Die meisten Menschen gehen zur Schule, machen ihren Abschluss und absolvieren dann eine Ausbildung oder ein Studium. Anschließend geht es ins Arbeitsleben. Für Vivien Kaiser verlief es anders. Sie wurde in ihren Beruf hineingeboren. Ihre Familie betreibt in der achten Generation den Circus Barnum, der gerade in Dillingen Halt macht. Ein anderes Leben kann sich die 19-Jährige nicht vorstellen. „Für mich ist Zirkus die einzige Option.“

Circus Barnum in Dillingen: Das führen Vivien Doren und ihr Bruder im Zirkus auf

Kaiser ist eine von vier Geschwistern, deren Vater als Zirkusdirektor des Circus Barnum den Familienbetrieb leitet. Der Chef ist vor allem dafür zuständig, dass im Hintergrund alles läuft. Gemeinsam mit seiner Ehefrau kümmert er sich etwa um die Technik und die Platzvergabe. Saisonal buchen die beiden verschiedene Artistinnen und Artisten, die – neben ihren Kindern – im Zirkus auftreten. Vivien Kaisers Bruder Juliano etwa balanciert im Handstand auf einer Stuhlpyramide in elf Metern Höhe. Insgesamt sind in Dillingen zwölf Akteure und Akteurinnen dabei. Die Kreisstadt an der Donau ist der letzte Stopp, bevor es nach Nürnberg geht, wo die Weihnachtssaison des Circus Barnum startet. Noch bis Sonntag, 19. Oktober, ist der Zirkus vor Ort.

Vivien Kaiser wuchs von klein auf inmitten von Artistinnen und Artisten auf und hatte schnell „selbst sehr starkes Interesse, das alles zu lernen“, wie sie erzählt. Früh begann sie mit der Luftakrobatik, heute führt sie zudem Hula-Hoop-Kunststücke auf und singt. Hinter den Kulissen ist die 19-Jährige für den Social-Media-Auftritt des Zirkus zuständig und teilt als Vivien Doren auch Ausschnitte ihres eigenen Lebens sowie ihre Musik auf TikTok und Instagram.

In der Manege sind Vivien Doren und ihr Bruder Juliano Kaiser(von links) in ihrem Element.

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In der Manege sind Vivien Doren und ihr Bruder Juliano Kaiser(von links) in ihrem Element.
Foto: Circus Barnum, Collage AZ

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In der Manege sind Vivien Doren und ihr Bruder Juliano Kaiser(von links) in ihrem Element.
Foto: Circus Barnum, Collage AZ

Circus Barnum in Dillingen: So lebt und wohnt Zirkusartisitn Vivien Doren

Kaiser und ihre Familie bereisen jährlich zwischen 15 und 20 verschiedene Orte, die jedes Jahr variieren. Dort bleiben sie im Schnitt zwei Wochen, bis es in die nächste Stadt geht. Als sie jünger war, wechselte Kaiser mit jedem Standort die Schule. Mittlerweile gibt es Online-Unterricht und sogar Zirkusschulen. Dabei besuchen Lehrkräfte die Zirkuskinder mit einem Wohnmobil, das als Klassenzimmer ausgestattet ist.

Der einzige Ort, an dem die Kaisers länger bleiben, ist Nürnberg. Dort ist der Circus Barnum mit seiner Weihnachtsshow von November bis Januar ansässig. Für ein Leben zum Verweilen ist Vivien Kaiser aber ohnehin nicht gemacht. Spätestens nach drei Wochen habe sie das Bedürfnis weiterzureisen, wie sie berichtet. Ein Haus oder eine Wohnung besitzt sie nicht. „Zuhause ist da, wo mein Wohnwagen ist“, sagt die 19-Jährige. Kaiser und ihre Geschwister haben jeweils eigene Wohnwägen. Ihre Eltern leben in einem besonders großen Modell mit Küche, Wohnzimmer, Schlafbereich und Bad. Am Küchentisch sitzend, vergisst man schnell, dass es sich nicht um eine klassische Wohnung handelt.

Das Wohnmobil von Familie Kaiser ist ausgestattet wie eine kleine Wohnung.

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Das Wohnmobil von Familie Kaiser ist ausgestattet wie eine kleine Wohnung.
Foto: Julia Motschmann

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Das Wohnmobil von Familie Kaiser ist ausgestattet wie eine kleine Wohnung.
Foto: Julia Motschmann

Das sagt Vivien Doren über Tierhaltung im Circus Barnum

Auf dem Gelände neben dem Edeka-Parkplatz in der Rudolf-Diesel-Straße, wo sich der Zirkus aktuell befindet, sind circa 25 Menschen aus unterschiedlichen Ländern. Jongleur Alfio etwa kommt aus Spanien, Luftartistin Melanie aus Ungarn. Meist wird Englisch untereinander gesprochen oder nebenbei eine neue Sprache gelernt. Viele Mitarbeitende reisen mit Partner und Kindern an. So entsteht eine kleine, familiäre Zirkusstadt, in der alle viel Zeit miteinander verbringen. Zwar wechseln die Auftretenden jede Saison, aber „unter Zirkusleuten sieht man sich immer wieder“, sagt Vivien Kaiser.

Viele Artistinnen und Artisten besuchen gesonderte Schulen, wie etwa die Staatliche Ballett- und Artistikschule Berlin, und entscheiden sich damit bewusst für den Beruf. Wer in einen Zirkus hineingeboren wird, wächst damit auf. Das gilt sogar für die rund 60 Tiere, die zum Betrieb zählen: Die Jungen bleiben Teil des Unternehmens. Mit dabei sind unter anderem Kamele, Dromedare, Zebras, Lamas, Pferde, Ziegen, Ochsen oder Ponys. Auch sie reisen mit dem Saison-Team von Stadt zu Stadt. Viele von ihnen sind auch Teil von Zirkuseinlagen.

In der Vergangenheit wurde die Tierhaltung in Zirkussen von Vereinen wie Peta immer wieder kritisiert. Vivien Kaiser sagt, die Tiere des Circus Barnum bekämen genügend Auslauf und es werde darauf geachtet, ob ein Tier gestresst ist. Der Circus Barnum werde außerdem wöchentlich vom Veterinäramt kontrolliert – und das hält die 19-Jährige auch für sinnvoll.

Neben Lamas, Ochsen und Kamelen reisen Zebras mit dem Circus Barnumvon Stadt zu Stadt.

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Neben Lamas, Ochsen und Kamelen reisen Zebras mit dem Circus Barnumvon Stadt zu Stadt.
Foto: Julia Motschmann

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Neben Lamas, Ochsen und Kamelen reisen Zebras mit dem Circus Barnumvon Stadt zu Stadt.
Foto: Julia Motschmann

Vivien Doren vom Circus Barnum in Dillingen: „Das ist mein Traum, mein Leben“

Einen typischen Tagesablauf gibt es Vivien Kaiser zufolge übrigens nicht im Zirkus. Ein Reisetag sei nicht mit einem Probentag vergleichbar. Den ungefähren Ablauf erklärt sie aber wie folgt: Wird eine neue Show einstudiert, so proben die Artistinnen und Artisten mindestens zwei bis drei Wochen täglich, bevor es losgeht. Innerhalb einer Saison haben die Abläufe Bestand und müssen nicht immer wieder durchgesprochen werden. Vielmehr bereitet sich jede Person eigenverantwortlich auf ihren Auftritt vor. Kaiser selbst trainiert meist täglich ein bis zwei Stunden in der Manege. Das aktuelle Programm des Circus Barnum dauert etwa zwei Stunden.

In der Manege trainiert Vivien Kaiser in der Regel ein bis zwei Stunden am Tag für ihre Auftritte.

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In der Manege trainiert Vivien Kaiser in der Regel ein bis zwei Stunden am Tag für ihre Auftritte.
Foto: Julia Motschmann

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In der Manege trainiert Vivien Kaiser in der Regel ein bis zwei Stunden am Tag für ihre Auftritte.
Foto: Julia Motschmann

Urlaubstage, wie sie klassische Angestellte kennen, hat die 19-Jährige nicht. Von Mitte Januar bis einschließlich Februar pausiert der Zirkus zwar mit seinen Vorführungen, diese Zeit wird dann aber für gewöhnlich für Restaurationsarbeiten und Ähnliches genutzt. Falls jemand krank wird, heißt es meist trotzdem „durchziehen“ – eventuell wird etwas umgeplant, aber Ersatz gibt es nur im Notfall. Für die 19-Jährige sind das jedoch kaum Herausforderungen. Stattdessen fällt ihr fast nur Positives bei ihrem Beruf ein. „Ich mache das, was ich liebe“, sagt Kaiser. „Das ist mein Traum, mein Leben.“

Info: Der Circus Barnum gastiert bis zum Sonntag, 19. Oktober, auf dem Platz am E-Center an der Rudolf-Diesel-Straße in Dillingen. Die Vorstellungen finden täglich um 16 Uhr statt, am Sonntag um 15 Uhr. Die Kasse ist circa eine Stunde vor Beginn der Vorstellung geöffnet. Online-Tickets gibt es im Vorverkauf unter www.circus-barnum.de.

  • Julia Motschmann

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  • 89407 Dillingen

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  • Circus

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