Das Lied ist fast vierzig Jahre alt, aber heute wieder hoch aktuell. „Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht“, sang Reinhard Mey 1986. Als Vater zweier Söhne wandte er sich da vorsorglich an die Wehradministration: Keinesfalls wolle er die beiden Waffen tragen und in den Krieg ziehen lassen. Auszug: „Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren, (…) auf einem gottverlass’nen Feld erfrieren.“
Nun, da die Wehrpflicht wieder aufleben soll, dürfte der inzwischen 82-jährige Liedermacher vielen Eltern aus dem Herzen sprechen. Erst im August hat er sich, inzwischen längst Opa („…und auch die Enkel nicht“), an einer Video-Neuaufnahme mit mehreren Musikern beteiligt. Doch schon in den vergangenen Jahren war die Ballade unverändert populär. Bei der beliebten SWR-1-Hitparade landete sie unter Tausenden Titeln regelmäßig auf den vorderen Rängen: zuletzt auf Platz 13, davor 15 und 17. Dieses Jahr aber, bemerkten treue Hörer, befand sich das Lied erstmals nicht mehr auf der Vorschlagsliste. Wer trotzdem dafür stimmen wollte, musste auf der Webseite ganz nach unten scrollen und es dort als „eigenen Titel“ nominieren. Prompt mutmaßten Friedensaktivisten, der Song sei – weil politisch nicht mehr opportun – vom Sender gecancelt worden. Wolle man die Regierungslinie etwa nicht konterkarieren?
SWR registriert Versuche der Manipulation
So sei es „selbstverständlich nicht“, versichert eine SWR-Sprecherin auf Anfrage. Einzelne Titel würden aus der Liste genommen, wenn man „Manipulationsversuche“ feststelle – etwa Aufrufe von Fanclubs oder „geballte Abstimmungen“. So sei es bei den Hymnen von Badenern und Württembergern gewesen – und eben auch bei Meys Lied. Per „händischer Eingabe“ werde es aber auch in diesem Jahr dabei sei und „mit absoluter Sicherheit“ platziert werden. Wo genau? Die Abstimmung läuft noch bis Samstag.