Vom 17. bis 19. Oktober 2025 wird Leipzigs südöstlichster Ortsteil erneut zum Schauplatz einer außergewöhnlichen Geschichtsinszenierung: „Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahre 1813“. Die traditionsreiche Veranstaltung lässt die Zeit der Völkerschlacht bei Leipzig lebendig werden und bietet Besucherinnen und Besuchern rund um den Liebertwolkwitzer Markt ein eindrucksvolles Erlebnis, das weit über eine klassische Geschichtsdarstellung hinausgeht.
Getragen wird das Projekt von der Hofgenossenschaft Stiftsgut Liebertwolkwitz eG und dem Interessenverein Völkerschlacht bei Leipzig 1813 e.V., die dabei von zahlreichen Vereinen, Initiativen und Partnern unterstützt werden.
Alltag und Handwerk um 1800
Über drei Tage hinweg entsteht ein authentisch gestaltetes Dorfleben, in dem mehr als 500 Darstellerinnen und Darsteller aus Liebertwolkwitz und Umgebung in die Rollen ihrer Vorfahren und anderer früher tatsächlich im Ort lebender Persönlichkeiten schlüpfen.
Handwerker wie Seiler, Schmied, Gürtlerin, Korbmacherin, Schieferhauer, Waschweiber, Sattler, Klempner und – neu in diesem Jahr – die Salzsieder zeigen historische Techniken und geben spannende Einblicke in das Leben und das Handwerk im frühen 19. Jahrhundert.
Duftmischerei. Foto: LiebDorf1813
Geschichtliche Dimension
Neben dem zivilen Alltag spielt auch die Völkerschlacht bei Leipzig eine zentrale Rolle: Über 1.000 Mitwirkende aus ganz Europa – darunter Gruppen aus Frankreich, Polen, Schweden, Tschechien und Belgien – nehmen teil und schlagen, wie vor 212 Jahren ihre Lager in Liebertwolkwitz sowie an den Torhäusern in Dölitz und Markkleeberg auf.
Sie nächtigen dabei, wie es früher wirklich war, in Scheunen, auf Dachböden oder in Zelten. Ein Höhepunkt der dreitägigen Veranstaltung ist die Gefechtsdarstellung am Samstag, 18. Oktober, um 14 Uhr, auf den Grundwiesen in Liebertwolkwitz.
Harald Teske, Vorstandsmitglied der Hofgenossenschaft Stiftsgut Liebertwolkwitz, betont: „Ein besonderer Aspekt unserer Veranstaltung ist die Verbindung zwischen dem zivilen Leben am Beginn des 19. Jahrhunderts und den Ereignissen rund um die Völkerschlacht, die für die Region historisch prägend waren.
Authentische Reenactments lassen sichtbar werden, wie eng das Alltagsleben und das militärische Geschehen vor den Toren Leipzigs verbunden waren. Wir verstehen unsere Veranstaltung deshalb auch als eine Art Edutainment. Das heißt: Wir wollen den Menschen einerseits tolle Erlebnisse bieten, ihnen aber eben auch historischen Wissen mit auf den Weg geben.“
Dorfleben um 1813. Foto: LiebDorf1813
Für Familien und Geschichtsinteressierte
Die Veranstaltung richtet sich an jedermann, ob Familien, die einen tollen Ausflug machen und etwas Außergewöhnliches erleben wollen, oder Geschichtsinteressierte, die auf unterhaltsame Weise gern mehr über die Geschichte der Region erfahren möchte.
Auch für die kleinen Gäste gibt es ein abwechslungsreiches Programm: Sie können unter anderem beim Reiten oder Basteln selbst aktiv werden oder sich bei Märchenlesungen und Aufführungen im Kaspertheater in fantastische Welten entführen lassen. Besonderes Flair bieten die eigens für diese Veranstaltung entstehenden Schänken, Kneipen und Spelunken, in denen das vielfältige Angebot an Speisen und Getränken in geselliger Atmosphäre das Programm abrunden.
Liebertwolkwitz in der Völkerschlacht
Liebertwolkwitz war während der Völkerschlacht bei Leipzig ein zentraler Schauplatz. Am 14. Oktober 1813 trafen hier zunächst 7.300 verbündete Reiter auf 8.500 französische und polnische Kavalleristen – das größte Reitergefecht der gesamten Schlacht. Schon bald griffen auch Infanterie und Artillerie ein, sodass schließlich rund 40.000 Soldaten in die Kämpfe verwickelt waren.
Das Gefecht endete ohne entscheidenden Ausgang, brachte aber hohe Verluste, auch unter Zivilbevölkerung, und hinterließ ein stark zerstörtes, ausgeplündertes Dorf. In den folgenden Tagen geriet Liebertwolkwitz immer wieder unter wechselnde Kontrolle der verschiedenen Truppen, bis Napoleons Niederlage bei Leipzig feststand.
Seit 2008 wird die Veranstaltung „Liebertwolkwitz – ein Dorf im Jahre 1813“ alljährlich ausgerichtet, um die Ereignisse jener Zeit lebendig werden zu lassen und natürlich auch, um an das Leid der Menschen und die Verheerungen in der Region zu erinnern. Ihr besonderes Profil besteht darin, dass nicht nur militärgeschichtliche Aspekte berücksichtigt werden, sondern von Anfang an auch die kulturhistorische Dimension einen festen Platz hatte.
Ziel war und ist es, ein möglichst umfassendes Bild der Lebenswelt zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu zeichnen. Während viele Darstellungen dieser Epoche den Fokus vor allem auf die Schlachten der Befreiungskriege legen, rückt Liebertwolkwitz auch die Alltagskultur und die sozialen Zusammenhänge der Menschen in den Mittelpunkt.
Öffnungszeiten: Freitag, 17. Oktober, 15–23 Uhr (Eintritt frei), Samstag, 18. Oktober 9–23 Uhr, Sonntag, 19. Oktober, 15–18 Uhr
Eintrittspreise (Tagestickets): Erwachsene: 11 €, ermäßigt: 8 €*, Kinder (6–14 Jahre): 5 €, Familienkarte: 23 €
*Ermäßigung gilt für Schüler, Studierende, Auszubildende, Schwerbehinderte, Leipzig-Pass-Inhaber sowie Einwohner von Liebertwolkwitz (Nachweis erforderlich).