Munich Startup: Was macht euer Startup? Welches Problem löst ihr?

Christoph Tullius, Co-Founder und Managing Director: Heute werden täglich tausende Paletten mit Gabelstaplern, Routenzügen und LKW bewegt – ein manueller, gefährlicher und teurer Prozess.

Ecoro ermöglicht vollautomatisierten Palettentransport auf Industrie- und Logistikgeländen sowie zwischen Standorten – kosteneffizient, CO₂-frei und rund um die Uhr.
Unser System besteht aus fahrerlosen Shuttles, die Paletten automatisch über ein eigenes, sicheres Spurnetz transportieren und an intelligenten Ladeterminals selbstständig be- und entladen. Damit automatisieren wir den gesamten Transportprozess, von der Beladung bis zur Entladung.

Unser System ist modular anpassbar und kann sowohl für kurze Distanzen auf Werksgeländen und in Industriegebieten als auch für Langstreckenverbindungen zwischen Hubs (z. B. City-Logistik) genutzt werden.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Christoph Tullius: Teilautomatisierte Systeme gibt es, ja – aber keine Lösung, die den gesamten Palettentransport wirklich durchgehend automatisiert, und zwar auch im Outdoor Bereich.
Klassische fahrerlose Transportsysteme (FTS) und autonome mobile Roboter (AMR) funktionieren nur mit teurer Sensorik und bei niedriger Geschwindigkeit. Schienenbasierte Systeme sind dagegen nicht flexibel und erfordern hohe Investitionen.

Ecoro schließt genau diese Lücke: Wir kombinieren kostengünstige kamerabasierte Automatisierungstechnologie mit intelligenten Be- und Entladeterminals und schaffen so ein durchgängig automatisiertes System. Unsere Fahrzeuge können bis zu 60 km/h fahren, rund um die Uhr. So bringen wir Automatisierung über die Werkshalle hinaus.

Erfahrung aus Automotive und Logistik als Gründungsbasis

Munich Startup: Was ist eure Gründungsstory?

Christoph Tullius: Die Idee entstand aus unserer gemeinsamen Erfahrung in der Automobil- und Logistikbranche, sowie Daniels Erfahrung mit Hyperloop-Systemen. Wir haben erkannt, dass automatisierter Transport noch am Anfang steht, weil aufwendige Regulatorik, teure und komplexe Technik sowie Sicherheitsbedenken die Entwicklung bremsen. Gleichzeitig suchen unsere Kunden aktiv nach Automatisierungslösungen.

Aus dieser Erkenntnis heraus haben wir Ecoro gegründet, um den Palettentransport endlich vollständig zu automatisieren. Unser Gründerteam vereint über 40 Jahre Erfahrung in Automotive, Robotik und Logistik – und wir teilen eine langjährige Freundschaft.

Was als gemeinsame Vision begann, ist heute ein mehrfach ausgezeichnetes Deep-Tech-Startup mit Partnern aus Industrie, Forschung und Infrastruktur.

Munich Startup: Was waren bisher eure größten Herausforderungen?

Christoph Tullius: Unsere größten Herausforderungen lagen in der Kombination von Hardware und Software, also sehr unterschiedlichen Welten, die perfekt ineinandergreifen müssen.
Dabei ist unser Anspruch ist nicht nur, ein fahrerloses Fahrzeug zu entwickeln, das auch außerhalb von Hallen zuverlässig funktioniert, sondern zudem verschiedene Systemkomponenten zu einem funktionierenden Gesamtsystem zu verbinden – vereint in unserer Ecoro-Softwareplattform. Nur so können wir unseren Kunden eine günstige Systemlösung als One-Stop-Shop bieten.

Parallel dazu war es herausfordernd, die Finanzierung zu sichern und Investoren von unserem Produkt zu überzeugen, bevor ein physischer Demonstrator verfügbar war. Diese Hürden haben uns gezwungen, sehr fokussiert, kreativ und partnerschaftlich zu arbeiten – und sie haben uns als Team deutlich gestärkt.

Von Pilotprojekten bis zur internationalen Skalierung

Munich Startup: Wo möchtet ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Christoph Tullius: Im Oktober dieses Jahres präsentieren wir unsere nächste, stark verbesserte Shuttle-Generation und eine voll funktionsfähige Demonstrationsanlage – die Basis für unsere ersten Pilotprojekte ab 2026. In einem Jahr wollen wir die ersten Fahrzeuge an unsere Pilotkunden ausgeliefert haben.

In fünf Jahren sehen wir uns als führenden Anbieter für automatisierten Palettentransport – mit Hunderten Shuttles im Einsatz, einem industriellen Serienpartner an unserer Seite und ersten Projekten auf internationalen Märkten.
Langfristig ist unser Ziel, unsere günstige kamerabasierte Steuerungstechnik breit in den Einsatz zu bringen und gleichzeitig eine neue Transportkategorie zu etablieren: automatisierten Güterverkehr auf eigenen Spuren als Rückgrat klimaneutraler Logistik.

Munich Startup: Wie habt ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Christoph Tullius: München ist für uns ein idealer Standort, insbesondere durch die Nähe zu Technologie, Industrie und Wissenschaft. Der Austausch mit Partnern wie der TU München, dem Garching Forschungszentrum und Programmen wie EIT Urban Mobility hat unsere Entwicklung deutlich beschleunigt. Gleichzeitig bietet München ein starkes Netzwerk an Investoren, Innovationszentren und Corporates, die offen für Deeptech-Kooperationen sind.

Die größte Herausforderung bleibt der Wettbewerb um Talente und die hohen Lebenshaltungskosten, doch das innovative Umfeld und die Qualität der Kontakte machen dies mehr als wett.

Munich Startup: Schneller Exit oder langer Atem?

Christoph Tullius: Ganz klar: langer Atem mit strategischer Perspektive. Wir bauen eine Technologie auf, die Industrieprozesse nachhaltig verändert – das braucht Zeit, starke Partner und solides Wachstum. Ein schneller Exit war nie unser Ziel. Stattdessen wollen wir Ecoro so weit entwickeln, dass eine strategische Übernahme durch einen Industrie- oder Automobilkonzernlangfristig sinnvoll wird – idealerweise ab 2029, wenn unsere Technologie serienreif und international skalierbar ist. Bis dahin investieren wir in Innovation und Substanz, nicht in Hype.