Gitarre, Schlagzeug und ein singender Bassist, da war doch was? Genau, das war die minimalistische Besetzung von The Police, der wohl prägendsten und erfolgreichsten New-Wave-Band Ende der Siebziger-, Anfang der Achtzigerjahre. Ihr Frontmann, Komponist und Mastermind Gordon Matthew Sumner, besser bekannt als Sting, blieb auch nach dem relativ frühen Ende der chronisch zerstrittenen Band auf der Erfolgsspur und gehört heute zur elitären Riege der Pop-Superstars. Beim München-Comeback in der Olympiahalle kehrt er zur klassischen Trio-Besetzung und im weitesten Sinne auch in den Police-Kosmos zurück.
Die unter dem Tour-Titel „Sting 3.0“ vollzogene Rückbesinnung hat aller Wahrscheinlichkeit nach biografische Gründe: Im Alter geht es eben gerne mal verklärt zurück in die Jugend. Wobei man Mr. Sumner die 74 Jahre nicht ansieht: Mal abgesehen vom schon länger nicht mehr wallenden Haupthaar ist er der lebende Beweis dafür, dass sich ein Musikerleben mit Yoga, bewusster Ernährung und Sport statt Drogen- und sonstigen Exzessen auszahlt. Drahtig, muskulös, offensichtlich topfit und vor allem bestens bei Stimme präsentiert er sich.
So beieinander stemmt man lässig ein zweistündiges 20-Stücke-Programm ohne Pausen. Angereichert durch einige nicht so populäre Solo-Stücke (musikalisch herausragend „Never Coming Home“) und einen neuen Song fanden sich alle großen Police-Hits wieder. Von „Message In A Bottle“ gleich zum Start über ein rockiges „Driven To Tears“ oder „Walking On The Moon“ – zu dem Sting in seiner einzigen längeren Ansage erzählte, dass er es 1980 im Münchner Hilton-Hotel geschrieben habe –, bis zu „Every Breath You Take“ als Schluss und „Roxanne“ als Zugabe. Dass die nicht als Abklatsch, sondern spannend daher kamen, dafür war neben dem recht braven Schlagzeuger Chris Maas vor allem Dominic Miller verantwortlich, seit 1991 „meine rechte Hand“, wie Sting sagt. Millers grandios virtuoses und variables Gitarrenspiel kann Orchester ersetzen.
Natürlich war das Ganze ein einziges Nostalgie-Bad. Und Sting weiß bestens, wie man die Stücke, aber auch die Konzert-Dramaturgie dafür am wirkungsvollsten aufbaut. Mitunter waren nicht nur die Älteren ergriffen, man sah viele sich umarmen und mitunter gar ein Tränchen verdrücken. Obwohl damals mit Punk- und Reggae-Attitüde angetreten, war Sting ja immer ein Anti-Rebell, ein Pop-Intellektueller. Der gelernte Lehrer, der früh „Amnesty International“ unterstützte und später die „Rainforest Foundation“ gründete, war in Musiktheorie nie unbewandert, vertonte als einer der ersten Dowland-Gedichte und umgab sich gerne mit Jazzern. Jetzt also versammelte er seine Eleven mal wieder zu einer Unterrichtsstunde in Pop-Geschichte.