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Generationen hörten die Warnung: Nasses Haar im Winter führt zu Erkältungen. Doch Mediziner räumen jetzt mit diesem hartnäckigen Volksglauben auf.

Nasses Haar im Winter

Generationen von besorgten Eltern haben es gepredigt: „Geh nicht mit nassen Haaren raus, du holst dir eine Erkältung!“ Doch was steckt wirklich hinter dieser weit verbreiteten Volksweisheit? Mehrere Mediziner haben nun mit diesem hartnäckigen Gesundheitsmythos aufgeräumt.

„Wir alle kennen die Warnungen vor ’nassem Haar‘ von unseren Eltern oder Großeltern, ich selbst eingeschlossen“, erklärt Dr. Uma Darci, Familienärztin aus North Carolina. „Obwohl diese Ratschläge aus Fürsorge kamen, zeigt sich hier exemplarisch, warum wir vermeintliche Gesundheitsweisheiten kritisch hinterfragen sollten.“

Die wissenschaftliche Wahrheit ist eindeutig: Nasses Haar allein kann keine Erkältung verursachen. „Eine Erkältung oder jede andere Infektion erfordert das Vorhandensein von Viren oder Bakterien. Nasses Haar wird keine Krankheitserreger aus dem Nichts erzeugen“, stellt Dr. Darci klar.

Auch Dr. Lori Solomon, Vorsitzende für Familien- und Gemeinschaftsmedizin am New York Medical College, bestätigt: „Es gibt zahlreiche Gesundheitsgeschichten, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Einige haben tatsächlich wissenschaftliche Grundlagen, andere sind reine Mythen. Die Vorstellung, dass nasses Haar beim Verlassen des Hauses krank macht, gehört definitiv zur zweiten Kategorie.

Kälte und Immunsystem

Dennoch gibt es einen Zusammenhang zwischen kalter Umgebung und Immunfunktion. Dr. Alexa Mizes Malchuk erläutert: „Erheblicher Kältestress führt tatsächlich zu einer Verengung der Blutgefäße und kann die Immunantwort verringern.“ Wenn also nasses Haar in Kombination mit kalter Luft zu einem Abfall der Körpertemperatur führt, könnte dies indirekt das Immunsystem beeinträchtigen.

„Das Gefühl der Kälte kann Ihren Körper zusätzlich belasten und Ihr Immunsystem leicht schwächen“, ergänzt Dr. Raj Dasgupta, medizinischer Berater für Sleepopolis (US-Schlafberatungsplattform). „Obwohl es nicht das nasse Haar an sich ist, spielt die Umgebung, in der Sie sich befinden, eine wichtige Rolle.“

Winterliche Risikofaktoren

Hinzu kommt, dass viele Erkältungs- und Grippeviren in kalter, trockener Luft länger überleben und sich leichter verbreiten. Das Einatmen trockener Winterluft kann zudem die Nasenschleimhäute reizen und Krankheitserregern den Eintritt erleichtern.

Ein weiterer Faktor: Bei schlechtem Wetter verbringen wir mehr Zeit in geschlossenen Räumen mit wenig Luftaustausch. „Das ist der perfekte Nährboden für Infektionen und Krankheitsübertragung“, warnt Dr. Malchuk.

Die Wahrheit ist also differenzierter als der alte Mythos: Nasses Haar verursacht keine Erkältungen, aber kalte Temperaturen können das Immunsystem belasten und die Verbreitung von Viren begünstigen.

Wer im Winter mit nassen Haaren unterwegs ist, riskiert zwar keine direkte Erkrankung, setzt seinen Körper aber möglicherweise zusätzlichem Stress aus – was die Abwehrkräfte schwächen könnte.

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