
Georg Nemetschek, Maximilian Viessmann und Isolde Liebherr gehören zu reichsten Menschen in Deutschland. Ihre Familien verfügen über Milliarden.
picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka | Swen Pförtner / Sueddeutsche Zeitung | Rumpf, Stephan / Unsplash / Collage: Lea Oetjen, Business Insider
In Deutschland gibt es mehr Milliardäre denn je, doch viele von ihnen leben im Verborgenen.
Diese sieben Unternehmerfamilien kontrollieren Milliardenkonzerne, ohne im Rampenlicht zu stehen.
Von Viessmann bis Liebherr: Sie prägen zentrale Branchen und zeigen, wie stiller Reichtum funktioniert.
Wenn in Deutschland über großen Reichtum gesprochen wird, sind die bekannten Namen immer schnell genannt: Quandt, Porsche, Schwarz. Das sind Familien, die synonym für enorme Macht, Tradition und Milliarden an Euro gelten. Ihre Geschichten sind erzählt, ihre Gesichter bekannt. Doch während sie das Rampenlicht oft gewohnt sind, gibt es noch eine andere Liga des Wohlstands.
Abseits öffentlicher Aufmerksamkeit haben sich noch weitere Unternehmerdynastien etabliert, deren Vermögen in die Milliarden geht – und die dennoch kaum jemand kennt. Sie besitzen Konzerne, die in ihrem Segment absolute Weltmarktführer sind. Sie prägen Branchen, die das Fundament der deutschen Wirtschaft bilden. Und doch begegnet man den Namen der Milliardäre selten in den Medien.
Diese Familien haben ein Milliarden-Vermögen
Das „Manager Magazin“ hat jetzt allerdings die Liste der 500 reichsten Deutschen veröffentlicht – und da tauchen auch Namen auf, die der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt sein dürften. Business Insider stellt euch insgesamt 7 Familien vor, die zu den reichsten Menschen in Deutschland gehören.
7. Familie Nemetschek
Was in den 1960er-Jahren als Ingenieurbüro begann, ist heute ein milliardenschwerer Softwarekonzern: Die Nemetschek Group zählt zu den führenden Anbietern von Architektur-, Bau- und Designsoftware weltweit. Firmengründer Georg Nemetschek, der inzwischen 91 Jahre alt ist, hat früh auf Digitalisierung gesetzt – ein strategischer Weitblick, der ihn zu einem der reichsten Unternehmer Deutschlands machte.

Das Foto zeigt Prof. Dipl.-Ing. Georg Nemetschek im Jahr 2009.
picture-alliance / Sueddeutsche Zeitung Photo | Rumpf, Stephan
Das „Manager Magazin“ schätzt das Vermögen der Familie auf 7,3 Milliarden Euro, inklusive eines satten Plus von einer Milliarde im Vergleich zum Vorjahr entspricht und mit dem Tech-Boom zu erklären ist. Denn: Bis heute hält die Familie bedeutende Anteile am Unternehmen und steht für den selten gewordenen Typus des visionären Ingenieursunternehmers – mit Erfolg. Der Konzern zählt mehr als 3000 Mitarbeitende in 142 Ländern und schrieb zuletzt vielversprechende Zahlen.
4. bis 6. Familien von Braunbehrens, Bode und Sethe
Weniger bekannt, aber wirtschaftlich einflussreich sind die Familien von Braunbehrens, Bode und Sethe. Über die Wegmann-Unternehmens-Holding kontrollieren sie den deutschen Teil des Rüstungskonzerns KNDS N.V. (KMW + Nexter Defense Systems), der aus der Fusion von Krauss-Maffei Wegmann und dem französischen Hersteller Nexter entstand und seinen Sitz in Amsterdam hat.

Die Familien halten sich vollends aus der Öffentlichkeit zurück. Gründer des Milliarden-Imperiums war August Bode.
picture alliance / Joko
Rund 26 Gesellschafter halten Anteile an der Holding, die wichtigsten Linien stammen dabei aus den drei Familien. Die Ursprünge reichen zurück bis August Bode, der bereits 1912 die Kasseler Waggonfabrik leitete – ein Unternehmen, aus dem später KMW hervorging.
Heute beschäftigt der Konzern etwa 3.000 Menschen und zählt zu den bedeutendsten Produzenten militärischer Fahrzeuge in Europa. Die Eigentümerfamilien kontrollieren ein Vermögen von 8 Milliarden Euro, treten jedoch kaum öffentlich in Erscheinung. Übrigens: Aufgrund des Rüstungsbooms erlebt auch das Vermögen einen echten Boom – nämlich ein Plus von 5,3 Milliarden im vergangenen Jahr.
3. Familie Liebherr
Die Erfolgsgeschichte der Familie Liebherr begann 1949 im oberschwäbischen Kirchdorf an der Iller, als der Baumeister Hans Liebherr den ersten mobilen Turmdrehkran entwickelte – eine Innovation, die die Bauwirtschaft revolutionierte. Aus dieser Idee wuchs einer der größten Technologiekonzerne Europas, mit mehr als 50.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von über 14 Milliarden Euro.

Isolde Liebherr (rechts) traf 2019 den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier am Liebherr-Standort im bulgarischen Radinowo, wo rund 2.000 Mitarbeitende Kühl- und Gefriergeräte fertigen.
picture alliance / dpa | Bernd von Jutrczenka
Heute wird das Unternehmen von Isolde Liebherr und Willibald Liebherr, zwei Kindern des Gründers, geführt. Und: Auch Enkelgenerationen sind in leitenden Positionen aktiv. Die Liebherr-Gruppe ist bis heute vollständig im Familienbesitz – ohne Börsennotierung, ohne Fremdkapital. Ihr Vermögen wird auf 9,5 Milliarden Euro geschätzt, doch die Familie bleibt ihrem Grundsatz treu, Reichtum als Verpflichtung zu sehen und nicht als Bühne.
2. Familie Brenninkmeijer
Die Wurzeln der Familie Brenninkmeijer reichen bis ins 19. Jahrhundert. Damals, im Jahr 1841, gründeten die Brüder Clemens und August Brenninkmeijer im niederländischen Sneek den Textilhändler C&A. Was als Stoffgeschäft begann, wurde zu einem internationalen Modekonzern mit 1300 Filialen in mehr als 20 Ländern.
Die Familie Brenninkmeijer verfügt über ein Vermögen von 14,2 Milliarden Euro, inklusive eines Plus von 700 Millionen im vergangenen Jahr. Das Geld der Milliardäre wird über die Cofra Holding AG in Zug (Schweiz) verwaltet und investiert.
Lest auch

Inhaberfamilie wieder an der Macht bei C&A: So tickt die geheimnisvolle Brenninkmeijers-Dynastie
Neben C&A gehören zur Cofra-Gruppe auch etliche Immobilien- und Beteiligungsunternehmen. Die Familie zählt mehr als 500 Mitglieder und ist bekannt für ihre katholische Prägung und ihre extreme Diskretion: öffentliche Auftritte oder Interviews gibt es praktisch nicht. Und dennoch ist ihr Einfluss wahrlich enorm – nicht nur im Handel, sondern auch in Finanz- und Immobilienmärkten.
1. Familie Viessmann
Kaum eine Marke steht so sehr für deutschen Mittelstand wie Viessmann. Aus einem Heiztechnikbetrieb in Nordhessen ist ein internationaler Konzern geworden, der heute Lösungen für Energie, Klima und Kühlung anbietet. Die Familie hat früh erkannt, wie wichtig Nachhaltigkeit und technologische Transformation sind – und das Unternehmen konsequent auf Zukunftsmärkte ausgerichtet.

Maximilian Viessmann (links) lernte bei einem Termin im Jahr 2017 die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kennen – und zwar bei der Einweihung des Forschungs- und Entwicklungszentrums seiner Firma.
picture alliance / Swen Pförtner/dpa | Swen Pförtner
Nach dem teilweisen Verkauf an den US-Konzern Carrier Global konzentriert sich die Familie nun auf neue Geschäftsfelder – und bleibt damit eine der wohlhabendsten in Deutschland. Laut des „Manager Magazin“ verfügt die Familie über ein Vermögen von 14,2 Milliarden Euro, was 300 Millionen weniger sind als im Vorjahr.
Geschäftsführer der Unternehmensgruppe ist der erst 36-jährige Maximilian Viessmann. Er ist studierter Wirtschaftsingenieur und sammelte erste Job-Erfahrungen als Berater bei der Boston Consulting Group in München und Schanghai. Dann betreute er als sogenannter „Business Angel“ mehrere Start-ups als Begleiter, Berater und Investor. Im Jahr 2015 trat er ins familieneigene Unternehmen ein, das sein Uropa im Jahr 1917 gegründet hatte. „Forbes“ schätzt allein sein Vermögen auf 6,1 Milliarden Euro.