Mehrere Polizisten stehen vor dem Hauptbahnhof.

AUDIO: Messerangriff am Hauptbahnhof: Frau soll in Psychiatrie (0 Min)

Stand: 16.10.2025 16:12 Uhr

Nach dem Messerangriff im Mai mit zahlreichen Verletzten am Hamburger Hauptbahnhof hat die Staatsanwaltschaft gegen die mutmaßliche Täterin ein Sicherungsverfahren beantragt. Ziel sei es, die 39-Jährige in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen.

„Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sämtliche Taten im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen worden sind“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Donnerstag dem NDR. „Es gibt konkrete Anhaltspunkte dafür, dass die Angeklagte psychisch erkrankt ist und an einer paranoiden Schizophrenie leidet.“ In diesem Fall werde dann beantragt, das Sicherungsverfahren vor dem Landgericht durchzuführen. „Am Ende eines solchen Sicherungsverfahrens wird nicht die Schuld festgestellt, sondern beantragt, dass die Beschuldigte in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht wird, wenn sich die Taten nachweisen lassen.“ Wann über den Antrag entschieden wird, ist noch unklar.

Mit Gemüsemesser auf Reisende eingestochen

Den Ermittlungen zufolge soll die 39-Jährige am 23. Mai im Bereich der Fernbahngleise 13 und 14 mit einem Gemüsemesser wahllos auf Reisende und Passanten eingestochen haben, um diese zu töten. Sie habe sich dabei im „Zustand der Schuldunfähigkeit“ befunden.

Vorwurf: Versuchter Totschlag in 21 Fällen

Insgesamt wirft die Staatsanwaltschaft der Frau in ihrer Antragsschrift vom 2. Oktober unter anderem versuchten Totschlag in 21 Fällen vor, davon in 15 Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Während sechs Personen den Stichen ausweichen konnten, erlitten laut Staatsanwaltschaft 15 Geschädigte zum Teil erhebliche Schnitt- oder Stichverletzungen.

Frau soll auch ihren Vater angegriffen haben

Darüber hinaus soll die 39-Jährige bereits im Januar in Schleswig-Holstein versucht haben, ihren damals 69 Jahre alten Vater mit einer Schere zu töten. Sie scheiterte jedoch, weil ihre 71 Jahre alte Mutter ihr die Schere abgenommen habe. Bereits damals ergaben sich nach Angaben der Lübecker Staatsanwaltschaft Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung der Frau. Das Amtsgericht Lübeck lehnte jedoch eine Unterbringung ab, eine Beschwerde gegen den Beschluss wurde vom Landgericht Lübeck verworfen.

Offenbar auch Kind und Mitpatientin attackiert

Im Februar soll die Frau dann auf einem Spielplatz am Hamburger Flughafen gegenüber einem Kind gewalttätig geworden sein und nach einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik auf eine Mitpatientin losgegangen sein. Nach ihrer Entlassung sei sie dann Ende Mai erneut für drei Wochen eingewiesen worden, hatte ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums erklärt.

Einen Tag vor dem Angriff aus Psychiatrie entlassen

Am Tag vor dem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof war die 39-Jährige aus der Psychiatrie im Landkreis Cuxhaven entlassen worden. Nach Auskunft der Klinik gab es zu jenem Zeitpunkt keinen medizinischen Befund, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte.

Zwei Polizeifahrzeuge fahren auf ein Grundstück.

Die 39-Jährige wurde am Montag in eine psychiatrische Klinik überführt. 13 Verletzte konnten inzwischen das Krankenhaus verlassen.

Bei einem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof sind mehrere Menschen schwer verletzt worden.

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