Kiel/Plön. Der Schienenersatzverkehr auf der Strecke der Erixx-Linien RE83 und RB 84 hat in den vergangenen Wochen viele Pendler frustriert. Dieser Frust traf auch die Busunternehmen, die die Fahrten übernahmen. Phillip Hinz betreibt mit Balticshuttle eines von ihnen und äußert sich zur Kritik am Ablauf des Ersatzverkehrs.

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Ein reibungsloser Schienenersatzverkehr: Das gehe nur, wenn die Straßen leer seien, sagt Hinz. „Wir bewegen uns auf der Straße, nicht auf der Luft oder der Schiene. Es ist nicht möglich, einen hundertprozentigen Ablauf zu gewährleisten.“

SEV zwischen Kiel und Plön: Viel Verkehr

Die Fahrgastkapazitäten seien unterschätzt worden. 35 Klassenfahrten habe Balticshuttle während des Ersatzverkehrs transportieren müssen. Nur eine davon sei angemeldet gewesen, worauf sein Unternehmen mit einem weiteren Bus zur Verstärkung reagieren konnte. Generell sei das Verkehrsaufkommen auf der Strecke zwischen Kiel und Plön während der Zugausfälle überdurchschnittlich hoch gewesen.

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Zahlreiche Sondersituationen hätten die Lage zusätzlich erschwert, wodurch noch mehr Fahrgäste befördert werden mussten: die Heimspiele von Holstein Kiel und THW Kiel sowie der verkaufsoffene Sonntag, alles am Wochenende vom 4. und 5. Oktober.

Probleme an den Ersatz-Haltestellen

Hinzu kamen laut Hinz Unfälle und eine Vollsperrung der B76 am 6. Oktober. Eine Umleitung in Raisdorf aufgrund einer Baustelle habe alleine schon einen Zeitverlust von 10 bis 15 Minuten verursacht. Zuverlässiger Ersatzverkehr sei unter solchen Bedingungen „überhaupt nicht machbar“.

Zur Beschriftung an den Bussen, die viele Pendler als verwirrend empfanden, sagt Hinz: Der Andrang an Fahrgästen sei an den Endhaltestellen so groß gewesen, dass die Fahrer nicht an die Schilder gekommen seien, um diese umzudrehen.

Hinz kritisiert außerdem die Infrastruktur, mit der er und seine Busfahrer arbeiten mussten: Die Haltestelle an der Kaistraße in Kiel sei zum Teil nicht anfahrbar gewesen, da diese auch von anderen Ersatzbussen sowie den Kreuzfahrtshuttles genutzt worden sei. Hinz schlägt vor, zukünftig für ähnliche Situationen die alte Kielius-Haltestelle zu reaktivieren. Auch an der Haltestellen in Plön sei es zu Platzproblemen mit dem VKP-Linienverkehr sowie mit Autos gekommen, die das ausgeschilderte Parkverbot missachtet hätten.

Beschimpfungen und Handgreiflichkeiten gegen Busfahrer

Die Busfahrer seien darüber hinaus von Passagieren beschimpft worden. Sogar zu Handgreiflichkeiten sei es gekommen, bei denen schließlich die Polizei habe eingreifen müssen.

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Sein Unternehmen sei jeden Tag mit bis zu 13 Bussen im Einsatz gewesen. „Aber da können Sie mit 20 Bussen fahren, Sie schaffen es trotzdem nicht.“ Hinz wünscht sich vor dem nächsten Schienenersatzverkehr Gespräche mit Nah.SH und Erixx, um die Planung zu verbessern.

Hinz sagt aber auch: Eine Umfrage seines Busunternehmens habe ergeben, dass 80 Prozent der Fahrgäste zufrieden mit dem Ersatzverkehr gewesen seien.

Auf eine Anfrage in der vergangenen Woche reagierte Erixx nicht. Die Pressestelle von Nah.SH teilte mit, dass Erixx für die Umsetzung des Verkehrsvertrags zwischen Nah.SH und Erixx zuständig ist.

Zu den Anforderungen gehöre unter anderem, dass ausreichend Busse eingesetzt würden, diese sauber, schadensfrei und korrekt beschildert seien, es Auskünfte zu Ausfällen gebe sowie die Fahrgastinformation über Echtzeitdaten verfüge. Weiter heißt es: „Aus Sicht der Nah.SH wurden die Anforderungen an einen fahrgastfreundlichen und zuverlässigen Schienenersatzverkehr über einen langen Zeitraum der Baumaßnahme nicht erfüllt.“

KN