15.10.2025 – Deutschland hat die Frist zur Umsetzung der EU-Energieeffizienzrichtlinie (EED) verpasst. Stichtag war der 11. Oktober 2025. Noch immer sind wesentliche europäische Vorgaben nicht in nationales Recht überführt.
Statt nachzusteuern, droht sogar eine Rolle rückwärts durch die neue Bundesregierung. Denn im Koalitionsvertrag wurde angekündigt das „Heizungsgesetz“ abzuschaffen. Sollte die 65-Prozent-Vorgabe für Erneuerbare in § 71 des Gebäudeenergiegesetztes tatsächlich gestrichen und die Pflicht zu Energiemanagementsystemen in der Wirtschaft (EnMS) im Energieeffizienzgesetz aufgeweicht werden, wären das zusätzliche Versäumnisse.
Schon jetzt kosten die fehlenden Effizienzmaßnahmen Deutschland „jedes Jahr zig Milliarden Euro – durch entgangene Steuereinnahmen und höhere Energiekosten inklusive der extremen Kosten unserer Importabhängigkeit“, warnt Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). „Nicht die Energieeffizienz belastet unsere Wirtschaft, sondern die politische Zurückhaltung und die drohenden politischen Rollbacks. Jeder Euro, der nicht in Effizienz investiert wird, fehlt mehrfach und ist eine verpasste Chance für Aufschwung, Wettbewerbsfähigkeit und weniger Abhängigkeiten. Von Goldplating, also zu viel Ambition bei der Umsetzung von EU-Recht kann keine Rede sein.“
Milliardenkosten durch politische Versäumnisse
Neben möglichen Milliardenstrafen wegen der Verfehlung der europäischen Klima- und Energieeffizienzziele kosten die ausbleibenden Investitionen auch Steuereinnahmen. Allein die Gebäudesanierung trägt mit 600.000 Beschäftigten zu 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bei. Das entspricht über 20 Milliarden Euro Steuereinnahmen jährlich, schätzt die DENEFF.
Bis 2030 hat sich Deutschland verpflichtet, 26,5 Prozent Endenergie durch Energieeffizienzmaßnahmen einzusparen. Bis 2024 hat Deutschland laut Umweltbundesamt real 13 Prozent Einsparung gegenüber 2008 erreicht. Versäumt die Politik weiter, wirksame Maßnahmen umzusetzen und weicht die Regelungen für Gebäudeheizungen und Unternehmen auf, würden bis 2030 nur rund 18 Prozent erreicht. Für die 2045-Ziele müsse Deutschland darum umso dringender aufholen.
Die Ziellücke beläuft sich auf etwa 200 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht dem Jahresverbrauch von etwa zehn Millionen Haushalten bzw. 31 Milliarden Eurojährlichen Energiekosten, die wirtschaftlich mit vorhandenen Effizienzlösungen eingespart werden könnten.
Außerdem wurden wichtige Rechtsvorgaben aus der EU-Energieeffizienzrichtlinie noch nicht umgesetzt, etwa die Vorbildrolle der öffentlichen Hand bei der Sanierung ihrer Gebäude und das „Efficiency First“-Prinzip bei Investitionsentscheidungen in die Energieinfrastruktur. Dies ist etwa bei der Ausschreibung neuer Kraftwerke zu berücksichtigen.
Mehr Abhängigkeit als nötig
Energieeffizienz reduziert nicht nur den Verbrauch, sondern auch Deutschlands Abhängigkeit von Energieimporten. Statt die Importquote bis 2030 auf rund 55 Prozent zu senken, wie von der EU vorgesehen, dürfte sie so bei etwa 60 Prozent verharren. Das entspricht vermeidbaren fossilen Energieimporte im Wert von rund 14 Milliarden Euro pro Jahr. „Deutschland verbessert seine Energieunabhängigkeit viel zu langsam“, sagt Christian Noll.
Die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) ist ein unabhängiges, branchenübergreifendes Netzwerk von Unternehmen und -organisationen, die ökonomisch und politisch für eine ambitionierte und effektive Energieeffizienzpolitik eintreten. pf