Die kroatischen Spieler und Zuschauer machten den deutschen Herren zwar das Leben schwer, doch Jörg Roßkopfs Schützlinge bestanden auch diesen Test und zogen mit einem 3:1-Sieg ins EM-Halbfinale ein.

Im Achtelfinale der Team-EM in Zadar hatten es die deutschen Herren bereits mit einem unangenehmen Gegner, den Dänen, zu tun bekommen, deren Hoffnungen sie aber im Keim erstickten. Viertelfinalgegner Kroatien erwies sich als größerer Prüfstein. Unterstützt von lautstark anfeuernden Zuschauern beendeten die Gastgeber Deutschlands bisherige 3:0-Serie in Zadar. Nichtsdestotrotz behielten die DTTB-Spieler die Nerven und bestanden diese Prüfung mit 3:1, was gleichbedeutend mit dem Medaillengewinn war.

Franziska wird aufgefangen

Den Anfang machten Patrick Franziska und Tomislav Pucar. Der Kroate war den Deutschen schon mehrfach zum Verhängnis geworden, jedoch konnte Franziska eine 3:0-Bilanz gegen ihn vorweisen. An diesem Tag sollte sich dies nicht als positives Vorzeichen erweisen. Der Saarbrücker TTBL-Spieler verspielte ein paar hohe Führungen, nutzte insgesamt acht Satzbälle nicht und zeigte ein paar Unsicherheiten, wie einen Aufschlagfehler zum 11:13 im ersten Satz, die man von ihm sonst nicht gewöhnt ist. „Den ersten Satz, in dem ich mit 10:5 geführt habe, muss ich gewinnen“, analysierte Franziska. „Aber er war dann mit seiner Rückhand irgendwann gefühlt überall, hat sehr gut und risikoreich gespielt. Es ist eine Qualität von uns, dass wir so ein ausgeglichenes Team haben und ich von den anderen aufgefangen wurde. Das ist ein sehr gutes Gefühl.“

Denn auf die deutsche Nummer eins, Benedikt Duda, war Verlass. Nach einem souverän gewonnenen ersten Satz gegen Kroatiens besten Spieler Andrej Gacina wurde es im zweiten kurz heikel. Duda war von einem 3:8-Rückstand auf 11:8 davongeeilt und konnte Gacinas Beschwerde zum verwandelten Satzball, dass dieser nicht an der Kante gewesen sein soll, nicht nachvollziehen. Duda musste einige Buh-Rufe der kroatischen Zuschauer über sich ergehen lassen, behielt aber seinen roten Faden und holte Deutschland ungefährdet den Ausgleich. „Dafür mache ich Mentaltraining, um in solchen Situationen cool zu bleiben. Das hat mich nur noch stärker gemacht“, berichtete Duda, der seine Führungsrolle in diesem Spiel noch einmal untermauerte. „Ich fühle mich super damit. Das sind die Momente, für die man trainiert. Dass die anderen auf einen zählen können und man das Vertrauen, das die Trainer in einen gesteckt haben, zurückzahlen kann.“

Frankreich Strich durch die Rechnung machen

Die Führung folgte sogleich, obwohl auch Dang Qiu kein leichtes Spiel mit Filip Zeljko hatte. Den ersten von dem Penholder-Ass gewonnenen Satz glich der Kroate sogleich aus – und auch nach der wiederhergestellten Führung für Deutschland sah es anfangs so aus, als könne Zeljko sich weiter im Spiel halten. Doch Qiu ließ sich vom anfänglichen 0:6-Rückstand im vierten Satz nicht beirren, marschierte sehenswert auf 10:7 voraus und verwandelte seinen zweiten Matchball. Damit hatte Deutschland zum ersten Mal die Führung auf seiner Seite und hoffte nun auf Duda, der gegen Pucar sogar eine 12:1-Bilanz vorweisen konnte. Diesmal stimmte das Vorzeichen: Der Bergneustädter unterstrich seine Führungsrolle in der Mannschaft und zog mit seinem 3:1-Triumph einen Schlussstrich unter den deutschen Medaillengewinn.

Der Kampf um das Finalticket ist derweil selbst finalwürdig: Deutschland wird in der Vorschlussrunde auf die Franzosen treffen, die sich in Zadar in bestechender Form präsentieren. Ihr Viertelfinalmatch gegen Belgien gewannen Alexis und Felix Lebrun sowie Simon Gauzy ohne Satzverlust. „Frankreich ist hier der große Favorit, auch nach dem, wie sie hier durchs Turnier gehen“, findet Franziska. „Aber das ist das Spiel, das wir unbedingt wollten, auf das wir richtig Bock haben. Ich gehe jetzt noch mal in die Trainingshalle und bin dann hoffentlich bereit für morgen.“


Das Spiel im Überblick

Viertelfinale

Kroatien – Deutschland 1:3
Tomislav Pucar – Patrick Franziska 3:0 (11,8,10)
Andrej Gacina – Benedikt Duda 0:3 (-7,-8,-7)
Filip Zeljko – Dang Qiu 1:3 (-9,9,-5,-8)
Tomislav Pucar – Benedikt Duda 1:3 (-4,-9,7,-8)

Halbfinale

Deutschland – Frankreich, Samstag 13 Uhr