An der Haustür einer Grünen-Politikerin aus Dietzenbach hat es eine Explosion gegeben. Sie sei „geschockt“ und müsse nun damit leben, dass womöglich ein Anschlag auf sie verübt wurde, sagte die Betroffene. Der Staatsschutz ermittelt.
An dieser Haustür in Dietzenbach explodierte ein Gegenstand – die Polizei ermittelt
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02:03 Min.|16.10.25, 19:30 Uhr|hessenschau
Explosion an Haustür von Grünen-Politikerin in Dietzenbach
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Der Staatsschutz ermittelt nach einer Explosion an der Haustür der Grünen-Politikerin Edeltraud Chawla in Dietzenbach (Offenbach). Das Motiv sei weiterhin unklar, es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes am Freitag.
Gegen 0.30 Uhr gab es in der Nacht zum Donnerstag eine Explosion, eine Scheibe der Haustür wurde zerstört. Ein politisches Motiv schließen die Ermittler nicht aus.
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Mutmaßlicher Anschlag auf Haus von Grünen-Politikerin
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Chawla wohnt in dem Haus mit ihrer Familie. Zum Zeitpunkt der Explosion saß sie mit ihrem Mann auf dem Sofa, ihr Sohn war in seinem Zimmer und sei durch den lauten Knall ebenfalls aufgeschreckt worden, berichtete sie am Donnerstag dem hr.
Chawla: „Ich bin ziemlich geschockt“
„Ich bin ziemlich geschockt, habe kaum geschlafen“, sagte sie. Sie müsse nun wohl damit leben, dass jemand einen Anschlag auf sie und ihre Familie versucht hat. Chawla ist Co-Fraktionssprecherin der Grünen in Dietzenbach.
Ihr Mann sei nach der Explosion rausgegangen, während sie den Notruf wählte. Der Knall war auch in der Nachbarschaft zu hören, bei der Polizei gingen mehrere Notrufe ein.
Politikerin rätselt über Hintergrund
Chawla ist erst seit vier Jahren in der Politik. Ein allgemeines Grünen-Bashing habe sie natürlich mitbekommen, aber in ihrem Umfeld in der Partei und in Dietzenbach habe sie von Anfeindungen bisher nichts gehört.
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00:21 Min.|16.10.25|Saskia Klingelschmitt
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Sie hat keinen Anhaltspunkt, was der Hintergrund des Angriffs auf sie und ihre Familie sein könnte: „Jetzt haben wir einen abgesperrten Eingangsbereich, einen Tatort“, sagte sie.
Ursache der Explosion noch unklar
Laut Polizei sind am Eingang Schmauchspuren gefunden worden, die auf eine Detonation hindeuten. Das Türblatt sei „erheblich beschädigt“ worden. Ob durch einen größeren Böller oder etwas anderes, sei noch unklar. Die Polizei geht davon aus, dass der Gegenstand dort befestigt wurde. Der Schaden liege bei mehreren tausend Euro.
Spuren der Explosion an der Tür in Dietzenbach
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Nach dem Knall sei eine Person auf dem Gehweg weggerannt, so die Ermittler. Außerdem sei eine zweite Person gesehen worden. Ein weißer SUV sei beobachtet worden, der aus dem Wohngebiet wegfuhr. Auch hier prüft die Polizei einen Zusammenhang mit der Tat.
Bringen Videoaufnahmen Hinweise?
Neben der Spurensicherung seien zahlreiche Befragungen durchgeführt worden, teilte das LKA mit. Zudem würden vorhandene Videoaufnahmen ausgewertet. Anwohner, die selbst über eine Videoüberwachungsanlage verfügen, sollen sich bei der Polizei melden.
Auch ein Polizeihubschrauber kam zum Einsatz. Von den Tätern gibt es bisher aber keine Spur. LKA und Polizei ermitteln wegen des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion. Die Ermittler hoffen nun auf weitere Zeugen.
Grüne: Angriff auf freiheitlich-demokratische Grundordnung
Die Landtagsfraktion der Grünen und die Partei verurteilten den mutmaßlichen Angriff. Attacken auf Politikerinnen und Politiker dürften in einer Demokratie keinen Platz haben.
Wer Gewalt gegen demokratisch gewählte Politiker ausübe, „greift unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung an“, heißt es in einer Stellungnahme vom Donnerstag. „Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sie ihre Arbeit ohne Angst vor Übergriffen leisten können.“
Innenminister Poseck: „Gefährliche Tat“
Auch Innenminister Roman Poseck (CDU) äußerte sich am Donnerstag zu dem Vorfall. Es handele sich um eine „gefährliche Tat, bei der glücklicherweise niemand verletzt wurde“, sagte er.
Da zu den Hintergründen und zum Motiv noch nichts bekannt sei, rate er von Spekulationen ab. „Die Polizei nimmt die Tat sehr ernst“, sagte Poseck.
AfD: „Ohne Wenn und Aber zu verurteilen“
AfD-Fraktionschef Robert Lambrou teilte mit, seine Fraktion verurteile den Anschlag auf das Schärfste. „Gewalt ist in der politischen Auseinandersetzung ohne Wenn und Aber zu verurteilen, egal von wem sie ausgeht, egal wen sie trifft“, sagte er. Wer dazu greife, müsse mit allen Mitteln des Rechtsstaats zur Verantwortung gezogen werden.
Redaktion:
Sonja Süß
Sendung:
hr-fernsehen, hessenschau,
16.10.25, 19:30 Uhr
Quelle: hessenschau.de/Saskia Klingelschmitt
Veröffentlicht am 16.10.25 um 08:41 Uhr