
Milliardengrab: Ein F-35-Jet in einem Hangar
(Bild: Brian G. Rhodes/Shutterstock.com)
Die F-35 sollte das modernste Kampfflugzeug der Welt werden, fast 20 Länder sind investiert. Doch nun räumt die US-Regierung Probleme ein. Ein Gastbeitrag.
Beinahe ein Vierteljahrhundert, nachdem das Pentagon Lockheed Martin den Auftrag erteilte, das Joint-Strike-Fighter-Programm zur F-35 weiterzuentwickeln, hat die Regierung endlich eingestanden, dass die Maschine die ehrgeizigen Versprechen des Unternehmens – mit denen man die 2-Billionen-Dollar-Fehlinvestition an fast 20 Länder weltweit verkaufte – niemals einlösen wird.
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Das Government Accountability Office veröffentlichte kürzlich einen Bericht, in dem die anhaltenden Herausforderungen des Programms dargelegt werden. Der erste Absatz der Zusammenfassung enthält folgenden Satz:
Das Programm plant, den Umfang von Block 4 zu verringern, um der Truppe Fähigkeiten in einem vorhersehbareren Tempo als in der Vergangenheit bereitzustellen.
Dem flüchtigen Leser sei verziehen, wenn er über diese Passage hinwegliest, da sie so harmlos klingt. Doch die Aussage ist ein tiefgreifendes Eingeständnis, dass die F-35 die für das Programm gesetzten Fähigkeitsziele nie erreichen wird.
Fähigkeiten werden nicht erreicht
„Den Umfang von Block 4 verringern“ bedeutet, dass die Programmverantwortlichen auf geplante Kampffähigkeiten der Jets verzichten werden. Block 4 bezeichnet die laufenden Konstruktionsarbeiten für das Programm.
Unser Gastautor Dan Grazier
(Bild: RS)
Er begann 2019 und wurde als „Modernisierungsphase“ bezeichnet. Tatsächlich ist Block 4 jedoch lediglich die Fortsetzung des anfänglichen Entwicklungsprozesses des Programms. Den Verantwortlichen ist es nicht gelungen, das Grunddesign der F-35 innerhalb des ursprünglichen Budgets und Zeitplans des Programms fertigzustellen.
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Anstatt diese peinliche Tatsache einzugestehen und vom Kongress mehr Zeit und Geld zu verlangen, behaupteten Pentagon-Beamte, der anfängliche Entwicklungsprozess sei abgeschlossen – was nicht der Fall war – und man gehe zur „Modernisierung“ über. Tatsächlich haben sie lediglich die anfänglichen Entwicklungsarbeiten mit einem schicken neuen Etikett versehen.
Wenn die Programmverantwortlichen also sagen, sie planten, „den Umfang von Block 4 zu verringern“, bedeutet das, dass die F-35 nicht über alle Kampffähigkeiten verfügen wird, die ursprünglich vorgesehen waren.
Zwei Jahrzehnte Entwicklung
Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung. Seit mehr als zwei Jahrzehnten bezahlt das amerikanische Volk einen Aufpreis dafür, das fortschrittlichste Mehrzweckkampfflugzeug der Geschichte zu entwickeln und zu bauen.
Seit Jahren behaupten Pentagon-Beamte, Politiker und Manager der Rüstungsindustrie, die Vereinigten Staaten bräuchten die F-35 und all ihre geplanten Fähigkeiten, um einen qualitativen technologischen Vorsprung gegenüber potenziellen Rivalen zu halten.
Zu den Spitzenfähigkeiten, die laut GAO zum „Umfang“ von Block 4 gehören sollten, zählen solche aus den Bereichen elektronische Kampfführung, Bewaffnung, Kommunikation und Navigation.
Für genau diese Spitzenfähigkeiten sollten die Amerikaner den Aufpreis zahlen. Einzugestehen, dass das Programm die versprochenen Jets nicht liefern kann, bedeutet in Wahrheit, dass das gesamte Projekt ein Fehlschlag ist. Die Folgen davon könnten weitreichend sein – und zwar über das hinaus, was in den vergangenen 25 Jahren an Geld verschwendet wurde.
Auswirkungen auf andere Länder
Es gibt 19 Länder, die die F-35 bereits betreiben oder dies in Kürze tun werden, nachdem sie das Flugzeug von den Vereinigten Staaten gekauft haben. Mehrere Länder, darunter das Vereinigte Königreich, Norwegen und Italien, waren bereits Teil des Programms, lange bevor Lockheed Martin den Entwicklungsauftrag für die F-35 erhielt.
Diese Länder haben kräftig investiert – in der Erwartung, das kampfstärkste Flugzeug der Geschichte zu erhalten. Sie alle haben im Laufe der Jahre steigende Kosten erlebt und erfahren nun, dass die Jets die hohen Erwartungen nie erfüllen werden. Neben einer militärischen Katastrophe könnte sich die F-35 somit auch als außenpolitische Katastrophe erweisen.
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Befürworter der F-35 in den Vereinigten Staaten haben den Spitzenpolitikern dieser Länder den Jet mit ausgefeilten Präsentationen der geplanten Kampffähigkeiten schmackhaft gemacht. Zudem gab es schon früh Versprechen zur „Bezahlbarkeit“ des Programms, die heute geradezu komisch wirken.
Wenn ein Amerikaner das nächste Mal im Ausland eine angeblich „revolutionäre“ Waffe verkaufen möchte, sollte es nicht allzu sehr überraschen, wenn ein potenzieller Kunde skeptisch ist.
Die Kunden der F-35 haben ein Vermögen über den veranschlagten Preis hinaus bezahlt und erhalten nur einen Bruchteil dessen, was versprochen wurde. Die Vereinigten Staaten könnten in den kommenden Jahren einen schrumpfenden Markt für Rüstungsexporte vorfinden. Dies sollte ein Moment tiefen Nachdenkens für das gesamte Sicherheitsestablishment sein.
Die F-35 konnte die Erwartungen nie erfüllen, da ihr Konzept von Grund auf fehlerhaft war. Schon der Versuch, ein einziges Flugzeug zu bauen, das die Anforderungen einer Teilstreitkraft als Mehrzweckplattform erfüllt, ist höchst riskant.
Wenn man dagegen versucht, ein einziges Flugzeug zu bauen, das die Mehrzweckbedürfnisse von mindestens 15 unterschiedlichen Streitkräften abdeckt und obendrein als globales Beschäftigungsprogramm und politisches Patronageprojekt dient, dann erhält man einen 2 Billionen Dollar schweren Klotz am Bein.
Dan Grazier ist Senior Fellow und Programmdirektor am Stimson Center. Er ist ein ehemaliger des Marine Corps und diente im Irak und in Afghanistan. Zu seinen Verwendungen in Uniform gehörten Einsätze beim 2nd Tank Battalion in Camp Lejeune, North Carolina, und beim 1st Tank Battalion in Twentynine Palms, Kalifornien.
Dieser Text erschien zuerst bei unserem Partnerportal Responsible Statecraft auf Englisch.