Ayliva drei Mal in Stuttgart: „Rennen verboten!“ – Wie man per U-Bahn zu Aylivas Konzerten in Stuttgart kommt Ayliva (hier bei einem Konzert in Berlin) gastiert diese Woche drei Mal in Stuttgart. Foto: Imago/Berlinfoto

In Social-Media-Posts über Ayliva wird deutlich, dass Kommunikation zwischen Jung und Alt nicht immer funktioniert. Die Sängerin gastiert diese Woche drei Mal in der Schleyerhalle.

Ein schönes Beispiel für die grassierende Sprachlosigkeit zwischen Alt und Jung wurde vor einem Monat, am 15. September, auf der Plattform X (vormals Twitter) veröffentlicht: Da jubelte der offizielle Account der Berliner Uber Arena, die gerade von der Sängerin Ayliva am ersten von drei Abenden mit überwiegend jungen Fans gefüllt wurde: „Mit ihrer Stimme hat Ayliva die Uber Arena heute Abend in ein Meer aus Gefühlen verwandelt.“ Das Social-Media-Team der Mehrzweckhalle schob dem Jubel eine mit Fingerherz-Emoji verzierte Aufforderung hinterher, die sich als Rohrkrepierer entpuppte: „Kommentiert euren Lieblings-Song des Abends!“

Keiner der 826 Betrachter des Posts, die immerhin sieben digitale Herzchen hinterlassen haben, ist der Aufforderung nachgekommen. Niemand hat den Post kommentiert, wahrscheinlich auch deshalb nicht, weil Aylivas junge Fans nicht X nutzen, sondern Instagram, TikTok und YouTube – und weil der durchschnittliche X-Nutzer den Namen Ayliva noch nie gehört hat.

Ayliva, 27, bürgerlich Elif Akar, hält sich mit 826 Views nicht lange auf. Ihre Musikvideos auf YouTube werden zig-Millionen-fach aufgerufen, ihre Songs werden zig-Millionen-fach auf Spotify gestreamt. Manche Medienvertreter, die in eines ihrer Arena-Konzerte gelangt sind, nennen sie die „deutsche Taylor Swift“ und betonen, dass die Recklinghäuserin mit viel weniger Bühnenoutfits auskommt.

Man vergleicht hierzulande ja gerne mit Amerika. Wolfgang Niedecken, der derzeit mit dem archaisch anmutenden Mittel der Komplettplakatierung ganzer Litfaßsäulen für die Jubiläumstournee seiner Band BAP Ende nächsten Jahres wirbt, wird seit 50 Jahren zuweilen als „Kölner Bob Dylan“ bezeichnet. Sein großes Vorbild, 84 mittlerweile, tourt übrigens immer noch. An diesem Donnerstag, just während Ayliva das erste ihrer drei nahezu ausverkauften Konzerte in der Stuttgarter Schleyerhalle gibt, startet Dylan seine diesjährige Europatournee in Helsinki.

Wolfgang Niedecken (hier bei einem Konzert in Bonn) will 2026 mit BAP auf Jubiläumstournee. Foto: Imago/Panama Pictures

Die Alten spielen noch. Die Jungen rollen – zum Teil unterhalb ihres Radars – heran. Ayliva, die auf der Bühne Gitarre und Klavier spielt und singt (wie übrigens auch Dylan), zum Beispiel davon, dass Frauen stark sind, auch wenn sie von Männern schlecht behandelt wurden, ist womöglich pragmatischer und serviceorientierter, jedenfalls empfehlungsfreudiger ihren Fans gegenüber: „Bitte nutzt verstärkt öffentliche Verkehrsmittel“, steht auf der Website von Ayliva, die im Musikvideo zu ihrer aktuellen Single „Wie?“ als Beifahrerin in einem roten Auto einige Minuspunkte von Männlichkeit erdulden muss, während sie zu einer bombastisch inszenierten hübschen Melodie singt: „Halt mich fest! Zeig mir, dass du mich liebst!“