Es war der 26. September 2022, als in den Tiefen der Ostsee nahe der dänischen Insel Bornholm mehrere Explosionen die Nord-Stream-Pipelines zerrissen. Drei von vier Leitungssträngen wurden zerstört, Europas Energieversorgung erlitt durch die Nord-Stream-Sabotage einen historischen Schlag.
Die ukrainische Regierung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj wies damals jede Verantwortung kategorisch von sich. „Nonsens“, nannte Präsidentenberater Mychajlo Podolyak die Vorwürfe noch im August 2024. Doch die Indizien sprechen eine andere Sprache – und werfen ein verstörendes Licht auf die Bereitschaft europäischer Medien und Politik, offensichtliche Zusammenhänge zu ignorieren.
Nord-Stream-Sabotage: Indizien gegen die Ukraine
Die Frage, wer Nord Stream gesprengt hat, beschäftigt Ermittler und die Öffentlichkeit seit den Ostsee-Pipeline-Explosionen. Die Ermittlungen zu Nord Stream konzentrieren sich auf eine sechsköpfige ukrainische Gruppe, die laut Recherchen des Wall Street Journal, der Washington Post und anderer Medien die Pipelines sabotiert haben soll.
Im Zentrum steht die „Andromeda“, eine Segeljacht, die über eine polnische Briefkastenfirma mit ukrainischen Verbindungen gechartert wurde und als Operationsbasis gedient haben soll. Sprengstoffspuren wurden nachgewiesen, die Route rekonstruiert. Der deutsche Generalbundesanwalt hat mittlerweile europäische Haftbefehle ausgestellt. Zwei ukrainische Staatsbürger wurden 2025 festgenommen – einer in Italien, einer in Polen; weitere Haftbefehle sind noch ohne Konsequenz geblieben.
Wie weit reicht die Befehlskette?
Besonders brisant: Mehrere große Medien äußerten die Vermutung, die Befehlskette im Fall Nord Stream habe bis zum damaligen ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj geführt. Der niederländische Militärgeheimdienst jedenfalls hatte bereits im Juni 2022 vor einem möglichen Sabotageakt gewarnt – drei Monate vor dem Anschlag –, ebenso die CIA. Was folgte? Die Explosionen im September.
Das Wall Street Journal meinte sogar zu wissen, Präsident Selenskyj habe die Operation zunächst gebilligt und nach der CIA-Warnung gestoppt – doch Saluschnyj habe sie eigenmächtig fortgeführt. Ob diese Version stimmt oder Selenskyj bewusst außen vor gelassen wurde, wie andere Quellen nahelegen: Die offizielle ukrainische Darstellung der vollständigen Unkenntnis wirkt angesichts der Faktenlage kaum noch glaubwürdig.
Offene Eskalation: Die Angriffe auf die Druschba-Pipeline
Während bei der Nord-Stream-Sabotage noch dementiert und verschleiert wurde, hat sich die Ukraine im Fall der Druschba-Pipeline längst zur offenen Kriegsführung gegen diesen Teil der europäischen Energieinfrastruktur bekannt. Die Chronologie des August 2025 liest sich wie ein militärisches Kampftagebuch: Am 12./13. August griffen ukrainische Kräfte die Transneft-Pumpstation Unecha in der russischen Region Brjansk an – ein zentraler Knotenpunkt der Druschba-Pipeline. Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR und der Generalstab übernahmen die Verantwortung.
Am 17./18. August folgte ein Schlag gegen die Pumpstation Nikolskoye in der Oblast Tambow. Eine ukrainische Einheit meldete stolz einen „vollständigen Stopp des Öltransports“.
Am 21./22. August wurde Unecha erneut getroffen. Kommandeur Robert „Magyar“ Brovdi vom 14. Drohnen-Regiment (14-й окремий полк безпілотних авіаційних комплексів) veröffentlichte triumphierend Videoaufnahmen des Großbrands.
Ungarn und die Slowakei betroffen
Die Folgen für EU-Mitgliedstaaten waren unmittelbar: Ungarn und die Slowakei meldeten unterbrochene Öllieferungen. Außenminister Péter Szijjártó sprach von mindestens fünf Tagen Reparaturdauer und forderte EU-Maßnahmen. Die Antwort aus Brüssel? Schweigen.
Hier offenbart sich ein eklatanter Widerspruch: Wenn die Ukraine heute offen und stolz kritische Energieinfrastruktur angreift, von der EU-Staaten abhängen – warum sollten wir dann glauben, dass sie bei der Nord-Stream-Sabotage unbeteiligt war?
Pipelines als militärisches Ziel?
Die Druschba-Pipeline-Angriffe beweisen den Willen und die Fähigkeit, europäische Energieversorgung als legitimes militärisches Ziel zu betrachten und anzugreifen. Sie demonstrieren eine Strategie, die darauf abzielt, jede Energieverbindung zwischen Russland und Europa zu kappen – ungeachtet der Konsequenzen für europäische Verbraucher und Industrien.
Zu viele deutsche und europäische Medien haben das ukrainische Dementi im Fall Nord Stream erstaunlich unkritisch übernommen. Wo ist der investigative Furor, der bei anderen Themen an den Tag gelegt wird? Wo sind die bohrenden Nachfragen, wenn ein Land, das nachweislich Pipelines angreift, seine Unschuld bei der bislang größten Sabotageaktion gegen europäische Infrastruktur beteuert?
Folgen der Sabotage: Energiekrise und Deindustrialisierung
Die wirtschaftlichen Folgen der Nord-Stream-Sabotage und der Abkehr von russischem Gas sind für Europa gravierend. Die explodierenden Energiepreise nach der Ostsee-Pipeline-Explosion haben zu einer Energiekrise in Deutschland beigetragen: Privathaushalte wurden belastet, die Industrie stöhnte. Die Chemie-Industrie wandert ab, energieintensive Betriebe schließen. Das ist kein abstrakter geopolitischer Schachzug – es ist die konkrete Zerstörung europäischen Wohlstands.
Polens Premierminister Donald Tusk brachte es unlängst auf den Punkt, als er die Auslieferung eines Nord-Stream-Verdächtigen an Deutschland ablehnte: Es liege nicht im polnischen Interesse. Die Botschaft ist klar: Die Zerstörung europäischer Infrastruktur wird als gerechtfertigter Kollateralschaden im Kampf gegen Russland akzeptiert. Die Frage der Nord-Stream-Reparatur bleibt weiterhin unbeantwortet, während die Abhängigkeit Europas von den noch funktionierenden Pipelines größer denn je ist.
Warum werden Angriffe auf Infrastruktur geduldet?
Ohne jeden Zweifel: Die Ukraine verdient Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg. Das steht außer Frage. Aber muss diese Solidarität so weit gehen, dass wir die Zerstörung unserer eigenen Energiezufuhr achselzuckend hinnehmen? Ist es wirklich im europäischen Interesse, wenn die Ukraine definiert, welche Energieinfrastruktur auf unserem Kontinent funktionsfähig bleiben darf?
Die Indizienlage zur Nord-Stream-Sabotage und die offenen Angriffe auf die Druschba-Pipeline zeichnen ein klares Bild: Europas Regierungen dulden und unterstützen faktisch die gezielte Zerstörung ihrer eigenen Energieversorgung, während die USA die Zufuhr über alternative Routen wie Indien weiter einzuschränken versucht.