Am Freitag in einer Woche lädt die „Deutsche Akademie für Fußballkultur“ zum 20. Mal zu ihrer Galafeier nach Nürnberg ein. Das runde Jubiläum dürfte in mehrerlei Hinsicht eine besondere Veranstaltung werden. Zum einen, weil sie unter dem übergeordneten Motto „Inklusion“ steht und erstmals weitgehend barrierefrei stattfinden wird. Und natürlich auch, weil am Montag bekanntgegeben wurde, dass Jürgen Klopp dort mit dem „Walther-Bensemann-Preis“ als „herausragende Persönlichkeit des Fußballs“ geehrt wird. Klopp wird zugegen sein, um den Preis persönlich entgegenzunehmen – und natürlich der Veranstaltung weiteren Glanz zu verleihen.
Vor allem aber dürfte der 24. Oktober den Gästen als der Tag in Erinnerung bleiben, an dem die Akademie sich zum letzten Mal in Bestverfassung präsentieren durfte. Ihr steht ein drastischer Sparkurs bevor, den viele in Nürnberg für existenzbedrohend halten. Statt bisher etwa 2,8 Planstellen sollen nach SZ-Informationen künftig 1,77 ausreichen – eine Kürzung um mehr als ein Drittel für die Kulturschaffenden, deren Stellen ausschließlich von der Stadt Nürnberg finanziert werden. Schon jetzt steht fest, dass das Gros ihrer Mitarbeiter, darunter auch die langjährige Leiterin Birgitt Glöckl, die Akademie bis zum Ende des Jahres verlassen haben wird. Viele von ihnen scheinen es vorzuziehen, sich beruflich anders zu orientieren, als künftig einen bis zur Unkenntlichkeit geschrumpften Restbetrieb weiter am Leben zu halten.
Aus den offiziellen Verlautbarungen wird hingegen nicht ansatzweise ersichtlich, wie radikal der Schrumpfkurs vom Jahreswechsel an ausfallen wird. In der städtischen Pressemitteilung von Ende September findet sich der Halbsatz, wonach „die kommunalen Finanzen uns zwingen, zukünftig mit einem kleineren Personaltableau zu arbeiten“. Gut versteckt zwischen viel Lob für die „wichtigste Anlaufstelle für all diejenigen, die den Fußballsport als kulturelles und gesellschaftliches Phänomen wahrnehmen“. Wie stark die Kürzungen ausfallen, bleibt unerwähnt. Stattdessen feierte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) die Tatsache, dass der Olympia-Verlag („Kicker“) den Ausfall der TeamBank kompensieren wird, mit blumigen Worten: „Das Märchen geht weiter.“ In Anlehnung an die Tatsache, dass die Akademie während des „Sommermärchens“ 2006 gegründet worden war.
Jürgen Klopp wird mit dem „Walther- Bensemann-Preis“ geehrt, für seine „Liebe zu den Wurzeln des Spiels“
Die Finanzierung der ebenfalls am 24. Oktober verliehenen Auszeichnungen für das Fußballbuch des Jahres (Barbi Markovičs „Piksi-Buch“) und den Fan-Preis übernimmt die Bank also in diesem Herbst zum letzten Mal. Künftig übernimmt auch hier der Kicker. Das Magazin finanziert derweil bereits seit den Gründungstagen der Akademie den nach dem Kicker-Gründer benannten „Walther- Bensemann-Preis“, den Klopp in Nürnberg wie angekündigt persönlich entgegennehmen wird. Der ehemalige Erfolgstrainer werde „als Persönlichkeit und für seine persönlichen Verdienste geehrt, unabhängig von der aktuellen Wahl seines Arbeitsplatzes“, sagt Thiemo Müller als Mitglied der Redaktionsleitung. Klopp vertrete schließlich „absolut authentisch die Liebe zu den Wurzeln des Spiels“ und stehe „konsequent ein für eine hohe Wertschätzung des Fußballs als Mittel der interkulturellen Verständigung im Sinne Bensemanns“.
Vielen der rund 450 Gäste, die in der kommenden Woche in Nürnberg erwartet werden, dürfte es hingegen nicht so leichtfallen, davon zu abstrahieren, dass ebenjener Klopp seit einem Jahr als „Global Head of Soccer“ für den Red-Bull-Konzern arbeitet. Man sei sich in der Jury natürlich „bewusst gewesen, dass sein Wechsel zu Red Bull in Teilen der Öffentlichkeit für Kritik gesorgt hat“, sagt Müller. Die Jury zeichne allerdings auch keinen seiner bisherigen Arbeitgeber von Mainz 05 über Dortmund und Liverpool bis Red Bull aus. Sondern Jürgen Klopp als Persönlichkeit.
Zumindest dass Klopp sich schon häufig klar gegen Rassismus ausgesprochen hat, passt hingegen tatsächlich gut zur Linie der Akademie, die immer wieder auch Initiativen wie die „CFC-Fans gegen Rassismus“ aus Chemnitz oder Projekte, die sich gegen Antisemitismus engagieren, ausgezeichnet hat. Auch für viele prominente Mitglieder der Akademie, darunter Intellektuelle und Kulturschaffende wie Klaus Theweleit, Thomas Brussig oder Eckhard Henscheid, war das alljährliche Treffen in der Nürnberger Tafelhalle in den vergangenen Jahren ein willkommener Anlass, sich mit Politikern, Journalisten oder Fans auszutauschen und zuweilen auch gemeinsame Pläne zu schmieden. Ob das auch 2026 wieder der Fall sein wird, erscheint fraglich.