Zwei Frauen mit Boxhandschuhen schreien sich auf der Bühne an

AUDIO: „Die Wut, die bleibt“: Publikumsrenner nun auch am Thalia Theater (3 Min)

Stand: 16.10.2025 18:48 Uhr

Die österreichische Autorin Mareike Fallwickl zeigt in ihrem 2022 erschienenen Roman „Die Wut, die bleibt“ auf drastische Weise, was geschehen kann, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt und sich das Leben nimmt. Aus Hannover hat die neue Intendantin des Thalia Theaters Sonja Anders die Aufführung mitgebracht.

von Katja Weise

Kaum ist das letzte Wort verklungen, erhebt sich das Publikum nahezu geschlossen von den Sitzen. Vor allem Frauen sind gekommen, darunter ungewöhnlich viele junge – teilweise mit Mutter oder Großmutter. Ein Großteil hat das Buch gelesen, wie eine Zuschauerin im Anschluss erzählt: „Ich war jetzt sehr positiv überrascht, ich fand das Theaterstück tatsächlich besser als das Buch. Es gab viel zu gucken, es war sehr kurzweilig und trotzdem intensiv.“

Auf zwei Etagen spielen sich die Ereignisse auf der Bühne ab. Aus dem ersten Stock stürzt Helene, eine Mutter, in die Tiefe. Er symbolisiert mal die Wohnung der verwaisten Familie, mal die von Helenes kinderloser Freundin Sarah, die dem vollkommen überforderten Vater aufopferungsvoll zur Seite springt. Sie kümmert sich monatelang um die 15-jährige Lola und die beiden kleinen Brüder. Während der Vater weiterhin vor allem außer Haus arbeitet und kaum Zeit für die Kinder hat.

Keine Scheu vor plakativen Bildern und Sätzen

Trauer und Wut sind im Saal förmlich zu greifen. Eine junge Frau tupft sich Tränen aus den Augen. Doch den Hinterbliebenen auf der Bühne gelingt es lange nicht, zueinander zu finden. Sarah muss feststellen, dass Lola ihre selbstlose Hilfe sehr kritisch sieht. Sie will später keine Kinder.

Lola lernt boxen und schließt sich einer Mädchengang an, die sich auch körperlich gegen männliche Gewalt wehrt. Regisseurin Jorinde Dröse folgt dem Roman, inszeniert emotional und direkt, scheut nicht zurück vor plakativen Bildern und Sätzen. „Natürlich wird auch mit Klischees gespielt und mit Rollenmodellen, aber man hat es gemerkt bei den Standing Ovations, im Publikum, bei den Bravo-Rufen, dass das schon funktioniert. Es ist wichtig, immer wieder dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, und ich finde, das ist gelungen“, urteilt eine Besucherin.

Sonja Anders vor Open-Air-Bühne am Thalia Theater in Hamburg.

Eine Woche Programm, draußen und bei freiem Eintritt: So startet die neue Intendantin in ihre erste Spielzeit.

Furioses Ensemble und eindeutige Botschaften

Dass dieser Abend, der konsequent auf eindeutige Botschaften setzt, so gut ankommt, liegt auch an dem furiosen Ensemble. Anja Herden, Johanna Bantzer und vor allem Nellie Fischer-Benson als Lola spielen sich direkt ins Herz des Publikums. Das danach noch lange vor dem Theater steht und diskutiert. Auch in Hamburg dürfte „Die Wut, die bleibt“ ein Publikumsrenner werden.

Suizidgedanken? Es gibt Auswege

Sie sind depressiv und finden keinen Ausweg? Vielleicht denken Sie darüber nach, sich das Leben zu nehmen? Dann melden Sie sich dort, wo Ihnen geholfen wird! Sie können sich – auch anonym – per Telefon, Mail, Chat oder in einem persönlichen Gespräch mitteilen. Ihre Gespräche werden vertraulich behandelt.
Diese Angebote stehen natürlich auch allen offen, die Bekannte oder Freunde haben, die suizidgefährdet sein könnten.

Bundesweite Beratungsangebote:

  • Telefonseelsorge: anonyme und kostenfreie Chat- und Mailberatung und Telefonberatung unter 0800 – 111 0 111 oder 0800 – 111 0 222
  • Kinder- und Jugendtelefon Nummer gegen Kummer„: anonyme und kostenlose Online-Beratung und Telefonberatung unter 116 111 (montags bis samstags 14 bis 20 Uhr)
  • Elterntelefon „Nummer gegen Kummer“: anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0800 – 111 0 550
  • Elternstress-Telefon des Kinderschutzbundes Mecklenburg-Vorpommern: anonyme und kostenlose Telefonberatung unter 0385 – 479 1570
  • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS): 030 – 31 01 89 60
  • Muslimisches Seelsorgetelefon: 030 / 44 35 09 821 (24h)

Weitere Unterstützungsangebote im Netz:

  • U25-Chatberatung der Caritas: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre.
  • Jugendnotmail: anonyme und kostenlose Chatberatung für Jugendliche bis 19 Jahre.
  • Hoffnungswiese: anonyme und kostenlose Online-Beratung.
  • Sorgenmail: themenoffene Online-Beratung.

Informationsangebote zum Thema Depression:
Ihr habt weitere Fragen zum Thema Depression? Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bietet neben einem Selbsttest, der jedoch keine medizinische Diagnose ersetzt, auch ein Info-Telefon unter 0800 – 33 44 533 an.

Hilfsangebote bei Gewalt gegen Frauen und sexueller Belästigung:

Corinna Harfouch als Hannah Arendt auf der Bühne

Kann ein Theaterstück dem Mythos der Philosophin Hannah Arendt gerecht werden? Die Antwort ist: Ja und Nein.

Menschen mit Partyhüten sitzen an einem Tisch

Auch im Thalia an der Gaußstraße hat die neue Spielzeit mit einer Uraufführung begonnen: „Frommer Tanz“ ist eine Adaption des Romans von Klaus Mann.

Eine Schwarze Frau steht im schwarzen Glitzeranzug und weißem Federmantel auf einer Bühne.

Nach Shakespeares „Was ihr wollt“ feiert das Thalia mit der Romanbearbeitung die zweite Premiere unter der Intendanz von Sonja Anders. Gelungen ist sie nicht.

Frau legt ihren Kopf auf einen riesigen Pfirsich

Die Inszenierung ist gut und zeitgemäß. Dennoch, der gut zweieinhalbstündige Abend findet schwer zu einem Rhythmus.

Zwei Frauen mit Boxhandschuhen schreien sich auf der Bühne an

„Die Wut, die bleibt“: Publikumsrenner nun auch am Thalia Theater

Aus Hannover hat die neue Intendantin des Thalia Theaters Sonja Anders die Aufführung mitgebracht – mit Erfolg.

Datum:
18.10.2025, 15:00 Uhr
19.10.2025, 19:00 Uhr
19.11.2025, 20:00 Uhr
14.12.2025, 19:00 Uhr
Ort:

Thalia Theater

Alstertor

20095

Hamburg

In meinen
Kalender eintragen