Für unseren Artikel über das Dreibezirke-Eck Pankow/Reinickendorf/Mitte haben wir Michael Cramer einige Fragen geschickt, weil der von dem früheren Grünen-Abgeordneten initiierte Mauerradweg inzwischen prägend ist für diesen speziellen Ort im Norden Berlins.

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In seinen schriftlichen Antworten, die wir hier im Wortlaut dokumentieren, zitiert Cramer – darauf weist er selbst hin – teils aus seinem in mehreren Auflagen erschienenen Mauerwegbuch.

Darüberhinaus finden Sie weiter unten Auszüge aus Michael Cramers „Mauerstreifzügen“, die er regelmäßig mit interessierten Bürger:innen, organisiert von der Grünen-Fraktion, unternimmt und in einem Newsletter dokumentiert.

Auffallend an diesem Dreibezirke-Eck ist die kurze Kirschblütenallee von Norden her auf dem früheren Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen, der dann abbricht an privaten Grundstücken östlich vom S-Bahnhof Wollankstraße. Hat diese kurze Kirschblütenallee noch mit der langen Kirschblütenallee nördlich der Bornholmer Straße zu tun? War das mal anders, möglichst durchgängig geplant?
Ein Gedenkstein und auch eine Hinweistafel an der Kantstraße – in Lichterfelde Süd – informieren darüber, dass die 1.100 Kirschbäume 1995 von japanischen Menschen und einer TV-Station „aus Freude über die Vereinigung Deutschlands“ gestiftet wurden. In Japan wird unter Zierkirschen das traditionelle Kirschblütenfest gefeiert. Keine andere Pflanze spielt im japanischen Volksleben eine so bedeutende Rolle wie die Kirsche. Sie wird als Nationalheiligtum betrachtet, in ihr erblickt man ein Symbol für ästhetische Schönheit und idealisiert mit ihr die Seele des japanischen Rittertums. Die insgesamt 10.000 gepflanzten Kirschbäume befinden sich an mehreren Stellen im ehemaligen Grenzstreifen. 

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Östlich vom S-Bahnhof Wollankstraße standen sie auch, ein Eigentümer hat aber sein Grundstück im ehemaligen Todesstreifen erweitern können. Das war möglich, weil Theo Waigel (CSU) als Bundesfinanzminister die Grundstücke nicht abgeben wollte, weil er scharf auf die 500 Millionen DM war, die er in Berlin damit erwerben konnte. Nach langen Diskussionen mit der Berliner Finanzsenatorin Jutta Limbach (SPD) gab es dann einen Kompromiss. Brandenburg folgte dem Angebot von Waigels Nachfolger Hans Eichel (SPD) leider nicht, weshalb es für den Mauerweg noch viele Probleme gibt. 

Aus Michael Cramers „Mauerstreifzügen“

Der Abschnitt von der Pankebrücke bis zur Wilhelm-Kuhr-Straße ist gar nicht fahrradfreundlich. Die Straße hat grobes Kopfsteinpflaster und die Gehwege sind sandig. Eine Sanierung muss realisiert werden. 

Der Kolonnenweg östlich der Bahngleise am S-Bahnhof Wollankstaße ist jetzt nicht durchgängig befahrbar. Er soll aber nach dem Ende der Bauarbeiten vollständig asphaltiert werden.

So erfreulich das Radeln durch das Nasse Dreieck nach der südlichen Öffnung auch ist, sollte der Mauerweg aber auch saniert und ausgeschildert werden, weil er nach einem Regenwetter kaum zu befahren ist. Zudem sollte der Zugang von der Brehmestraße durch das Absenken der Bordsteine und eine Verhinderung parkender Autos gesichert werden.

Als die DDR-Regierung 1961 die Mauer errichten ließ, hatte sie die im Grenzgebiet wohnenden Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Manche wurden entschädigt, andere nicht. Nach DDR-Recht hätten die enteigneten Eigentümer ihre Grundstücke zurückbekommen, denn in Paragraf  9 der Grenzordnung vom 25. März 1982 heißt es: „Grundstücke, die nicht mehr für Maßnahmen zum Schutz der Staatsgrenze benötigt werden, sind an die Rechtsträger, Eigentümer oder sonstige Nutzer zu übergeben.“

Zwar wurde im „Einigungsvertrag DDR/BRD“ vom 6.  September 1990 der Grundsatz „Rückgabe vor Entschädigung“ festgeschrieben. Er sollte aber nicht auf die Flächen angewendet werden, die den Besitzenden für den Bau der Berliner Mauer oder die Sicherung der deutsch-deutschen Grenze weggenommen worden waren. Angeblich wurde die Rückgabe an die ehemaligen Eigentümer „vergessen“. 

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Die Debatte um die Mauergrundstücke zog sich lange hin. Die Rückübertragung „ohne Wenn und Aber“ scheiterte schließlich im Deutschen Bundestag allein am Widerstand der CDU/CSU-Fraktion. Die damals Enteigneten konnten für 25  Prozent des Verkehrswertes ihre Grundstücke zurückkaufen, „sofern der Bund sie nicht für dringende eigene öffentliche Zwecke verwenden oder im öffentlichen Interesse an Dritte veräußern will“. War das der Fall, hatten sie einen Entschädigungsanspruch auf Zahlung von 75  Prozent des Verkehrswertes.

Die restlichen Mauergrundstücke in Berlin und die Flächen entlang der deutsch-deutschen Grenze wurden von Finanzminister Hans Eichel (1999-2005) den neuen Bundesländern angeboten. Thüringen und Sachsen-Anhalt nahmen es an, Brandenburg verzichtete darauf. 

Der Postenweg der DDR-Grenztruppen entspricht am S-Bahnhof Wollankstraße nicht dem Mauerradweg, der stattdessen auf der Westseite in der Nordbahnstraße verläuft. Gab es mal den Gedanken, den Mauerweg auch hier auf dem Postenweg verlaufen zu lassen und ist da vielleicht durch die Umbauarbeiten am S-Bahnhof künftig etwas möglich, quasi als Rückverlegung in den Osten?

Die Route für den Mauerweg sollte nach meinen Kriterien sowohl im Westen als auch im Osten sein. Hier finde ich den Kolonnenweg der DDR-Grenztruppen besser, der Mauerweg wurde wegen des Eigentümer-Grundstücks aber auf die Westseite verlagert, auch weil der Radelzustand dort besser war. 

Ein Bauarbeiter sagte mir, dass sie für die Nutzung des jetzigen Schotterwegs für die Baufahrzeuge nur dann die Genehmigung bekommen hätten, wenn sie ihn nach dem Ende der Bauarbeiten auch asphaltieren würden. Dem hätten sie dann zugestimmt.

Natürlich gibt es viele Alternativen, wie man sich im „Grünen Band“ mit dem Fahrrad bewegen kann. Ob auf der westlichen oder der östlichen Seite, ob näher an der Grenze oder weiter entfernt, ob auf Patrouillenwegen mit Lochplatten oder auf Asphalt. Die vorgeschlagene Route wurde nach den folgenden fünf Kriterien ausgewählt: 

•        möglichst nahe an der ehemaligen Grenze

•        vorzugsweise auf komfortabel zu radelnden Wegen 

•        stark befahrene Straßen vermeiden

•        die ehemalige Grenze häufig queren

•        viele Zeugnisse der Geschichte integrieren

Der Routenvorschlag versteht sich als „work in progress“. Denn selbstverständlich wissen die Menschen vor Ort besser über ihre Gegend Bescheid, auch gibt es immer wieder Veränderungen durch Baumaßnahmen u. ä.

Und manchmal wird auch ein Umweg vorgeschlagen, um eine touristische Attraktion einzubinden. Das kann allerdings nur sparsam geschehen, weil sich sonst die Gesamtroute zu sehr verlängern würde. Dafür bitten Autor und Verlag um Verständnis, freuen sich aber über Anregungen und Verbesserungsvorschläge, die sich an den oben erwähnten Kriterien orientieren.

Wie verlief denn historisch der Postenweg der DDR-Grenzer im Gleisgewirr zwischen Bornholmer Straße und Wilhelm-Kuhr-Straße?
Soviel ich weiß, war der Kolonnenweg auf der Straße Am Bürgerpark. Der Park war auf der Westseite abgesperrt, um Fluchtmöglichkeiten zu verhindern. Dort war auch der erste Fluchttunnel – eine Tafel dafür fehlt aber leider. 

Wie wäre ihr idealer Mauerwegverlauf dort?
Die Straße am Bürgerpark mit dem Radweg ist für mich ok. Nur der Abschnitt von der Pankebrücke zum jetzigen – und auch späteren – Kolonnenweg ist in schlechtem Zustand. Man muss nämlich von der Pankebrücke über Sand auf dem Gehweg oder grobem Kopfsteinpflaster radeln. Eine Sanierung sollte schnellstmöglich realisiert werden.

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In Hohen Neuendorf geht der Mauerweg entlang der Alte Schildower Straße. Weil das eine üble Kopfsteinpflasterstraße ist, wird das Radeln auf dem Gehweg erlaubt – Schilder weisen darauf hin. Würde das auf dem westlichen Gehweg von der Pankebrücke zum Kolonnenweg auch erlaubt werden – die meisten Radelnden machen das ohnehin – müsste der sehr sandige Gehweg nur asphaltiert werden. Das ginge schnell, wäre kostengünstig und könne bis zum 35. Jahrestag des wiedervereinigten Berlin realisiert sein. Das wäre toll!!!

Vom Kolonnenweg an der Bornholmer Straße geht es kurz links und dann rechts ab in die Brehmestraße, weil man seit zwei Jahren auch durch das Nasse Dreieck radeln kann. Dort müsste der Weg zwar saniert werden, er ist aber besser als der ausgeschilderte. Und in der Linkskurve der Brehmestraße sollte der Zugang zum Nassen Dreieck vom Autoparken freigehalten und der Bordstein fahrradfreundlich abgesenkt werden.

Im Vergleich zu anderen ähnlichen Stellen, an denen es kleine Umwege des Mauerwegs gibt: Wie bewerten Sie den derzeitigen Verlauf des Mauerwegs am S-Bahnhof Wollankstraße?
Der derzeitige Verlauf des Mauerweg dort ist nicht gut, aber erst seit kurzer Zeit kann man optimistisch in die Zukunft schauen. Andere vergleichbare Abschnitte sind der sanierte Mauerweg von der Schlesischen Straße am Landwehrkanal entlang zur Harzer Straße oder von der Kopenhagener Straße zur Klemkestraße. 

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Sind die Bodenbesitzverhältnisse am Mauerweg im Umfeld des S-Bahnhofs Wollankstraße inzwischen so geklärt, dass zumindest keine weitere Verlegung der Mauerweg-Route droht?
Für die Zukunft bin ich optimistisch. Das sieht doch – wie oben beschrieben – sehr gut aus.

Gibt es Pläne, am S-Bahnhof an den Fluchttunnel zu erinnern?
Den erfolgreichen Fluchttunnel gab es am Bürgerpark, wie oben beschrieben. Da es am S-Bahnhof keine erfolgreiche Flucht durch den Tunnel gab – er wurde vorzeitig erkannt – gibt es dort auch kein Hinweisschild.

Wie sehen Sie den Bahnhofs- und Trassenumbau sowie den Bereich drumherum als Verkehrspolitiker?
Zunächst geht es ja um die Abstellanlagen in Schönholz. Wenn die Heidekrautbahn nicht nur bis Wilhelmsruh sondern auch bis Gesundbrunnen wieder aufgebaut würde, wäre das toll. Der südliche Zugang vom S-Bahnhof Wollankstraße sollte aber auch nach Westen wieder geöffnet werden, wie es – so glaube ich – vor dem Mauerbau auch schon war.

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Wie sehen Sie den Bereich an der Panke?
Die Panke soll ja einen Radweg bekommen haben, den ich aber noch nicht abgeradelt bin. Der letzte Abschnitt zur Spree ist verrohrt – aber ein kleines Stück soll ja schon wieder geöffnet worden sein. Eine Fahrradstraße auf einer Seite des Bahnhofs wäre toll.