Artenschutzprojekt
Fast ausgestorben: Jetzt kehrt diese Eule nach Bayern zurück
15.10.2025 – 02:58 UhrLesedauer: 2 Min.
Ein Habichtskauz (Archivbild): Die Vögel sind Anfang Mai dieses Jahres im Nürnberger Tiergarten geschlüpft. (Quelle: IMAGO/imageBROKER/Stefan Huwiler/imago-images-bilder)
Seit Jahrzehnten engagiert sich der Tiergarten Nürnberg für bedrohte Arten – nun fliegen wieder junge Habichtskäuze durch Bayerns Wälder.
Vier junge Habichtskäuze aus dem Nürnberger Tiergarten leben jetzt in den Wäldern Nordostbayerns. Die beiden Männchen und zwei Weibchen wurden zusammen mit 23 weiteren Jungvögeln im Steinwald, Hessenreuther Wald und Fichtelgebirge freigelassen. Die beiden Weibchen tragen Telemetriesender, um ihre Bewegungen wissenschaftlich zu verfolgen.
Der Nürnberger Tiergarten war 1965 weltweit die erste Einrichtung, die einen Habichtskauz in menschlicher Obhut züchtete, heißt es in einer Pressemitteilung der Einrichtung. Seit 2003 gingen 38 hier geschlüpfte Jungvögel an Auswilderungsprojekte. „Umso erfreulicher ist es, dass wir in diesem Jahr wieder ein Auswilderungsprojekt unterstützen können und das mit gleich vier Jungvögeln“, sagt der stellvertretende Direktor Jörg Beckmann.
Die im Mai geschlüpften Käuze verbrachten vier Wochen in speziellen Volieren nahe ihrem künftigen Lebensraum. Dort gewöhnten sie sich ohne Menschenkontakt an die Umgebung, wurden aber täglich mit Futter und Wasser versorgt.
An dem Projekt des Vereins für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität beteiligen sich auch französische und belgische Zoos. Über die Hälfte der 27 ausgewilderten Vögel stammt aus Frankreich. „Ohne die enge und langjährige Partnerschaft mit Zoos und Wildparks in Deutschland, Frankreich und Belgien wäre diese Wiederansiedlung nicht möglich“, sagt VLAB-Vorsitzender Johannes Bradtka.
Die Bemühungen zeigen Erfolg: In den vergangenen zwei Jahren brüteten wieder Habichtskäuze in der Region. Ein 2009 im Nürnberger Tiergarten geschlüpfter und ausgewilderter Kauz wurde im Sommer im Bayerischen Wald nachgewiesen – mit 16 Jahren zog er erfolgreich zwei Junge auf.
Bis in die 1920er-Jahre brüteten Habichtskäuze im Bayerischen Wald. Kahlschläge und Nadelholz-Monokulturen zerstörten ihren Lebensraum, alte morsche Bäume als Brutplätze verschwanden. Menschen verfolgten die Eulen, brachten sie mit dem Teufel in Verbindung und nagelten sie an Scheunentore, berichtet der Tiergarten in der Pressemitteilung.
Die nach ihrer habichtähnlichen Schwanzzeichnung benannte Art benötigt alte, dichte Wälder und offene Flächen wie Moore zum Mäusejagen. Von Skandinavien bis Ostasien ist sie verbreitet und weltweit nicht gefährdet – in Deutschland jedoch sehr selten.
Seit den 1970er-Jahren laufen Wiederansiedlungsprojekte, die sich ab 2009 auch auf Österreich ausweiteten. Ziel ist eine stabile Population, die sich mit dem einzigen deutschen Vorkommen im Bayerischen Wald vernetzt. „Jede Auswilderung ist ein wichtiger Schritt zum Schutz dieser faszinierenden Eulenart“, sagt Projektleiterin Michaela Domeyer.
Neben Habichtskäuzen wildert der Nürnberger Tiergarten regelmäßig Karpatenluchse, Alpensteinböcke, Bartgeier und Europäische Sumpfschildkröten aus.
