Nach elf Jahren ist im Fall des Berliner Wettbüro-Mordes einer der noch gesuchten Verdächtigen in der Türkei festgenommen worden. Der heute 35-Jährige gehörte Ermittlern zufolge zu jenen Hells Angels, die damals in Reinickendorf ein blutiges Exempel statuierten. Zuerst berichtete „Bild“.
Im Januar 2014 marschierten 13 türkische und deutsche Rocker in ein Wettcafé in der Residenzstraße. Dort spielte ein 26-jähriger Kontrahent gerade Karten. Der erste Rocker aus der einmarschierten Kolonne feuerte acht Schüsse auf diesen Gast, der Wochen zuvor einen Türsteher der Hells Angels niedergestochen hatte. Die Schüsse wurden von einer Überwachungskamera gefilmt, das Video erregte bundesweit Aufsehen.
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Hells Angels wurden wegen des Wettbüro-Mordes verurteilt.
Einige der Beteiligten flohen damals in die Türkei, andere wurden festgenommen. Im Oktober 2019 fiel das Urteil: Acht Männer erhielten wegen Mordes, der Boss der örtlichen Hells Angels wegen Anstiftung dazu lebenslange Freiheitsstrafen.
Der nun in der Türkei festgenommene Ali A. gehörte laut „Bild“ als dritter Mann der Kolonne an. Nach dem blutigen Aufmarsch setzte er sich in die Heimat seiner Familie ab, wo er offenbar ebenfalls in kriminellen Kreisen verkehrte. So soll der Mann einem Netzwerk angehört haben, das mit betrügerischen Anrufen nach Deutschland viel Geld erwirtschaftete.
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Mit sogenannten Schockanrufen wird arglosen Rentnern vorgespielt, es drohe ihnen selbst oder nahen Verwandten akut Unheil. Um dies zu mildern oder gar abzuwenden, sollen die angerufenen Opfer zu ihnen entsandten Unbekannten meist Schmuck oder Geld aushändigen.
Die Hintermänner am Telefon, die zuvor in Deutschland lebten und die deutsche Sprache gut können, operieren oft von der türkischen Mittelmeerküste oder Istanbul aus. Dort wurden nun der frühere Hells-Angel-Mann und neun weitere Verdächtige vorläufig inhaftiert. Ob der Mann ausgeliefert wird oder sich in der Türkei wegen bandenmäßigen Betrugs verantworten muss, ist nicht bekannt. A. soll türkischer und deutscher Staatsbürger sein, es gilt die Unschuldsvermutung.
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Die Bande, der A. angehört haben soll, betrog dem „Bild“-Bericht zufolge 46 Senioren um insgesamt 2,85 Millionen Euro. Die Verdächtigen sollen Rentner in der Bundesrepublik angerufen und sich als deutsche Polizei- oder Justizbeamte ausgegeben haben. Mit angeblichen Ermittlungen wurden die älteren Opfer unter Druck gesetzt, vermeintlichen Beamten ihr Geld zu geben.