Emotionaler Abschiedsbrief

Kult-Café muss wegen Mega-Projekt schließen

  • Philip Buchen

16.10.2025 – 08:00 UhrLesedauer: 2 Min.

Tasse Kaffee (Symbolfoto): In der neuen Woche schließt ein bekanntes Café in der Innenstadt.Vergrößern des Bildes

Tasse Kaffee (Symbolfoto): In der neuen Woche schließt ein bekanntes Café in der Innenstadt. (Quelle: cozyta/imago-images-bilder)

Nach 23 Jahren ist Schluss: Das Kölner Café Lichtenberg muss schließen. Der Grund: Ein Mega-Bauprojekt am Neumarkt. Wie es für die Betreiber weitergeht.

Die Betreiber gaben die Schließung in diesen Tagen in einem emotionalen Brief, den sie t-online zur Verfügung stellten, an ihre Gäste bekannt. „Wir müssen mit Tränen in den Augen einer Baustelle weichen“, heißt es darin.

Denn die Zeit drängt: Laut der Kölner Kreissparkasse sind die Planungen für den Neubau so weit fortgeschritten, dass „demnächst mit den Entkernungs- und ’sichtbaren‘ Abrissarbeiten“ an dem Gebäude in der Richmodstraße begonnen werden kann, bevor dann der eigentliche Abriss startet. Anfang November sollen die Abrissarbeiten beginnen.

Ersetzt werden soll der Gebäudekomplex entlang der Richmodstraße: von der Ecke Neumarkt bis einschließlich zum ehemaligen Kreissparkassen-Parkhaus. Die Sanierung des Gebäudes, dessen Bausubstanz aus den 1950er Jahren stammt, war offenbar nicht mehr wirtschaftlich. Der Neubau soll auf 14.000 Quadratmetern Gewerbefläche Platz für einen Mix aus Handel, Gastronomie und Büroflächen bieten.

Das Café Lichtenberg hatte sich an der zunächst unbeachteten Stelle hinter der Kreissparkasse zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Mit seiner ungewöhnlichen Ausstattung – Bilderrahmen als Tische, ein Konzertflügel, Leuchter und Wandvorhänge der Kölner Künstlerin Bettina Gruber – orientierte sich das Interieur an der Atmosphäre eines Pariser Cafés.

Das Café öffnete 2002 seine Türen. Unter der langjährigen Leitung von Ulrike Weingarten bot das Lichtenberg eigenen Kaffee aus einer Zusammenarbeit mit Zulieferern aus der ganzen Welt. Zur Einrichtung gehörte auch die integrierte „Marx Weinbar“ mit ihren Wein-Spezialitäten. Das Café bot in den letzten Jahren auch Raum für Konzerte, wechselnde Ausstellungen, Lesungen und Autorentreffen.

Die Gäste können die Kuchen und Kaffees des Lichtenberg-Teams künftig anderswo in Köln finden: im Theater im Bauturm, im Museum Ludwig, im Café Feynsinn am Rathenauplatz sowie rechtsrheinisch ab dem Sommer im Café Offenbach im Carlswerk sowie auch im Staatenhaus. Röstereien des Teams befinden sich zudem in der Aachener Straße und an der Schanzenstraße.

Ab Sommer 2026 wollen die Betreiber ein neues Café am Offenbachplatz eröffnen – im dann vermutlich fertiggestellten Gebäude von Oper und Schauspiel Köln. Eine Rückkehr an den angestammten Standort am Rande des Neumarkts schließen die Betreiber nicht aus: „Wenn alles vorbei ist, und wir Glück haben, dann sind wir in einigen Jahren auch wieder hier, genau an dieser Stelle.“

Bis zur Schließung am 25. Oktober hoffen die Betreiber auf zahlreiche Abschiedsbesuche ihrer Gäste.