Aus Protest gegen neue Berichterstattungsregeln
der US-Regierung haben zahlreiche Reporterinnen und Reporter am Mittwoch das Pentagon verlassen und ihre Zugangsausweise abgegeben. Etwa 40 bis 50
Journalisten verließen gemeinsam das Gebäude und trugen Stühle, einen Kopierer,
Bücher und Fotos auf den Parkplatz des Ministeriums. „Es ist traurig,
aber ich bin auch wirklich stolz auf das Pressekorps, dass wir
zusammengehalten haben“, sagte Nancy Youssef, Reporterin des The
Atlantic, die seit 2007 einen Schreibtisch im Pentagon hatte.

Die von US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erlassenen Vorgaben sehen
vor, dass Journalisten aus dem Pentagon ausgewiesen werden können, wenn
sie über Informationen berichten, die nicht von Hegseth zur
Veröffentlichung freigegeben wurden.

Mehr als 30 US-Medienhäuser hatten sich geweigert, die Zugangsregeln im Ministerium zu unterzeichnen. Darunter Mitarbeiter der Nachrichtenagenturen Reuters, AFP und AP sowie die Zeitungen New York Times, Wall Street Journal und Washington Post. Auch die konservativen Medien Fox News, Washington Times und Newsmax schlossen sich an. Als bisher einziges Medienunternehmen hat Berichten zufolge das rechte One America News Network OANN den Bedingungen zugestimmt.

„Unser ganzes Ziel ist es, Informationen zu beschaffen“

Dass Journalisten sich per Unterschrift
zur Einhaltung der neuen Regeln verpflichten müssen, ist ein Bestandteil von Hegseths neuer Medienpolitik. Atlantic-Reporterin Youssef sagte, es
ergebe keinen Sinn, Regeln zu unterzeichnen, die vorschrieben, dass
Reporter Militärbeamte nicht nach Informationen fragen dürften. „Wer
zustimmt, keine Informationen anzufordern, stimmt zu, kein Journalist
mehr zu sein“, sagte sie. „Unser ganzes Ziel ist es, Informationen zu
beschaffen.“

© Lea Dohle

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Die Pentagon Press Association bezeichnete den 15. Oktober 2025 in einem Statement als „schwarzen Tag für die Pressefreiheit“. Er gebe Anlass zur Sorge, dass sich das „Engagement der USA für Transparenz in der Regierungsführung, für öffentliche Rechenschaftspflicht im Pentagon und für die Meinungsfreiheit aller“ abschwäche.

Tara Copp, Pentagon-Korrespondentin der Washington Post, sprach beim Verlassen des Gebäudes laut Sydney Morning Herald von einem „beispiellosen Angriff auf das Recht der Öffentlichkeit auf Information und das Ende einer der professionellsten Beziehungen zwischen Presse und Regierung“. Sie verlasse das Ministerium, um für das Recht auf freie Meinungsäußerung einzutreten.

Schon vor Einführung der neuen Berichterstattungsregeln hatte Hegseth, ein ehemaliger Fox-News-Moderator, den Informationsfluss
eingeschränkt. Er hielt nur zwei formelle Pressebriefings ab,
untersagte Journalisten den Zugang ohne Begleitung zu vielen Bereichen des Pentagons und leitete Ermittlungen zu Medien-Leaks ein.

US-Regierung will „sehr störende Presse“ regulieren

Welche praktischen Auswirkungen die von Hegseth
verhängten Einschränkungen haben werden, ist noch unklar. Die US-Regierung hatte mitgeteilt, mit den neuen Regeln
wolle man eine „sehr störende Presse“ regulieren. Die
Journalistinnen und Journalisten kündigten jedoch an, weiterhin intensiv über das US-Militär
berichten zu wollen, auch wenn dies künftig aus größerer Distanz
geschehen müsse.

US-Präsident Donald Trump hat sich seit
seinem Amtsantritt mit mehreren Medien juristische Auseinandersetzungen
geliefert – darunter das Wall Street Journal, die Fernsehsender CBS News und ABC News sowie die Nachrichtenagentur AP. Die New York Times war im September von Trump wegen angeblicher Verleumdung auf eine Entschädigung in Höhe von 15 Milliarden Dollar (rund 12,7 Milliarden Euro) verklagt worden. Vermeintlich kritischen Sendern hatte der US-Präsident mit dem Entzug der Lizenz gedroht. 

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