Jerusalem – Als Tal Chaimi (41) von Hamas-Terroristen aus dem Kibbuz Yitzhak verschleppt und ermordet wurde, war seine Frau Ela (42) gerade mit dem vierten Kind schwanger. Jetzt wünschen sich die Witwe und ihre Familie nur noch, dass sein Leichnam endlich heimkommt. Damit sie Abschied nehmen können.

Die Freude war groß in Israel, als am Montag die Terrororganisation Hamas 20 überlebende Geiseln übergab. Doch trotz der Vereinbarung händigten die Islamisten bisher nicht mal jede dritte der 28 getöteten Geiseln aus. Erst acht Leichname wurden übergeben. Die Witwe eines der Toten klagt: Hamas will uns die Leiche meines Mannes nicht zurückgeben.

Israelische Soldaten salutieren zu Ehren der getöteten Geiseln, die von der Hamas an Israel übergeben wurden

Israelische Soldaten salutieren zu Ehren der getöteten Geiseln, die von der Hamas an Israel übergeben wurden

Foto: AHMAD GHARABLI/AFP

Wie alle anderen Bewohner des Kibbuz Nir Yitzhak im Süden Israels wurden Tal Chaimi und seine Familie in den Morgenstunden des 7. Oktobers 2023 durch einen Raketenalarm geweckt. Als kurze Zeit später klar wurde, dass Terroristen in die Gemeinde eingedrungen waren, setzte sich der Familienvater einen Helm auf und griff nach einer Waffe. Dann ging er raus, sagte zu seiner schwangeren Frau und den drei Kindern Nir, Einav und Udi, dass sie sich in den Schutzraum begeben sollten. Und zog dann los, um ihr Kibbuz zu verteidigen.

Handy in Gaza lokalisiert

„Er gehörte zum Noteinsatzteam des Kibbuz. Ich konnte mit ihm noch kurze Zeit später telefonieren, doch ab mittags war er nicht mehr erreichbar“, sagt Ela Chaimi. „Als die Armee uns abends erreichte, konnte man meinen Mann nirgendwo mehr finden. Sein Handy wurde dann im Gazastreifen lokalisiert. Da haben wir noch gehofft, dass er lebt. Ich habe unseren Kindern auf Google gezeigt, wo sich der Papa gerade befindet. Ich rief dann meine Eltern an und erzählte ihnen, dass Tal verschleppt worden war und ich schwanger bin. Sie hatten bislang von meiner Schwangerschaft nicht gewusst.“

Die Familie von Tal hofft, dass Hamas sich an die Vereinbarung hält und seine Leiche übergibt.

Die Familie von Tal hofft, dass Hamas sich an die Vereinbarung hält und auch seine Leiche übergibt

Foto: bringthemhomenow.net

Zwei Monate später erhielten sie die Todesbotschaft

Doch die Hoffnungen der Familie zerschlugen sich. Zwei Monate nach Tals Entführung erhielt Ela einen Anruf von der israelischen Armee. Man teilte ihr mit, dass ihr Mann bereits am 7. Oktober getötet worden war und Terroristen seine Leiche nach Gaza verschleppt hatten. Um seiner zu gedenken, veranstalteten die Familie und Freunde von Tal eine Beerdigung, bei der in den leeren Sarg nur sein Helm gelegt wurde.

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„Eines meiner Kinder sagt mir deswegen bis heute, dass der Vater noch am Leben ist und eines Tages zurückkommen würde“, sagt Ela Chaimi. Sie brachte im Mai 2024 ihr viertes Kind, Sohn Lotan, auf die Welt.

„Ich habe gehofft, dass nun die Leiche von Tal übergeben wird, damit wir endlich abschließen können“, sagt sie. Doch das zermürbende Warten auf den Abschied vom geliebten Mann und Familienvater hat noch kein Ende.