Stand: 14.10.2025 15:53 Uhr

Anders Zorn malte US-Präsidenten, den schwedischen König und Aquarelle für Alfred Lichtwark. Die Hamburger Kunsthalle bietet dem hierzulande weniger bekannten Maler die große Bühne.

von Andrea Richter

Wer ist dieser Superstar, dessen Namen hierzulande die wenigsten kennen? Der Schwede Anders Zorn zählte um 1900 zu den berühmtesten Künstlern weltweit. Die Hamburger Kunsthalle bereitet ihm jetzt die große Bühne. Zu Recht. „Wer in den Vereinigten Staaten 100 Menschen porträtiert und mit den ganzen Größen der High Society verbandelt ist, Präsidenten malt, der ist ein Superstar“, findet Markus Bertsch, Kurator der Hamburger Anders Zorn-Ausstellung.

Die Kunsthalle widmet Anders Zorn eine große Einzelschau mit 150 Werken: Ölgemälde, Aquarelle, Radierungen. Berühmt wird der Kosmopolit im 19. Jahrhundert vor allem für Porträts. Er verkehrt mit der High Society von London und Paris, malt den schwedischen König und avanciert zum Malerstar in den USA, wo er drei Präsidenten porträtiert.

Aus der schwedischen Provinz in die weite Welt

Ein Mann mit Brille steht vor einem Gemälde

Markus Bertsch präsentiert die von ihm kuratierte Ausstellung mit 150 Werken des schwedischen Malers Anders Zorn.

Diese außergewöhnliche Karriere beginnt in Mora, im Herzen von Schweden. 1860 wird Zorn dort geboren. Ein Lehrer entdeckt sein Talent. Aus der schwedischen Provinz geht es hinaus in die Welt, erste Station Stockholm.

Kurator Markus Bertsch skizziert Zorns Anfänge, die große Erwartungen wecken: „Er kommt mit 15 an die Akademie, der Vater, der ein deutscher Bierbrauer war, stirbt früh. Dann stellt er mit 20 eine Arbeit aus, die gleich für Furore sorgt. Eine Frau im Trauermodus mit schwarzem Schleier vor dem Gesicht, so ein Brustporträt. Die schwedischen Kunsthistoriker waren begeistert und sagten: Mit diesem Porträt bricht eine neue Epoche der schwedischen Kunst an.“

Auftragsarbeiten für die Hamburger Kunsthalle

Wie kein anderer malt Zorn Licht und Schatten. Aber zu seinem Markenzeichen wird das Spiel von Wind und Wasser, das er meisterhaft abzubilden versteht. Der erste Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, beauftragt ihn deshalb 1891 mit Aquarellen vom Hamburger Hafen.

Bezahlen wird Lichtwark die Hafenimpressionen seltsamerweise erst neun Jahre später. Und der nächste Kunsthallendirektor wird die Bilder verkaufen. Ein Grund, warum der schwedische Superstar bei uns so wenig bekannt ist.

Ehefrau Emma schafft internationale Netzwerke

Immer an seiner Seite: seine Frau Emma Zorn. Sie managt ihn erfolgreich. „Zorn wusste, dass er das Talent hat, aber wusste eben auch, dass es anderer Qualitäten bedarf, um schnell weit nach oben zu kommen, einfach nach London umzuziehen, ein Netzwerk vor Ort zu haben. Nach Paris weiterzugehen – und da war er ja noch jung“, berichtet Bertsch. Der Maler bleibt seiner schwedischen Heimat verbunden. Immer wieder kehrt er dorthin zurück. Lange vor Astrid Lindgren prägt er das romantische, idyllische Bild Schwedens, malt ländliche Szenen wie den schwedischen „Mittsommertanz“.

„Es gibt ein skurriles Bild, wo ein Betrunkener einfach vorne im Bild liegt, und das bringt Zorn auf ein sehr großes Format. Das hängt im Verwaltungsgebäude in Mora. Er bringt seine Großmutter noch mit ins Bild, die auf dem Heimweg ist vom Markt, weil er die Kuh nicht verkaufen konnte. Da kommt auch noch so etwas anekdotisches, privates Biografisches mit rein. Das ist schon sehr ungewöhnlich“, so Kurator Bertsch. Ein Maler zwischen Salonmalerei und Impressionismus, der flüchtige Momente meisterhaft einfängt.

Zorn macht Mora zum Freilichtmuseum

Ein Gemälde zeigt einen Mann mit Schnauzer und rotem Sakko

Das „Selbstporträt in Rot“ zeigt den Künstler im Jahr 1915.

Mit 36 Jahren kehrt Anders Zorn in seine Heimat Schweden zurück. Mit seinem Vermögen kauft er für sich und seine Frau ein großes Anwesen in Mora, lässt das Holzhaus seines Großvaters hierher versetzen. Heute ist Mora ein Freilichtmuseum, darin auch Zorns Atelier.

„Sein Kernanliegen war einfach diese Tradition, was die Holzbauweise anbetrifft, was das Kunstgewerbliche anbetrifft, das textile Moment. Dass man das für die Nachwelt sichert und das hat er alles mit seinem musealen Freilicht-Arrangements, Freilichtmuseen in die Wege geleitet und da ist er schon der Zeit voraus. Was für eine irre Idee – die ältesten Holzhäuser ganz Schwedens aufzukaufen, abbauen zu lassen und auf diese Wiese nach Mora verfrachten zu lassen und dort wieder zu errichten“, berichtet der Kurator.

Zorn gehört in Schweden zu wichtigsten Künstlern

Als Anders Zorn 1920 mit nur 60 Jahren stirbt, herrscht in Schweden Trauer. Der Maler gehört in seiner Heimat längst zu den wichtigsten Künstlern. In Deutschland hat er bislang den großen Durchbruch noch nicht erlebt. Jetzt soll der schwedische Superstar entdeckt werden: seine Sicht auf Menschen, Landschaft und Natur.

Die Ausstellung „Anders Zorn. Schwedens Superstar“ in der Kunsthalle Hamburg geht noch bis zum 25. Januar 2026.

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