US-Präsident Donald Trump (l.) mit FIFA-Präsident Gianni Infantino

Stand: 15.10.2025 08:56 Uhr

US-Präsident Donald Trump droht Boston mit dem Entzug von WM-Spielen. Ist das überhaupt möglich und was würde das bedeuten?

Bostons Bürgermeisterin Michelle Wu bleibt betont gelassen. Ihre Stadt freue sich darauf, im kommenden Jahr Fans aus der ganzen Welt zur Fußball-Weltmeisterschaft zu begrüßen, hieß es in einer Stellungnahme.

Die 40-jährige Politikerin reagierte damit auf die neuerlichen Drohungen des US-Präsidenten Donald Trump. Der hatte erklärt, er könne FIFA-Chef Gianni Infantino mit Leichtigkeit dazu bringen, einzelne Städte als Austragungsorte für WM-Spiele zu streichen.

Bostons Demokraten sind Trump ein Dorn im Auge

Und damit nannte er explizit Boston. Wu sei „radikal links“ und schade ihrer eigenen Stadt. „Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen zur Ausrichtung von WM-Spielen unsicher sind, dann würde ich Gianni anrufen, den phänomenalen Chef der FIFA, und ich würde sagen: ‚Lass es uns woanders hin verlegen.‘ Und er würde es machen“, erklärte Trump.

Hintergrund: Boston, die Hauptstadt des Bundesstaates Massachusetts an der Ostküste der USA, ist demokratisch regiert. Der Republikaner Trump befindet sich aktuell in einem Machtkampf mit demokratisch regierten US-Städten. In denen würde die Kriminalität ausufern, sie seien unsicher. Auf diese Weise versucht Trump schon seit Monaten, den Einsatz von Nationalgardisten in demokratisch regierten US-Großstädten zu rechtfertigen – gegen den Willen der normalerweise dafür zuständigen Gouverneure der jeweiligen Bundesstaaten.

So ließ Trump zuletzt Soldaten in der ebenfalls demokratisch regierten WM-Gastgeberstadt Los Angeles aufmarschieren. Die sollten Proteste gegen Razzien der Einwanderungsbehörde ICE zurückzudrängen. Später folgten Einsätze in weiteren Städten, für die trotz politischer Widerstände ebenfalls Nationalgardisten mobilisiert wurden.

Sechs Gastgeberstädte demokratisch regiert

Die USA, Kanada und Mexiko richten die Weltmeisterschaft im kommenden Sommer (11. Juni bis 19. Juli) gemeinsam aus. Elf  der 16 Gastgeberstädte sind in den Vereinigten Staaten – neben Boston und Los Angeles sind auch Seattle, San Francisco, New York und Philadelphia demokratisch regiert.

Bei seinem Vorhaben glaubt Trump fest an die Unterstützung Infantinos. Vermutlich wäre der Schweizer nicht begeistert, sagte  Trump: „Aber er würde es ohne Weiteres machen. Er würde es machen. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, es zu tun.“ Infantino und Trump pflegen enge Verbindungen.

Der FIFA drohen eine Klage und Regressansprüche

Dennoch bestehen große Zweifel an der praktischen Umsetzung einer möglichen Städte-Neubesetzung – nicht nur wegen bereits unterzeichneten Verträgen, die die Städte mit der FIFA haben. Denn die investieren schließlich schon fleißig in die Modernisierung der Stadien und der Infrastruktur. Bei einseitiger Kündigung der Verträge durch die FIFA müsste die mit einer Klage und vor allem mit hohen Regressansprüchen rechnen. Für den Weltverband wäre der Wegfall eines Standorts rund acht Monate vor Turnierbeginn ein schwerwiegendes Problem. Denn dann müsste Ersatz her. In Boston sind fünf Gruppenspiele, ein Sechzehntelfinale und ein Viertelfinale geplant.

Montagliani: „Die FIFA trifft die Entscheidungen“

Genauso stellt sich die Frage nach der Befugnis für die US-Regierung. Trump hat sich zuletzt selbst zum Leiter einer WM-Task-Force des Weißen Hauses ernannt. Eine Legitimation dafür hatte er nicht.

„Es ist ein FIFA-Turnier, die Zuständigkeit hat die FIFA, sie trifft diese Entscheidungen“, hatte Vizepräsident Victor Montagliani aus Kanada zuletzt erst gesagt.

Wie reagiert Infantino?

So darf man gespannt sein, wie FIFA-Chef Infantino im Falle eines Falles auf die Forderungen seines „Busenfreundes“ Trump reagiert. Auf die Hilfe des US-Fußballverbandes dürfen betroffene Städte nicht hoffen. Denn anders als beispielsweise bei der WM 2006 in Deutschland gibt es kein heimisches Organisationskomitee.

Bilba wurde von der UEFA entschädigt

Der Entzug der Gastgeberrolle wäre in dieser Form beispiellos. Bei der Europameisterschaft 2020, die aufgrund der COVID-19-Pandemie im Jahr 2021 stattfand, wurde der Stadt Bilbao das Gastgeberrecht entzogen. Das lag jedoch daran, dass Bilbao im Gegensatz zu anderen Ausrichterstädten  nicht die geforderte Garantie abgeben wollte, trotz der Pandemie Zuschauer ins Stadien zu lassen. Die UEFA traf diese Entscheidung also aufgrund der damaligen Unsicherheiten bezüglich der Pandemielage. Bilbao bekam eine Entschädigung in Höhe von 1,3 Millionen Euro sowie den Zuschlag für die Ausrichtung des Endspiel der Europa League 2024/25 sowie des Endspiel der Women’s Champions League 2023/24.