Seit rund anderthalb Wochen ist Markus Anfang Trainer bei Fortuna und betreut das Team am Freitagabend im Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig erstmals in einem Zweitliga-Duell. Hinter dem 51-Jährigen liegen intensive Tage – in mehreren Bereichen. Zum einen auf dem Rasen, wo der gebürtige Kölner während der Trainingseinheiten den Spielern seine Art des Fußballs vermittelte. Zum anderen abseits des Platzes, mit vielen Gesprächen mit den einzelnen Akteuren, dem Trainerstab und eben seinem Vorgänger Daniel Thioune.

Anfang zögerte nicht, den Kontakt zum gebürtigen Niedersachsen, den die Rot-Weißen kürzlich von seinen Aufgaben als Chefcoach freistellten, zu suchen. Der Austausch unter den beiden Trainern war laut Anfang produktiv. „Ich hatte ein längeres Telefonat mit Daniel. Es war sehr positiv. Viele Dinge, die wir wahrgenommen haben, sind deckungsgleich geblieben“, sagt Anfang. Doch unabhängig davon hält er vor seiner Pflichtspielpremiere als Hauptverantwortlicher auf der Bank fest: „Am Ende muss man rausgehen, nach vorne spielen und mutig sein. Wenn du das machst, wirst du auch dafür belohnt.“

Extraschicht für Itten und Muslija

Genau diesen Ansatz manifestierte Anfang in den Köpfen seiner Spieler. Die meisten von ihnen konnten dem ehemaligen Profi während der vergangenen Tage folgen, doch zwei Spieler hatten eine Sondersitzung: Cedric Itten und Florent Muslija, die die ersten Trainingseinheiten fehlten, weil sie mit der Schweiz beziehungsweise dem Kosovo auf Länderspielreise waren. Zu diesem Fakt äußert sich auch der gegnerische Trainer Heiner Backhaus. „Sie haben zwei Nationalspieler, die zurückkommen und am Montag noch für ihr Nationalteam gespielt haben. Ich weiß nicht, ob die am Freitag direkt die neue Spielidee verstehen“, meint Braunschweigs Coach.

Anfang nimmt diesen Ball auf und offenbart ohne Umschweife: „Das stimmt grundsätzlich. Das Gute ist: Man hat zwei Nationalspieler in den Reihen. Das Schlechte ist: Man hat sie in der Phase, in der wir dazugekommen sind, nicht auf dem Trainingsplatz.“ Deshalb absolvierten Itten und Muslija im Rahmen der Vorbereitung auf das Braunschweig-Spiel eine Extraschicht. „Im Grunde ging es darum, dass die Jungs eine kleine Idee mitbekommen, wie wir uns das vorstellen. Wir haben mit Videosequenzen gearbeitet, um das Gefühl dafür zu entwickeln“, berichtet Anfang.

Anfang: „Das ist schon etwas besonderes“

Insgesamt will der Fortuna-Coach mutig spielen lassen, mit dem Wissen, dass sein Team sich aufgrund des Trainerwechsels in einem Prozess befindet. „Es kann nicht in allen Bereichen von jetzt auf gleich funktionieren, dass alle Abläufe, die wir trainiert haben, direkt passen“, sagt Anfang und stellt klar: „Ich will trotzdem sehen, dass die Jungs alles dafür tun. Das ist die erste Botschaft.“ Deutlich war die Botschaft auch, dass er sein Pflichtspiel-Debüt nicht in den Vordergrund drängt. „Ich versuche das wegzuschieben, weil es nicht um mich geht, sondern um den Verein und die Mannschaft.“

Dennoch machte Anfang, der als Profi zweimal für Fortuna spielte, kein Geheimnis daraus, dass es vor dem Trainer-Einstand für die Flingerner bei ihm kribbelt. „Ich bin auch ein Mensch und habe Gefühle. Ich würde lügen, wenn ich sage, mich wird das nicht bewegen. Das ist schon etwas besonderes.“ Im Optimalfall geht sein Auftakt gut – dann hätten die zahlreichen intensiven Gespräche im Vorfeld der Partie sofort Früchte getragen.