Der russische Präsident Wladimir Putin und Syriens
Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa
 haben im Kreml in Moskau rund
zweieinhalb Stunden über die künftige Zusammenarbeit ihrer Länder
verhandelt. Nach dem Treffen sagte Vize-Regierungschef Alexander Nowak, Russland sei bereit, sich am Wiederaufbau Syriens zu beteiligen. „Es wurden Fragen der humanitären Lieferungen erörtert, insbesondere ist
die syrische Seite an Lieferungen von Weizen, Lebensmitteln und
Medikamenten interessiert“, sagte Nowak der russischen
Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland kündigte außerdem an, die Rohölförderung in Syrien fortzusetzen.

Al-Scharaa will die Beziehungen seines Landes zu Russland neu aufstellen. Dabei gehe es darum, dass Syrien „unabhängig und souverän bleibt und
seine territoriale Einheit und Integrität sowie seine Sicherheit und
Stabilität gewahrt bleiben“. Al-Scharaa hob die historischen Verbindungen zwischen beiden Ländern hervor, Putin betonte seinerseits die „besonderen Beziehungen“, die beide Länder „über viele Jahrzehnte“ aufgebaut hätten.

Spannungspotenzial beim Thema Assad

Vor den Fernsehkameras bereitete Putin
dem syrischen Übergangspräsidenten im Kreml einen herzlichen Empfang.
Allerdings wurde erwartet, dass die Gespräche hinter verschlossenen
Türen durchaus schwierig verlaufen würden. So verlautete vorab aus
syrischen Regierungskreisen, dass al-Scharaa die Auslieferung des
gestürzten syrischen Ex-Machthabers Baschar al-Assad fordern werde.

„Al-Scharaa wird den russischen Präsidenten
bitten, alle Personen auszuliefern, die Kriegsverbrechen begangen haben
und die sich in Russland befinden, insbesondere Baschar al-Assad“,
teilte ein syrischer Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, vor dem Gespräch der
Nachrichtenagentur AFP mit. Ob al-Scharaa wirklich die Auslieferung Assads erbeten hat und was Putin antwortete, ist nicht bekannt.

© Lea Dohle

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Assad war im Dezember 2024 von al-Scharaas
islamistischer HTS-Miliz und mit ihr verbündeten Gruppen gestürzt worden

und nach Russland geflohen. Russland war einer der engsten Verbündeten
Syriens unter der Herrschaft Assads.

Anfang der Woche bestätigte der russische
Außenminister Sergej Lawrow, dass sich Assad nach wie vor in Moskau
aufhält. „Wir haben Baschar al-Assad und seiner Familie aus rein
humanitären Gründen Asyl gewährt. Er hat keine Probleme damit, in
unserer Hauptstadt zu wohnen“, sagte Lawrow.

Syrien will mit Russland geschlossene Verträge einhalten

Der russische Regierungssprecher Dmitri Peskow hatte angekündigt, dass es bei dem Treffen auch um Russlands Militärbasen in Syrien gehen werde. Russland will seine Stützpunkte in Syrien behalten. Der Hafen in Tartus an der
Mittelmeerküste ist Russlands einziger und daher strategisch wichtiger
Zugang zum Mittelmeer. Zudem nutzte Moskau bisher den
Luftwaffenstützpunkt Hmeimim südöstlich der Stadt Latakia für seine
Kampfbomber und Hubschrauber. Für Russland ist Syrien nicht zuletzt
Basis seiner militärischen Operationen in Afrika.

Al-Scharaa sagte, Syrien respektiere alle mit
Moskau geschlossenen Verträge. „Wir unterhalten enge Beziehungen zu
Russland, und ein bedeutender Teil des syrischen Energiesektors stützt
sich auf russisches Fachwissen“, sagte der Interimspräsident.

Syrien

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