Die Berliner Polizei hat das gesamte Personenschutzkommissariat LKA 616 aufgelöst, weil ehemalige Beamte unter Korruptionsverdacht stehen. Bushidos Leibwächter sollen den Rapper nach Ende ihrer offiziellen Tätigkeit „privat betreut und dienstliche Ressourcen unzulässig genutzt haben“, wie die Behörde mitteilte. Anhand von zwei beteiligten Beamten wurde die Polizei auf den Vorgang aufmerksam, wie eine Sprecherin auf Tagesspiegel-Anfrage sagte. Laut Informationen der „B.Z.“ sollen bis zu zehn Polizisten involviert gewesen sein.

Tagesspiegel Checkpoint: Berlins beliebtester Newsletter

Der schnellste Berlin-Überblick von Montag bis Samstag.

Offenbar war auch eine Führungskraft des Kommissariats beteiligt. Sie wurde „mit Wirkung von heute“ von ihren Aufgaben entbunden. „Korruption, private Einflussnahme und illoyales Verhalten werden nicht geduldet, sondern konsequent verfolgt“, teilte die Berliner Polizei mit.

Einladung zu Bushidos Bootsparty

Bushido soll die Bodyguards zu einer Bootsparty am Wannsee eingeladen haben, wie die „B.Z.“ berichtet. Außerdem überließ der Rapper ihnen demnach Möbel und Elektrogeräte, bevor er von Deutschland nach Dubai umzog.

Auch bei Urlauben und Auftritten im Fernsehen sollen sie Bushido begleitet haben. Laut „B.Z.“ gab es bereits früher interne Hinweise auf die Aktivitäten der Personenschützer. Final flogen sie demnach auf, weil Kollegen sie im Hintergrund eines Interviews mit Bushido erkannten.

Polizei ermittelt auch zu Bushido-Interview

„Bisher ist hier das thematisierte Videointerview mit Frauke Ludowig bekannt. Dieses ist Gegenstand der aktuellen Ermittlung.“, sagte Polizeisprecher Florian Nath der „B.Z.“.

Welche strafrechtlichen Vorwürfe gegen die Bodyguards erhoben werden, konnte eine Polizeisprecherin dem Tagesspiegel nicht sagen. Vorteilsannahme sei „am naheliegendsten“, doch es lägen noch keine abschließenden Erkenntnisse vor.

Als Reaktion auf den Vorgang führt die Berliner Polizei „Aufsichts- und Kontrollmechanismen ein, überprüft Dienstanweisungen zum Umgang mit Schutzpersonen und verpflichtet alle Führungsebenen zu regelmäßiger Transparenzberichterstattung“. Diese Maßnahmen seien nötig, um das Vertrauen in die Polizei zu sichern, sagte Vizepolizeipräsident Marco Langner.

Mehr zur Berliner Polizei Auf Bürgersteig und in Gegenverkehr gefahren Autofahrer mit Drogen und Schusswaffe flieht in Berlin vor Polizei – mehrere Unfälle Polizei sperrt Bereich ab Mutmaßliche Schüsse auf Fahrschule in Berlin-Reinickendorf entdeckt Brandanschlag geplant? Einbrecher verwüsten Restaurant in Späth’schen Baumschulen in Berlin-Treptow

Stephan Weh, Vize-Landeschef der Polizeigewerkschaft GdP, begrüßte die Reaktion der Behörde auf die Vorwürfe. „Das betreffende Kommando aufzulösen und begleitende Maßnahmen, bis die schwerwiegende Vorwürfe umfassend geklärt sind, ist der einzig richtige Weg. Wir reden im LKA 61 über Spezialkräfte, an die aufgrund des individuellen Schutzauftrags noch mal ein ganz besonderer Anspruch besteht. Umso wichtiger ist es, hier umfassend und transparent mit Fehlverhalten umzugehen“, teilte Weh mit.