Erna und Viktoria sind Freundinnen und leben seit 2022 in Düsseldorf. Wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine sind die beiden heute siebenjährigen Mädchen damals mit ihren Müttern nach Deutschland geflüchtet. Und wie es für Mädchen ihres Alters typisch ist, lieben sie Pferde und vor allem das Reiten.

Kurz nach ihrer Ankunft in der Landeshauptstadt hatte der Verein „Düsseldorf teilt“ es ihnen finanziell ermöglicht, an einer Ferienaktion auf dem Kinderbauernhof in Niederheid von Christina Tschorn teilzunehmen. Auch in diesen Herbstferien sind sie wieder da, diesmal konnten ihre Familien die Teilnahmegebühr selber entrichten. 265 Euro ruft Tschorn dafür auf: Dafür bekommen die Eltern eine Ferienbetreuung für eine Woche für ihr Kind, die von Montag bis Freitag, jeweils von 8 bis 16 Uhr geht. Manche nutzten das als Ersatz für den Kindergarten, weil in einigen Einrichtungen gerade Notbetreuungen liefen, sagt Tschorn.

30 Kinder im Alter zwischen vier und 18 Jahren springen aktuell auf dem Hof herum, sieben haben eine körperliche und geistige Einschränkung, darunter auch die älteste Teilnehmerin. Außerhalb der Ferienzeit bietet die Pächterin des unter Denkmalschutz stehende städtischen Gutshofs therapeutisches Reiten an. Unter anderem mit der Mosaikschule aus Wersten gibt es eine Kooperation.

Der Verein „Düsseldorf teilt“ finanziert auch jetzt wieder den Platz von vier Kindern aus der Ukraine. Darüber ist Tschorn dankbar. Am Anfang habe sie immer noch das eine oder andere Kind ohne Gebühr mitmachen lassen. Doch wo fängt man damit an und wo hört man damit auf?, sagt sie – schließlich sorgt der Kinderbauernhof ja auch mit für den Lebensunterhalt ihrer Familie, die auf dem Hof lebt.

Erna und Viktoria konnten es am Mittwochmorgen kaum erwarten, dass sie auf den Hof dürfen. „Eine Mutter hat mir erzählt, dass die Mädchen heute schon um 5.15 Uhr wach waren und nur darauf hingefiebert haben, herkommen zu können“, erzählt Christina Tschorn. Und natürlich packen auch die beiden Zweitklässlerinnen mit an. Denn wer reiten möchte, muss auch mit beim Füttern und Stall ausmisten helfen. Inzwischen sei auch die Zahl der teilnehmenden Jungen gestiegen, berichtet die Pächterin. Einer sei diesmal dabei, der den ganzen Tag ausmisten möchte. Den müsse sie manchmal etwas ausbremsen, erzählt sie lachend.

Was sie an diesen Ferienwochen liebt, die es in den Oster- sowie Sommer- und Herbstferien gibt, ist, wie ungezwungen behinderte und nicht behinderte Kinder miteinander umgehen. „Wir haben in der Freizeit einen Jungen mit Downsyndrom, den fragte ein Mädchen, warum er denn so komisch reden würde. Die Antwort sei gewesen: Ich bin behindert. Und damit war die Angelegenheit gegessen.“

Natürlich betreut Tschon die Kinder und Jugendlichen, vor allem die mit einer Einschränkung, nicht alleine, viele Hände packen mit an. Darunter sind auch Paula und Sarah, die die gesamte Ferienwoche in Niederheid verbringen. Inzwischen sind die beiden 13 und wenn sie sehen, wie die vierjährige Lou auf dem Hof herumläuft, erinnern sie sich daran, wie sie im gleichen Alter waren, als sie das erste Mal auf dem Kinderbauernhof waren.

„Ich muss mal“, kräht derweil ein Teilnehmer. Christina Tschorn gibt den Auftrag an eine Betreuerin weiter, weil sie gerade im Gespräch ist. Wer von den Besuchern auf die Toilette muss, muss nämlich das Hofgelände verlassen und auf eines der von der Stadt aufgestellten Dixie-Klos gehen. Das sollen die Kinder nicht alleine machen.

Die öffentliche WC-Anlage für den Gutshof, der auch für die Spielplatznutzer da ist, soll saniert werden. Immerhin etwas, ist doch der gesamte Gutshof stark sanierungsbedürftig. Der Bereich ist abgesperrt. „Eigentlich sollte er im Sommer fertig werden. Aber es waren schon länger keine Arbeiter da“, sagt Tschorn. Immerhin würden die Dixie-Klos täglich gereinigt und regelmäßig ausgetauscht. Inzwischen hat sie es aufgegeben, sich über solche Dinge aufzuregen. Ende 2015 beabsichtigte die Stadt, den Gutshof zu veräußern. Es fanden sich für den aufgerufenen Preis aber keine Interessenten. Dann wollte die Stadt 2022 die Anlage selber sanieren, es fand sich aber kein Planungsbüro. Seitdem hat sich nicht viel getan. Aber immerhin, sagt Tschorn, könne sie ihr Angebot aufrechterhalten.