffen“. Moderiert wird die Veranstaltung von Tomasz Kurianowicz, Chefredakteur der Berliner Zeitung.

Seit Jahren, so Scheidler, bewegt sich die westliche Welt in Richtung eines permanenten Ausnahmezustandes. Auf jede neue Krise, auf jeden Konflikt reagiert die Politik mit drakonischen Maßnahmen, zunehmender Militarisierung und einer Einschränkung von Bürgerrechten, vom Krieg gegen den Terror über die Pandemie bis zum Ukrainekrieg. In seinem neuen Buch warnt der Autor des internationalen Bestsellers „Das Ende der Megamaschine“, dass dieser Weg in eine Spirale von ökonomischem Niedergang, politischem Chaos und Krieg führt. Grundlegende demokratische und soziale Errungenschaften drohen einer als alternativlos dargestellten militärischen Logik geopfert zu werden. Der Wohlfahrtsstaat mutiert zum Kriegsstaat.

Schritte zu einer künftigen Friedensordnung

Scheidler deutet den Ausnahmezustand als Versuch, die sich zuspitzenden globalen Krisen autoritär zu beherrschen. In einer präzisen Aufarbeitung aktueller Konflikte zeigt er, wie dabei die Feinde, die bekämpft werden sollen, zu einem großen Teil durch die Politik selbst geschaffen werden. Die Verweigerung von Diplomatie schafft Kriegsanlässe, so wie Anti-Terror-Kriege immer neue Terroristen hervorbringen.

Doch der Abstieg in die selbstzerstörerische Kriegslogik ist, so Scheidler, keineswegs alternativlos. Ob im Nahen Osten oder der Ukraine: Der Schlüssel zum Frieden liegt stets in der Aufarbeitung der Konfliktursachen. Und Sicherheit im nuklearen Zeitalter kann nur erreicht werden, wenn die Sicherheitsinteressen aller Akteure gleichermaßen berücksichtigt werden: diejenigen von Israelis und Palästinensern, der Ukraine und Russlands, der USA und Chinas. Europa steht hier an einem Scheideweg: Entscheidet es sich für einen Kurs des Interessenausgleichs zwischen den großen Blöcken oder für eine Strategie der Eskalation und Konfrontation, die unser aller Überleben bedroht?

Angesichts der Gefahren, die mit den weltpolitischen Umbrüchen, der Zerstörung der Biosphäre und der Aushöhlung der Demokratie verbunden sind, weist Fabian Scheidler neue Wege zum Umgang mit den Herausforderungen unseres Jahrhunderts und skizziert Schritte zu einer künftigen Friedensordnung.

„Der Schlaf der Vernunft. Über Kriegsklima, Nazis und Fakes“

Fabian Scheidler publiziert unter anderem in Le Monde diplomatique und der Berliner Zeitung. Sein Buch „Das Ende der Megamaschine. Geschichte einer scheiternden Zivilisation“ wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Mit der Publizistin Daniela verbindet ihn unter anderem die gemeinsame Mitgliedschaft im Willy-Brandt-Kreis, der einst von Egon Bahr gegründet wurde, um die Tradition der von Bahr und Brandt initiierten Entspannungspolitik weiterzuentwickeln. Daniela Dahn, Mitbegründerin des „Demokratischen Aufbruchs“ in der DDR, hat zahlreiche Bücher zur Ost-West-Geschichte, politischen Ökonomie und Friedenspolitik veröffentlicht. Zuletzt erschien von ihr „Der Schlaf der Vernunft. Über Kriegsklima, Nazis und Fakes“ (Rowohlt 2024). Scheidler und Dahn publizieren seit vielen Jahren in der Berliner Zeitung. Die Diskussion mit deren Verleger Holger Friedrich versammelt drei Persönlichkeiten, die gegen den Strom schwimmen und in einer Zeit von zunehmendem Opportunismus für Meinungsvielfalt und Friedenspolitik streiten.

Montag, 27. Oktober 2025, 20 Uhr, Theater am Pfefferberg, Schönhauser Allee 176, 10119 Berlin. Eintritt: 19 Euro. Bitte um Reservierung unter https://pfefferberg-theater.de/spielplan/kalender/lesung-scheidler-dahn/

Tickethotline: (030) 515 666 866. Fragen zu Tickets: kasse@pfefferberg-theater.de

Informationen zum Buch: www.fabian-scheidler.de/friedenstuechtig

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