Der Portugiese nimmt nach der Verletzung von Ermedin Demirovic die Position des Mittelstürmers ein. Dadurch ändert sich einiges – nicht nur im Spiel beim VfL Wolfsburg.

Tiago Tomas hat in dieser noch jungen Saison bereits bemerkenswerte Fußballmomente geschaffen. Als er mit der Hacke das Anschlusstor bei Union Berlin erzielte, als er mit Finesse spektakulär ein Tor im DFB-Pokalspiel bei Eintracht Braunschweig vorbereitete und als er dank seiner Schnelligkeit in der Bundesliga gegen den FC St. Pauli einen Foulelfmeter herausholte.

Es sind solche Szenen, die den Stürmer des VfB Stuttgart auszeichnen. Er verbindet Technik und Tempo auf eine besondere Weise. Eine Fähigkeit, die den Portugiesen in seinen besten Augenblicken mit seinen geschmeidigen Bewegungen sogar wie einen Spieler des FC Arsenal aussehen lässt.

Erstmals Fixpunkt bei Sebastian Hoeneß

Allerdings legt Tomas gerne mal Kunstpausen ein. Und sein Offensivspiel ist gelegentlich von zu hohem Risiko geprägt. Das ist einerseits trotzdem gut, weil der 23-Jährige die Dribblings nicht scheut. Andererseits führt dieser Ansatz zu unnötigen Ballverlusten. Dennoch hat ihn Sebastian Hoeneß vor der Partie an diesem Samstag (15.30 Uhr) beim VfL Wolfsburg zum Fixpunkt im Angriff bestimmt – aufgrund seiner Flexibilität.

„Tiago ist schwierig zu verteidigen“, sagt der Trainer, „und er wird spielen.“ Als Ersatz für den verletzten Ermedin Demirovic. Damit ändert sich das Stuttgarter Spiel, da Tomas kein klassischer Mittelstürmer ist, der mit dem Rücken zum Tor agiert und im Strafraum beim Abschluss explodiert.

Tomas verkörpert den spielenden Neuner, der in die Tiefe sprintet. „Ich bevorzuge es, über die linke Seite zu kommen, aber ich kann in der Offensive mehrere Positionen einnehmen. Das weiß der Trainer und wir haben zuletzt darüber gesprochen, dass ich nun aufgrund der Personalsituation eventuell mehr über die Mitte spielen soll. Das hängt auch vom Gegner ab und davon, was Sebastian Hoeneß von mir verlangt“, sagt der Stürmer zur veränderten Rolle. Fremd ist ihm die Position jedoch nicht: „In der Jugend habe ich immer im Zentrum gespielt. Aber damals waren die körperlichen Unterschiede zu den Verteidigern nicht so markant wie jetzt in der Bundesliga. Wir waren oft gleich groß und ich war eben schneller. Nun ist das anders, wenn ich versuche, in den gegnerischen Strafraum zu gelangen.“

Im ureigensten Stürmerrevier wird es entscheidend. Dabei arbeitet der 1,80 Meter große und feingliedrige Tomas an einer höheren Effektivität. „In meiner Statistik habe ich noch Luft nach oben. Vielleicht sollte ich als Stürmer vor dem Tor egoistischer werden, um mehr Treffer zu erzielen. Bisher habe ich oft versucht, den besser postierten Mitspieler zu finden. Das ist im Grunde schon immer mein Spiel gewesen“, sagt er.

Rückkehr an die alte Wirkungsstätte

Vor der Rückkehr zum VfB kam Tomas (Vertrag bis 2029) für die Stuttgarter in 47 Pflichtspielen auf acht Tore und vier Vorlagen, für die Wolfsburger waren es danach in 65 Begegnungen neun Tore und sechs Vorlagen. Jetzt geht es darum an alter Wirkungsstätte neue Stärke zu demonstrieren. „Die Begegnung in Wolfsburg ist natürlich etwas Besonderes für mich, da ich dort noch einige Freunde habe. Ich bin dem VfL auch dankbar, weil es eine wichtige Etappe in meiner Karriere war und sie dort an mich geglaubt haben. Doch jetzt spiele ich wieder im VfB-Trikot und verspüre große Lust in der Wolfsburger Arena aufzulaufen – und zu gewinnen“, sagt der Südeuropäer, der sich in Stuttgart schnell eingelebt hat. Privat und sportlich.

„Ich fühle mich hier sehr wohl. Fast wie zuhause, da ich die Stadt und den Club schon kannte und zudem schätze. Und jetzt da sich der VfB sehr gut entwickelt hat, ist es für mich vor allem sportlich eine tolle Sache, zurückgekommen zu sein. Wir sind in der Bundesliga ambitioniert und ich spiele zudem mit dem VfB international“, sagt Tomas, den die Fans und das Stadion in Stuttgart begeistern. Profitieren will er auch von der starken Mannschaft und der Zusammenarbeit mit Hoeneß: „Er macht uns besser.“

Dabei kommt ihm die schwäbische Spielphilosophie entgegen. „Natürlich musste ich mich nach meiner Zeit in Wolfsburg ein wenig an die neue Spielweise gewöhnen. Aber beim VfB wird die Art von Fußball gespielt, die ich mag und die am besten meine Stärken hervorbringt. Wir spielen offensiv und die technischen Anforderungen sind hoch, da wir viel Ballbesitz haben“, sagt Tomas.

https://www.youtube.com/watch?v=Gr7XBokbfwU

Aus Portugal ist er ein technisches Spiel gewohnt. „Von Kindesbeinen an. Dabei weiß ich gar nicht, ob meine Spielweise durch die Ausbildung in der Akademie von Sporting Lissabon geprägt ist oder sich mehr auf dem Schulhof beim Spiel mit Freunden entwickelt hat. Ich kann sagen: ich liebe das sogenannte ‚jogo bonito“ – das schöne Spiel.“ Dazu will Tomas beim VfB dauerhaft beitragen – mit vielen weiteren spektakulären Szenen.